Direkt zum Inhalt
Login erforderlich
Dieser Artikel ist Abonnenten mit Zugriffsrechten für diese Ausgabe frei zugänglich.

Sprache : Über Nacht weise

Nach einem Schlaganfall hält der Besitzer eines kleinen Bistros plötzlich philosophische Vorträge im Krankenzimmer. Hat eine Veränderung in seinem Gehirn die Tore zu tieferen Erkenntnissen geöffnet?
Philosoph nach Schlaganfall?

Er stand da, inmitten seiner Gäste, als er plötzlich – bums – zusammenbrach und zu Boden fiel.« Gestenreich schildert die Inhaberin eines kleinen Bistros im Randbezirk von Paris den Feuerwehrleuten das Unglück, das ihrem Ehemann Maxime zugestoßen ist. Die Einsatzkräfte bringen den Patienten in die Notaufnahme des nächsten Krankenhauses. Bei seiner Ankunft dort ist er wie weggetreten. Fragen, die man ihm stellt, kann er nicht beantworten, und auf Stimulation reagiert er mit heftigen, hastigen und drohenden Bewegungen.

In den kommenden Tagen wird seine Unruhe immer stärker, während er nach und nach das Bewusstsein wiedererlangt: Verwirrt redet er unzusammenhängendes Zeug, versucht, aus dem Krankenhaus zu fliehen, zerstört mutwillig Gegenstände und richtet Drohgebärden gegen das Personal. Medizinische Tests sind nur schwer mit ihm durchzuführen, da er sich nicht besonders kooperativ verhält.

Nach drei Tagen ist Maxime schließlich wieder gänzlich wach – und zur Verwunderung aller plötzlich ein völlig anderer Mensch. Als die Krankenschwestern nach ihm sehen, finden sie ihn sitzend auf seinem Bett auf der Intensivstation vor, während er vor seinen Zimmergenossen kurze, esoterisch und philosophisch anmutende Reden hält. Die heitere Sicherheit, mit der er seine Thesen vorträgt, und sein weises Auftreten verleihen ihm im Krankenzimmer eine starke Präsenz. So legt sich etwa bei der Frage »Was ist Gott?« ein kleines Lächeln auf seine Lippen, das durch die leichte Lähmung seines Gesichts noch ein wenig prägnanter wirkt. »Gott ist in freien Menschen!«, antwortet er und bringt damit seine Zuhörer zum Nachdenken. Dabei war Maxime seiner Frau zufolge früher oft aufbrausend und mochte weder Literatur noch Philosophie, Religion oder Mystizismus! …

Kennen Sie schon …

Gehirn&Geist – Faszination Gehirn: 38 Infografiken über unser Denken, Fühlen und Handeln

Weil Sprache allein nicht immer das beste Kommunikationsmittel ist, werden seit 2013 ausgewählte Inhalte auf eine andere Art präsentiert: in Infografiken. Denn manches lässt sich in Bildern so viel einfacher darstellen als mit Worten. In dieser Spezialausgabe von »Gehirn&Geist« präsentieren wir ein »Best-of« unserer Infografiken zu Psychologie, Hirnforschung und Medizin. Wie funktioniert unser Orientierungssinn? Was haben Darmbakterien mit der Psyche zu tun? Was macht eine angenehme Unterhaltung aus? Wie wirkt Alkohol im Gehirn? Und warum lassen wir uns im Supermarkt so leicht zu Spontankäufen animieren? Antworten auf diese und viele weitere Fragen finden Sie in dieser Spezialausgabe von »Gehirn&Geist«. Jede der 38 Grafiken im Heft widmet sich einem eigenen Thema.

Spektrum - Die Woche – Wann klingt eine Sprache schön?

Klingt Italienisch wirklich schöner als Deutsch? Sprachen haben für viele Ohren einen unterschiedlichen Klang, dabei gibt es kein wissenschaftliches Maß dafür. Was bedingt also die Schönheit einer Sprache? Außerdem in der aktuellen »Woche«: Rarer Fund aus frühkeltischer Zeit in Baden-Württemberg.

Spektrum - Die Woche – Eine Sprache für die Welt

Zur lebendigen Diversität unserer Welt gehört auch die Vielfalt der Sprachen, in denen Menschen kommunizieren. Doch könnte es übergeordnet auch eine Sprache geben, in der wir uns alle verständigen - wie Esperanto?

  • Quellen

Crosson, B.: Subcortical mechanisms in language: Lexicalsemantic mechanisms and thalamus. Brain and Cognition 40, 1999

Verstichel, P.: Aphasie thalamique. Revue Neurologique 159, 2003

Schreiben Sie uns!

Beitrag schreiben

Wir freuen uns über Ihre Beiträge zu unseren Artikeln und wünschen Ihnen viel Spaß beim Gedankenaustausch auf unseren Seiten! Bitte beachten Sie dabei unsere Kommentarrichtlinien.

Tragen Sie bitte nur Relevantes zum Thema des jeweiligen Artikels vor, und wahren Sie einen respektvollen Umgangston. Die Redaktion behält sich vor, Zuschriften nicht zu veröffentlichen und Ihre Kommentare redaktionell zu bearbeiten. Die Zuschriften können daher leider nicht immer sofort veröffentlicht werden. Bitte geben Sie einen Namen an und Ihren Zuschriften stets eine aussagekräftige Überschrift, damit bei Onlinediskussionen andere Teilnehmende sich leichter auf Ihre Beiträge beziehen können. Ausgewählte Zuschriften können ohne separate Rücksprache auch in unseren gedruckten und digitalen Magazinen veröffentlicht werden. Vielen Dank!

Bitte erlauben Sie Javascript, um die volle Funktionalität von Spektrum.de zu erhalten.