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Neuro-Psychoanalyse: Wovon Freud nicht zu träumen wagte

Das Unbewusste spielt in der psychoanalytischen Theorie eine zentrale Rolle. Heute richten auch Neurowissenschaftler ihren Blick immer öfter auf das, was unserer bewussten Wahrnehmung verborgen bleibt.
Biologie des Bewusstseins
Wie stark beeinflussen unbewusste Vorgänge Ihren Alltag? Schwer zu sagen? Kein Wunder – bleiben uns doch unbewusste Impulse und Wünsche, die unsere Handlungen womöglich steuern, per Definition verborgen.
In den letzten Jahrzehnten gab es allerdings enorme technische Fortschritte, die es uns heute erlauben, die Aktivität des Gehirns direkt zu messen. So setzen sich inzwischen auch Hirnforscher mit psychoanalytischen Ideen auseinander, in denen unbewusste Kräfte traditionell eine wichtige Rolle spielen. Laut psychodynamischer Theorie etwa verfügen wir über verschiedene Möglichkeiten, beklemmende Gedanken oder Impulse aus dem Bewusstsein zu verbannen, so genannte Abwehrmechanismen. Dazu zählen unter anderem Verdrängung, Gedankenunterdrückung und Dissoziation.
Die Idee der Verdrängung beschrieb Sigmund Freud erstmals im Jahr 1892 ...

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Gehirn&Geist – Wer entscheidet? Wie das Gehirn unseren freien Willen beeinflusst

Was bedeutet es, ein Bewusstsein zu haben? Haben wir einen freien Willen? Diese Fragen beschäftigen Neurowissenschaft, Philosophie und Theologie gleichermaßen. Der erste Artikel zum Titelthema zeichnet die Entwicklung der neurowissenschaftlichen Forschung nach und zeigt, wie das Gehirn das subjektive Erleben formt. Anschließend geht es im Interview mit dem Neurophilosophen Michael Pauen um die Frage, ob wir frei und selbstbestimmt handeln oder nur Marionetten unseres Gehirns sind. Die Antwort hat Konsequenzen für unser Selbstbild, die Rechtsprechung und unseren Umgang mit KI. Daneben berichten wir, wie virtuelle Szenarien die traditionelle Psychotherapie erfolgreich ergänzen und vor allem Angststörungen und Posttraumatische Belastungsstörungen lindern können. Ein weiterer Artikel beleuchtet neue Therapieansätze bei Suchterkrankungen, die die Traumata, die viele Suchterkrankte in ihrer Kindheit und Jugend erfahren haben, berücksichtigen. Zudem beschäftigen wir uns mit der Theorienkrise in der Psychologie: Der Risikoforscher Gerd Gigerenzer erklärt, warum die Psychologie dringend wieder lernen muss, ihre Theorien zu präzisieren.

Gehirn&Geist – Multiple Persönlichkeit: Was hinter der dissoziativen Identitätsstörung steckt

Manche Menschen scheinen verschiedene Ichs in sich zu tragen, die im Wechsel die Kontrolle über den Körper übernehmen – mit jeweils eigenem Alter, Namen und Geschlecht. Unsere Experten, die zu dissoziativen Phänomenen forschen, stellen die wichtigsten Fakten zur »Multiplen Persönlichkeit« vor. Ergänzend dazu geht die Psychologin Amelie Möhring-Geisler der Frage nach, ob rituelle Gewalt in der Kindheit gezielt Persönlichkeitsspaltungen herbeiführt. In dieser Ausgabe beginnt zudem eine neue Artikelserie zum Thema »Long Covid und ME/CFS«. Im Interview spricht Carmen Scheibenbogen von der Berliner Charité über Ursachen von ME/CFS, den Versorgungsmangel in Deutschland und Hoffnung auf Medikamente. Darüber hinaus berichten wir über das Glücksparadox, das besagt: Je mehr wir dem Glück hinterherjagen, desto weiter entfernt es sich. Wir stellen das Thema psychotherapeutische Patientenverfügung vor, die im psychischen Krisenfall eine große Hilfe sein kann, sowie die noch immer rätselhafte Schmerzerkrankung Fibromyalgie, über deren Ursachen noch viel spekuliert wird.

Spektrum Kompakt – Das Unbewusste

Viele unserer Denkprozesse laufen auf Autopilot ab. Untersucht wurden sie schon von Sigmund Freud, C. G. Jung und Alfred Adler. Heute arbeitet man daran, das Zusammenspiel von Unbewusstem und Bewusstem neuronal sichtbar zu machen oder psychische Abwehrmechanismen durch bestimmte Tests zu ergründen.

  • Quellen
Anderson, M. C. et al.:Neural Systems Underlying the Suppression of Unwanted Memories. In: Science 303, S. 232-235, 2004.

Anderson, M. C., Levy, B. J.:Suppressing Unwanted Memories. In: Current Directions in Psychological Science 18(4), S. 189-194, 2009.

Reinders, A. A. T. S. et al.:Psychobiological Characteristics of Dissociative Identity Disorder: A Symptom Provocation Study. In: Biological Psychiatry 60(7), S. 730-740, 2006.

Waldvogel, B. et al.: Blind und sehend in einer Person. Schlussfolgerungen zur Psychoneurobiologie des Sehens. In: Der Nervenarzt 78(11), S. 1303-1309, 2007.

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