Neuroethik: Das relative Gute
Es gibt Dinge, die gehen einfach gar nicht. Lügen etwa, Versprechen brechen, andere betrügen oder ihnen mutwillig schaden. "Was du nicht willst, das man dir tut, das füg auch keinem andern zu!" Den größten Teil unserer Kindheit verbringen wir damit, solche Regeln zu verinnerlichen – und zwar weniger durch Einsicht als durch langes Üben. "Gib ab! Nicht hauen! Entschuldige dich!" Der ständige Appell, sozial verträglich zu handeln, sowie eine Fülle von Konventionen formen mit der Zeit eine Vorstellung davon, was sich gehört und was nicht.
Hier gibt es aber durchaus großen Spielraum, wie ein Bick auf andere Kulturen zeigt: Unter den Etoro, einem Naturvolk auf Papua-Neuguinea, ist es üblich, dass Jungen, um in die Gemeinschaft der Erwachsenen aufgenommen zu werden, ältere Männer oral befriedigen! Zugegeben, ein weit hergeholtes Beispiel. Doch man muss nicht in entlegene Winkel der Welt fahren, um Sitten zu finden, die uns hier zu Lande moralisch fragwürdig erscheinen. Koreaner essen unsere treuesten Gefährten – Hunde. Im arabischen Raum verheiraten viele Eltern ihre Töchter nach eigenem Belieben. Und US-Amerikaner befürworten mehrheitlich die Todesstrafe.
Das Erstaunliche ist nun nicht, dass es solche Praktiken gibt – auch bei uns geht ja vieles moralisch nicht astrein zu, wie etwa der groteske Freikauf von Formel-1-Milliardär Ecclestone zeigt (um nur ein Beispiel zu nennen). Erstaunlich ist vielmehr die Bandbreite dessen, was Menschen als ethisch richtig oder zumindest unbedenklich ansehen. In multikulturellen Gesellschaften wird das besonders brisant, weil hier unterschiedliche Moralvorstellungen aufeinanderprallen.
Schreiben Sie uns!
Beitrag schreiben