Bildgebung: Um die Ecke geblickt
Als der Informatiker Antonio Torralba 2012 an der Küste seines Heimatlands Urlaub machte, fiel ihm etwas Seltsames auf: An einer Wand des Hotelzimmers zeichneten sich kaum wahrnehmbare Schatten ab, die aus dem Nichts zu stammen schienen. Nach näherem Hinsehen erkannte er, dass es sich gar nicht um einen Schattenwurf handelte. In Wirklichkeit betrachtete Torralba das umgedrehte Abbild der Terrasse vor seinem Fenster. Offenbar funktionierte Letzteres wie eine Lochkamera – die rudimentärste Form einer Kamera, bei der Lichtstrahlen eines Objekts durch eine kleine Öffnung hindurchdringen und dahinter ein umgekehrtes Bild davon ergeben. Dem Informatiker wurde in diesem Moment bewusst, dass unsere Welt voll visueller Informationen ist, die unsere Augen nicht wahrnehmen. »Diese Bilder sind uns verborgen«, erklärt er, »aber sie sind überall um uns herum, die ganze Zeit.«
Sobald Torralba aus seinem Urlaub ans Massachusetts Institute of Technology (MIT) zurückgekehrt war, sprach er mit seinem Kollegen William Freeman über seine seltsame Beobachtung. Plötzlich fielen den beiden Wissenschaftlern all die »unabsichtlichen Kameras« auf, die uns schon immer umgeben: Fenster, Ecken, Zimmerpflanzen und andere gewöhnliche Objekte erzeugen ständig subtile Bilder, die mit dem bloßen Auge meist nicht zu erkennen sind ...
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