News: Unerwünscht
Die Vorstellung, etwas mit Absicht aus dem Gedächtnis zu streichen, erscheint schwierig. Doch Psychologen konnten ein derartiges bewusstes Vergessen tatsächlich experimentell nachweisen. Jetzt haben sie sich angeschaut, welche Hirnareale daran beteiligt sind.
Versuchen Sie mal, nicht an einen rosa Elefanten zu denken! Zu dumm, jetzt ist er in Ihrem Kopf, der rosa Elefant, und wie sehr Sie sich auch bemühen, er will nicht wieder verschwinden.
Bewusst und mit voller Absicht an etwas Bestimmtes nicht zu denken, geht nicht. Und bewusst eine Erinnerung aus dem Gedächtnis zu streichen, erscheint ebenfalls schwierig. Doch bereits Sigmund Freud postulierte vor einhundert Jahren, dass das Gehirn unerwünschte Erinnerungen an traumatische Erlebnisse absichtlich verdrängen kann.
Doch die These des Vaters der Psychoanalyse blieb lange umstritten. Kann das Gehirn wirklich entscheiden, an was es sich erinnert und was es vergisst? Und kann es diese Entscheidung bewusst fällen?
Ja, ist Michael Anderson überzeugt. Der Psychologe von der University of Oregon hatte bereits im Jahr 2001 experimentell nachgewiesen, dass es so etwas wie ein bewusstes Vergessen gibt. Hierzu sollten seine Versuchspersonen zunächst Wortpaare lernen, die wenig miteinander zu tun hatten, wie "Gottesurteil" und "Kakerlake", "Dampf" und "Zug" oder "Kiefer" und "Gummi".
In Phase 2 des Experiments sollten die Probanden entweder jeweils an das zweite Wort des Paares denken ("Denk-Aufgabe"), wenn ihnen das erste präsentiert wurde – oder eben nicht ("Nicht-Denk-Aufgabe"). Sprich: Sie sollten es absichtlich vergessen.
Und tatsächlich klappte das Vergessen: Als Anderson seine Versuchspersonen aufforderte, sich wieder an die entsprechenden Worte zu erinnern, war das kein Problem bei den Wortpaaren aus der "Denk-Aufgabe". An die Begriffe aus der "Nicht-Denk-Aufgabe" konnten sich die Versuchsteilnehmer jedoch nur mit Mühe erinnern – sie hatten sie offensichtlich vergessen, und das bewusst und absichtlich.
Doch was passiert bei diesem bewussten Vergessen im Gehirn? Anderson hat sein Experiment wiederholt – mit gleichem Ergebnis –, verfolgte aber diesmal mit Unterstützung von Kollegen von der Stanford University die Hirnaktivitäten seiner Probanden per funktioneller Magnetresonanztomographie (fMRI).
Und dabei zeigte sich: Beim bewussten Vergessen blieb der Hippocampus auffallend ruhig. Diese zentrale Schaltstelle der Großhirnrinde spielt eine wichtige Rolle für das Gedächtnis. Offensichtlich hat das Gehirn sie bei der "Nicht-Denk-Aufgabe" aktiv stillgelegt.
Das Stilllegungskommando schien von einer anderen Hirnregion zu kommen: vom präfrontalen Cortex. Dies überraschte Anderson nicht, wusste er doch, dass dieses Hirnareal bereits eingeleitete Bewegungen unterbrechen kann. "Als ich einmal im Augenwinkel eine Pflanze von der Fensterbank fallen sah, versuchte ich reflexartig, sie aufzufangen", erklärt der Psychologe. "Doch in der allerletzten Sekunde stoppte ich mittendrin, denn ich erkannte, dass die Pflanze ein Kaktus war." Und diesen Notstopp löst der präfrontale Cortex aus.
Und genau so, wie das Großhirn ungewollte Bewegungen unterdrücken kann, verfährt es wohl auch mit unerwünschten Erinnerungen. Diese Fähigkeit ist für unser Seelenleben äußerst wichtig – nicht nur, um im Sinne Freuds traumatische Erlebnisse zu verdrängen, sondern auch für das alltägliche Denken, wie Anderson erklärt: "Das aktive Vergessen ist ein grundlegender Mechanismus, den wir benutzen, um jegliche ablenkende Erinnerung auszuschalten, sodass wir uns auf unsere vordergründigen Aufgaben konzentrieren können."
Und so verschwindet auch der rosa Elefant.
Bewusst und mit voller Absicht an etwas Bestimmtes nicht zu denken, geht nicht. Und bewusst eine Erinnerung aus dem Gedächtnis zu streichen, erscheint ebenfalls schwierig. Doch bereits Sigmund Freud postulierte vor einhundert Jahren, dass das Gehirn unerwünschte Erinnerungen an traumatische Erlebnisse absichtlich verdrängen kann.
Doch die These des Vaters der Psychoanalyse blieb lange umstritten. Kann das Gehirn wirklich entscheiden, an was es sich erinnert und was es vergisst? Und kann es diese Entscheidung bewusst fällen?
Ja, ist Michael Anderson überzeugt. Der Psychologe von der University of Oregon hatte bereits im Jahr 2001 experimentell nachgewiesen, dass es so etwas wie ein bewusstes Vergessen gibt. Hierzu sollten seine Versuchspersonen zunächst Wortpaare lernen, die wenig miteinander zu tun hatten, wie "Gottesurteil" und "Kakerlake", "Dampf" und "Zug" oder "Kiefer" und "Gummi".
In Phase 2 des Experiments sollten die Probanden entweder jeweils an das zweite Wort des Paares denken ("Denk-Aufgabe"), wenn ihnen das erste präsentiert wurde – oder eben nicht ("Nicht-Denk-Aufgabe"). Sprich: Sie sollten es absichtlich vergessen.
Und tatsächlich klappte das Vergessen: Als Anderson seine Versuchspersonen aufforderte, sich wieder an die entsprechenden Worte zu erinnern, war das kein Problem bei den Wortpaaren aus der "Denk-Aufgabe". An die Begriffe aus der "Nicht-Denk-Aufgabe" konnten sich die Versuchsteilnehmer jedoch nur mit Mühe erinnern – sie hatten sie offensichtlich vergessen, und das bewusst und absichtlich.
Doch was passiert bei diesem bewussten Vergessen im Gehirn? Anderson hat sein Experiment wiederholt – mit gleichem Ergebnis –, verfolgte aber diesmal mit Unterstützung von Kollegen von der Stanford University die Hirnaktivitäten seiner Probanden per funktioneller Magnetresonanztomographie (fMRI).
Und dabei zeigte sich: Beim bewussten Vergessen blieb der Hippocampus auffallend ruhig. Diese zentrale Schaltstelle der Großhirnrinde spielt eine wichtige Rolle für das Gedächtnis. Offensichtlich hat das Gehirn sie bei der "Nicht-Denk-Aufgabe" aktiv stillgelegt.
Das Stilllegungskommando schien von einer anderen Hirnregion zu kommen: vom präfrontalen Cortex. Dies überraschte Anderson nicht, wusste er doch, dass dieses Hirnareal bereits eingeleitete Bewegungen unterbrechen kann. "Als ich einmal im Augenwinkel eine Pflanze von der Fensterbank fallen sah, versuchte ich reflexartig, sie aufzufangen", erklärt der Psychologe. "Doch in der allerletzten Sekunde stoppte ich mittendrin, denn ich erkannte, dass die Pflanze ein Kaktus war." Und diesen Notstopp löst der präfrontale Cortex aus.
Und genau so, wie das Großhirn ungewollte Bewegungen unterdrücken kann, verfährt es wohl auch mit unerwünschten Erinnerungen. Diese Fähigkeit ist für unser Seelenleben äußerst wichtig – nicht nur, um im Sinne Freuds traumatische Erlebnisse zu verdrängen, sondern auch für das alltägliche Denken, wie Anderson erklärt: "Das aktive Vergessen ist ein grundlegender Mechanismus, den wir benutzen, um jegliche ablenkende Erinnerung auszuschalten, sodass wir uns auf unsere vordergründigen Aufgaben konzentrieren können."
Und so verschwindet auch der rosa Elefant.
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