Psychotherapie : Zu Risiken und Nebenwirkungen
Wer ein Medikament einnimmt, kann mögliche Nebenwirkungen im Beipackzettel nachlesen. Vor einer Operation werden Patientinnen und Patienten darüber informiert, was schiefgehen kann. Und auch vor einer Psychotherapie muss eine Aufklärung durch den Behandelnden stattfinden – doch Nebenwirkungen werden dabei selten thematisiert. Liegt das daran, dass es keine gibt? Oder standen sie nur nicht im Fokus der Psychotherapieforschung?
Lange Zeit ging man davon aus, dass Psychotherapie nur Gutes bewirken kann und höchstens in manchen Fällen einfach nicht hilft. Wie Erfolg versprechend die Behandlung bei diversen psychischen Störungen ist, konnten inzwischen zahlreiche Studien zeigen (siehe auch »Gehirn&Geist« 4/2022, S. 20). Psychotherapie lindert bei vielen Betroffenen die Symptome, führt zu einem gesteigerten Wohlbefinden und zu mehr Lebensqualität und bewirkt manchmal sogar eine vollständige Heilung.
Allerdings ist inzwischen belegt, dass die Erinnerung an schlechte Erfahrungen und das Reden über Probleme negative Gefühle auslösen kann. Wenn man unschöne Erlebnisse wiederholt durcharbeitet, führt das mitunter dazu, dass diese lebendiger und häufiger erinnert werden und stärkere Reaktionen hervorrufen. Allein auf Grund dieser Tatsache erscheint es logisch, dass eine Psychotherapie durchaus auch unerwünschte Wirkungen haben kann ...
Die Gehirn&Geist-Serie »Wie Psychotherapie wirkt« im Überblick:
Teil 1: Was wirklich hilft (Gehirn&Geist 4/2022)
Teil 2: »Der Schulenstreit ist längst überholt« (Gehirn&Geist 5/2022)
Teil 3: Zu Risiken und Nebenwirkungen (diese Ausgabe)
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