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Psycholinguistik: Gedacht wie gesprochen

Prägen die Besonderheiten der Muttersprache, wie Menschen die Welt wahrnehmen und Urteile fällen? Lange galt dies als bloße Spekulation. Doch nun finden Forscher immer neue Belege dafür, dass Grammatik und Wortschatz auch unser Denken prägen - auf sehr subtile Weise.
Mentales Multikulti
Lera Boroditsky bewegt ihre Hand in Richtung einer Kaffeetasse, die vor ihr auf dem Schreibtisch steht. "Wenn ich die Tasse jetzt berühre und sie hinunterfällt, würde ein englischsprachiger Beobachter sagen: Sie hat die Tasse umgeschmissen. Selbst es wenn nur ein Versehen war!" Im Japanischen, erklärt die junge Forscherin von der Stanford University weiter, zähle dagegen die Absicht. Wenn jemand mutwillig eine Tasse umwerfe, komme eine andere Verbform zum Einsatz, als wenn es sich um einen Unfall gehandelt habe. "Die Tasse ist von selbst umgefallen", würde es dann sinngemäß heißen.
Linguisten verzeichnen dies als weitere Besonderheit mancher der etwa 7000 Sprachen der Welt. Doch Boroditsky ist Kognitionswissenschaftlerin und interessiert sich dafür, was solche Unterschiede über den Geist aussagen. "Sprachliche Merkmale beeinflussen, wie sich Menschen an vergangene Ereignisse erinnern", erklärt die Forscherin.
Das habe zum Beispiel Konsequenzen für die Glaubwürdigkeit von Augenzeugen ...

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Gehirn&Geist – Licht - Wie es unser Denken beflügelt

Wenn die dunkle Jahreszeit beginnt, machen wir es uns gern mit Lichterketten und Kerzen gemütlich. Dabei hellt Licht nicht nur die Stimmung auf: Dank seines Einflusses auf die Hirnfunktion kann das Denken profitieren. Daneben berichten wir, wie Einzelkinder wirklich sind, oder wie Blase und Gehirn beim Urinieren zusammenarbeiten und was es mit dem Harndrang auf sich hat. Unser Artikel über Sigmund Freund widmet sich der unrühmlichen Geschichte der Psychologie und Psychotherapie unterm Hakenkreuz. Im Interview gibt die Psychologin Gilda Giebel Einblicke in den Alltag in der Sicherungsverwahrung. Sie behandelte dort als systemische Therapeutin die brutalsten Männer Deutschlands.

Gehirn&Geist – Faszination Gehirn: 38 Infografiken über unser Denken, Fühlen und Handeln

Weil Sprache allein nicht immer das beste Kommunikationsmittel ist, werden seit 2013 ausgewählte Inhalte auf eine andere Art präsentiert: in Infografiken. Denn manches lässt sich in Bildern so viel einfacher darstellen als mit Worten. In dieser Spezialausgabe von »Gehirn&Geist« präsentieren wir ein »Best-of« unserer Infografiken zu Psychologie, Hirnforschung und Medizin. Wie funktioniert unser Orientierungssinn? Was haben Darmbakterien mit der Psyche zu tun? Was macht eine angenehme Unterhaltung aus? Wie wirkt Alkohol im Gehirn? Und warum lassen wir uns im Supermarkt so leicht zu Spontankäufen animieren? Antworten auf diese und viele weitere Fragen finden Sie in dieser Spezialausgabe von »Gehirn&Geist«. Jede der 38 Grafiken im Heft widmet sich einem eigenen Thema.

Spektrum - Die Woche – Wann klingt eine Sprache schön?

Klingt Italienisch wirklich schöner als Deutsch? Sprachen haben für viele Ohren einen unterschiedlichen Klang, dabei gibt es kein wissenschaftliches Maß dafür. Was bedingt also die Schönheit einer Sprache? Außerdem in der aktuellen »Woche«: Rarer Fund aus frühkeltischer Zeit in Baden-Württemberg.

  • Quellen
Literaturtipps

Deutscher, G.: Im Spiegel der Sprache. Warum die Welt in anderen Sprachen anders aussieht. C.H. Beck, München 2010
Sammlung von Anekdoten und neueren wissenschaftlichen Studien über den Zusammenhang zwischen Sprache und Geist

Zimmer, D. E.: So kommt der Mensch zur Sprache: Über Spracherwerb, Sprachentstehung, Sprache und Denken. Heyne, München 2008
Alles, was Sie über Sprache wissen müssen - die Taschenbuchausgabe des Klassikers von Wissenschaftsjournalist Dieter E. Zimmer


Quellen

Boroditsky, L., Gaby, A.:Remembrances of Times East. Absolute Spatial Representations of Time in an Australian Aboriginal Community. In: Psychological Science 21, S. 1635-1639, 2010

Chen, S. X., Bond, M. H.:Two Languages, Two Personalities? Examining Language Effects on the Expression of Personality in a Bilingual Context. In: Personality and Social Psychology Bulletin 36, S. 1514-1528, 2010

Danziger, S., Ward, R.:Language Changes Implicit Associations Between Ethnic Groups and Evaluation in Bilinguals. In: Psychological Science 21, S. 6799-6800, 2010

Fausey, C. M. et al.:Constructing Agency: The Role of Language. In: Frontiers in Cultural Psychology 10.3389/fpsyg.2010.00162, 2010

Fausey, C. M., Boroditsky, L.:Subtle Linguistic Cues Influence Perceived Blame and Financial Liability. In: Psychonomic Bulletin & Review 17, S. 644-650, 2010

Thierry, G. et al.:Unconscious Effects of Language-Specific Terminology on Preattentive Color Perception In: Proceedings of the National Academy of Sciences 106, S. 4567-4570, 2009

Winawer, J. et al.:Russian Blues Reveal Effects of Language on Color Discrimination. In: Proceedings of the National Academy of Sciences 104, S. 7780-7785, 2007

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