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Lexikon der Optik: Akkommodation

Akkommodation, Änderung des Brechwertes des Auges zur Einstellung auf veränderte Objektentfernungen. Es werden Nahakkommodation und Fernakkommodation unterschieden. Die A. ist das Resultat des Zusammenspieles von Ziliarkörper, Aderhaut und Augenlinse (Abb.). Gesteuert wird sie durch das parasympathische und das sympathische Nervensystem. Die Nahakkommodation wird durch den Parasympathikus, die Fernakkommodation durch den Sympathikus kontrolliert.

Die Nahakkommodation ist nicht die Folge einer vom Ziliarkörper auf die Augenlinse ausgeübten Kraft, sondern der Bewegung des Ziliarkörpers relativ zur Augenlinse. Unter dem Einfluß der parasympathischen Innervation bewegen sich die longitudinalen Fasern des Ziliarkörpers parallel zur Sklera (Auge) nach vorne. Da zwei gegenüberliegende Punkte des Ziliarkörpers sich auf der Innenseite einer sphärischen Fläche vom Äquator des Auges weg bewegen, nähern sie sich bei der Bewegung nach vorne an. Gleichzeitig bewegen sich die radären Fasern des Ziliarkörpers auf die Augenlinse zu. Der Muskelring, an dem die Linse aufgehängt ist, verringert seinen Durchmesser, so daß sich die Zonulafasern entspannen. Die entspannten Zonulafasern üben keine formverändernden Kräfte auf die Linse aus. Die Linse kann ihre Form entsprechend ihrer Eigenelastizität verändern (Abb.). Aufgrund der stärkeren Krümmung der Linse erhöht sich ihr Brechwert.

Die Linsenveränderungen während des Akkommodationsvorganges führen zu den veränderten Brechwerten des Auges. Die Formveränderung der Linse ist fast ausschließlich auf eine Dickenzunahme des Linsenkernes zurückzuführen. Die Nahakkommodation führt zu einer konusförmigen Veränderung der vorderen Linsenkapsel. Der Krümmungsradius des zentralen Teiles der vorderen Linsenkapsel wird kleiner, in der Peripherie hingegen flacht die Linse ab. Die Ursache der Konusbildung liegt in den unterschiedlichen elastischen Eigenschaften von Linsenkern und Linsenrinde. Der Linsenkern ist leichter verformbar als die Linsenrinde.

Zonulafasern, Ziliarkörper und Bruchsche Membran sind ein zusammenhängendes elastisches Band, das die Linse mit dem Skleralkanal des Sehnervs verbindet. Bei der Bewegung des Ziliarkörpers nach vorne und nach innen werden die elastischen Fasern der Bruchschen Membran gedehnt. Die Dehnung der Bruchschen Membran geht mit der Speicherung von Energie einher, die zur Fernakkommodation eingesetzt wird. Diese ist ein physikalischer Vorgang, bei dem die in der Bruchschen Membran gespeicherte Energie dazu verwendet wird, den Ziliarkörper wieder nach außen von der Linse weg und nach hinten zum Augenäquator zu ziehen. Dabei werden die Zonulafasern angespannt, die Linse wird flachgezogen, wodurch diese ihren Brechwert verringert (Abb.).

Die von der Pars plana des Ziliarkörpers ausgehenden Zonulafasern werden bei der Nahakkommodation gespannt. Diese Haltefasern gehen an der Ora serrata in die innere Grenzmembran der Netzhaut über, so daß bei der Nahakkommodation Zugkräfte auf die Netzhaut ausgeübt werden. Pro Dioptrie Akkommodationsaufwand wird die Netzhaut um 0,05 mm nach vorne gezogen. Diese mechanische Belastung der peripheren Netzhaut ist die Ursache für die dort häufig auftretenden Netzhautrisse.

Die Steuerung der A. ist überwiegend an die Fovea gebunden. Ein unscharfes Netzhautbild ist der Stimulus, der die A. auslöst. Die Sehbahn, d.h. Netzhaut, Sehnerv, Tractus opticus, seitlicher Kniehöcker, sowie die Sehstrahlung bis zur primären Sehrinde bilden den afferenten Zweig der Akkommodationsbahn. Im Gehirn verlaufen Bahnen von der Sehrinde zum frontalen Augenfeld, wo der Bedeutungsgehalt der visuellen Information bewertet wird. Vom frontalen Augenfeld ziehen sich Bahnen zu den Edinger-Westphal-Kernen im Mittelhirn, wo das entsprechende Innervationsschema für die A. erzeugt wird. Von hier verlaufen parasympathische Nervenfasern im Nervus oculomotorius zum Ziliarganglion. Letzteres liegt in der Orbita, ca. 1 cm vor dem Auge. Vom Ziliarganglion zieht sich der Ziliarnerv zum Auge. Er gelangt am hinteren Augenpol in das Auge und läuft diffus verteilt durch die Aderhaut zum Ziliarkörper.

Die den Parasymypathikus hemmende sympathische Innervation nimmt den typischen Verlauf über den Hypothalamus, den Hirnstamm und das Rückenmark bis zum Halsmark am Übergang zwischen Hals- und Brustwirbelsäule. An der letzten cervicalen und den ersten beiden thorakalen ventralen Wurzeln des Rückenmarks verlassen die sympathischen Fasern das Rückenmark und laufen nun aufwärts zum Ganglion cervicale superior. Von hier steigen die sympathischen Fasern parallel zur Halsschlagader aufwärts und gelangen schließlich mit dem ersten Zweig des Nervus trigeminus, dem Nervus ophthalmicus, zur Orbita. Im Nervus ophthalmicus verlaufen die sympathischen Fasern innerhalb des Nervus nasociliaris direkt zum Auge.

Die parasympathische Innervation des Ziliarkörpers ist die dominierende. Der Sympathikus übt eine hemmende Wirkung auf den Parasympathikus aus. Der Akkommodationsvorgang dauert beim Übergang von der Ferne zur Nähe rund 1,20 s, während er für den Übergang von der Nähe zur Ferne rund 0,75 s benötigt.



Akkommodation: Akkommodation des Auges. a) Fernakkommodation. b) Nahakkommodation. T Spannungsfasern, PPZ Haltefasern, P Zonulaplexus, I Iris, C Hornhaut, L Linse, CM Ziliarmuskeln, SC Skleralsporn, AZ Zonulafasern (nach Kaufmann, in Alders Physiology of the Eye, Mosby, St. Louis 1993, S. 391).

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