Neuropsychoanalyse: Das Hirn heilt mit
"Ich bin hier ziemlich allein mit der Aufklärung der Neurosen. Sie betrachten mich so ziemlich als einen Monomanen, und ich habe die deutliche Empfindung, an eines der großen Geheimnisse der Natur gerührt zu haben." Das schrieb Sigmund Freud im Mai 1894 an einen guten Freund, den Berliner Arzt Wilhelm Fliess. Tatsächlich entwickelte sich die Psychoanalyse als Theorie vom menschlichen Seelenleben sowie als Heilmethode weit gehend unabhängig von der akademischen Forschung. In seinem "Entwurf einer Psychologie" von 1895 unternahm der Mediziner Freud einen letzten Versuch, sein Modell der Psyche auf den Boden der biologischen Tatsachen zu stellen. Kurz nach der Niederschrift verabschiedete er sich davon, seine Theorie der Seelenleiden naturwissenschaftlich begründen zu wollen.
Dahinter stand die durchaus realistische Einschätzung, dass es beim damaligen Stand des Wissens und der Forschungsmethoden unmöglich sein würde, psychische Veränderungen auch hirnphysiologisch nachvollziehbar zu machen. Das änderte sich erst gegen Ende des 20. Jahrhunderts, als Neuropsychologen begannen, höhere kognitive Funktionen sowie die Mechanismen der unbewussten Informationsverarbeitung zu entschlüsseln. Mit Hilfe bildgebender Verfahren, die Einblicke in das arbeitende Gehirn gewähren, nahm eine neue Forschungsrichtung ihren Anfang – die Neuropsychoanalyse. Würde Freuds große Vision mit 100-jähriger Verspätung nun in Erfüllung gehen?
Ganz so weit sind wir noch nicht, doch es gibt viel versprechende Ansätze ...
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