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Psycholinguistik: Gedacht wie gesprochen

Prägen die Besonderheiten der Muttersprache, wie Menschen die Welt wahrnehmen und Urteile fällen? Lange galt dies als bloße Spekulation. Doch nun finden Forscher immer neue Belege dafür, dass Grammatik und Wortschatz auch unser Denken prägen - auf sehr subtile Weise.
Mentales Multikulti
Lera Boroditsky bewegt ihre Hand in Richtung einer Kaffeetasse, die vor ihr auf dem Schreibtisch steht. "Wenn ich die Tasse jetzt berühre und sie hinunterfällt, würde ein englischsprachiger Beobachter sagen: Sie hat die Tasse umgeschmissen. Selbst es wenn nur ein Versehen war!" Im Japanischen, erklärt die junge Forscherin von der Stanford University weiter, zähle dagegen die Absicht. Wenn jemand mutwillig eine Tasse umwerfe, komme eine andere Verbform zum Einsatz, als wenn es sich um einen Unfall gehandelt habe. "Die Tasse ist von selbst umgefallen", würde es dann sinngemäß heißen.
Linguisten verzeichnen dies als weitere Besonderheit mancher der etwa 7000 Sprachen der Welt. Doch Boroditsky ist Kognitionswissenschaftlerin und interessiert sich dafür, was solche Unterschiede über den Geist aussagen. "Sprachliche Merkmale beeinflussen, wie sich Menschen an vergangene Ereignisse erinnern", erklärt die Forscherin.
Das habe zum Beispiel Konsequenzen für die Glaubwürdigkeit von Augenzeugen ...

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  • Quellen
Literaturtipps

Deutscher, G.: Im Spiegel der Sprache. Warum die Welt in anderen Sprachen anders aussieht. C.H. Beck, München 2010
Sammlung von Anekdoten und neueren wissenschaftlichen Studien über den Zusammenhang zwischen Sprache und Geist

Zimmer, D. E.: So kommt der Mensch zur Sprache: Über Spracherwerb, Sprachentstehung, Sprache und Denken. Heyne, München 2008
Alles, was Sie über Sprache wissen müssen - die Taschenbuchausgabe des Klassikers von Wissenschaftsjournalist Dieter E. Zimmer


Quellen

Boroditsky, L., Gaby, A.:Remembrances of Times East. Absolute Spatial Representations of Time in an Australian Aboriginal Community. In: Psychological Science 21, S. 1635-1639, 2010

Chen, S. X., Bond, M. H.:Two Languages, Two Personalities? Examining Language Effects on the Expression of Personality in a Bilingual Context. In: Personality and Social Psychology Bulletin 36, S. 1514-1528, 2010

Danziger, S., Ward, R.:Language Changes Implicit Associations Between Ethnic Groups and Evaluation in Bilinguals. In: Psychological Science 21, S. 6799-6800, 2010

Fausey, C. M. et al.:Constructing Agency: The Role of Language. In: Frontiers in Cultural Psychology 10.3389/fpsyg.2010.00162, 2010

Fausey, C. M., Boroditsky, L.:Subtle Linguistic Cues Influence Perceived Blame and Financial Liability. In: Psychonomic Bulletin & Review 17, S. 644-650, 2010

Thierry, G. et al.:Unconscious Effects of Language-Specific Terminology on Preattentive Color Perception In: Proceedings of the National Academy of Sciences 106, S. 4567-4570, 2009

Winawer, J. et al.:Russian Blues Reveal Effects of Language on Color Discrimination. In: Proceedings of the National Academy of Sciences 104, S. 7780-7785, 2007

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