Lexikon der Optik: Sucher
Sucher, Hilfsgerät für die photographische Kamera, dient zur Auswahl des gewünschten Bildausschnittes bei Handkameras. Es gibt verschiedene Ausführungsformen:
1. Aufsichtssucher. Bei Boxkameras verwendet man einen einfachen Aufsichtssucher (Abb. 1). Der aufzunehmende Objektausschnitt wird über eine Linse und einen unter 45° stehenden Spiegel seitenverkehrt auf eine Mattscheibe projiziert. Dieses Prinzip wird auch bei zweiäugigen Spiegelreflexkameras angewandt, nur daß an Stelle der Linse ein mit dem Kameraobjektiv gekoppeltes Sucherobjektiv eingesetzt wird und auf der Mattscheibe gleichzeitig die Scharfeinstellung erfolgt. Infolge der Streuung ist das Bild beim einfachen Aufsichtssucher sehr lichtschwach. Man bringt deshalb an Stelle der Mattscheibe besser eine zweite Linse an, die die erste in die Augenpupille abbildet. Dieser sogenannte Brillantsucher weist ein wesentlich helleres Sucherbild auf und ist an einfachen Kameras zu finden.
2. Durchsichtssucher. Ein sehr einfach gebauter S. ist der Rahmensucher. Er besteht aus einem Rahmen (evtl. mit Fadenkreuz) und einem Diopter (Durchblicksöffnung, Abb. 2). Die Entfernung zwischen Rahmen und Diopter sowie die Rahmengröße müssen so gestaltet sein, daß man mit der Augenpupille am Diopter denselben Objektausschnitt wie das Objektiv sieht. Die Einstellsicherheit ist gering, da der Rahmen nur unscharf gesehen wird. Kleinere Abmessungen erhält man mit den Linsendurchsichtssuchern. Die einfachste Form ist der Newton-Sucher (Abb. 3), der in seinem Aufbau ein umgekehrtes Galilei-Fernrohr darstellt. Die objektseitige Linse L1 begrenzt das Sehfeld und hat eine dem Aufnahmeformat ähnliche Form. Die Linse L2 wirkt als Okular. Der Newton-Sucher liefert ein verkleinertes, aufrechtstehendes und seitenrichtiges Bild. Jedoch erscheint auch hier die Begrenzung unscharf. Für höhere Ansprüche und bei Verwendung von Wechselobjektiven ist dieser S. nicht brauchbar. Man benutzt dann besser den Albadasucher (Abb. 4). Er entspricht prinzipiell dem Rahmensucher. Die dem Auge zugewandte dunkle Sucherrückwand R besitzt helle Linienmarkierungen für die verschiedenen Formate. Das Frontfenster besteht aus einer plankonkaven und einer plankonvexen Linse, die miteinander verkittet sind und eine planparallele Platte bilden. Die Kittfläche ist teildurchlässig verspiegelt, und der so gebildete Hohlspiegel läßt die helle Linienmarkierung der Sucherrückwand als scharfe Bildfeldbegrenzung erscheinen. Auf dieser Grundlage und unter Verwendung von Linsen sind auch andere sogenannte Leuchtrahmensucher oder Spiegelrahmensucher konstruiert worden.
Man kann auch ein kleines Fernrohr als S. verwenden. Das Objektiv eines solchen entwirft in der Zwischenbildebene ein reelles Bild, welches durch Prismen oder Linsen aufgerichtet und durch eine Lupe betrachtet wird. Die Bildfeldbegrenzung wird in der Zwischenbildebene angebracht. Um diesen Fernrohrsucher dem jeweiligen Photoobjektiv anzupassen, kann man entweder die Bildfeldbegrenzung veränderlich gestalten oder für jede Objektivbrennweite ein gesondertes Sucherobjektiv verwenden oder die Brennweite des Sucherobjektivs nach dem Prinzip eines Pankraten verändert (Universalsucher).
Teilweise vereinigt man den S. einer Kamera mit dem Entfernungsmesser. Man erhält auf diese Weise den Meßsucher (Abb. 5).
Jeder S. müßte sich eigentlich in der optischen Achse des Kameraobjektivs befinden. Das ist jedoch nicht möglich. Vielmehr ist die Sucherachse parallel zur Objektivachse versetzt. Bei großen Entfernungen macht dieser Unterschied nichts aus. Je kleiner die Aufnahmeentfernung wird, um so mehr weichen Kamera- und Sucherbild voneinander ab; es tritt Parallaxe auf. Diese wird durch den sogenannten Parallaxenausgleich kompensiert, wobei der S. entsprechend der Aufnahmeentfernung geneigt oder die Bildfeldbegrenzung verschoben wird. Dieser Ausgleich kann mit der Entfernungseinstellung des Kameraobjektivs mechanisch gekoppelt werden.
Sucher 4: Albadasucher. R dunkle Sucherrückwand, L helle Linienmarkierung des Bildfeldes, K teildurchlässig verspiegelte Kittfläche.
Sucher 5: Prinzip des Meßsuchers. b Basis, E Einblicksöffnung, R Sucherrahmen für Bildfeldbegrenzung, M Meßfenster, S1 teildurchlässiger Spiegel, S2 Schwenkspiegel, möglicherweise mit der Entfernungseinstellung des Objektivs gekoppelt. An den Stellen E und R können auch zwei Linsen angeordnet sein, die gemeinsam einen Newton-Sucher bilden; in diesem Falle ist zwischen S1 und S2 ebenfalls eine Korrekturlinse erforderlich.
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