Long Covid: Rätselhafter Gehirnnebel
Am 25. März 2020 schrieb Hannah Davis mit zwei Freunden gerade Textnachrichten, als ihr plötzlich klar wurde, dass sie eine der Antworten nicht verstand. Heute weiß sie: Dies waren die ersten Anzeichen ihrer Covid-Infektion und eines Phänomens, das »Brain Fog« oder Bewusstseinstrübung genannt wird. In dem Moment änderte sich ihr Leben und wurde zu dem, was es jetzt ist. Zuvor arbeitete Davis auf dem Gebiet der künstlichen Intelligenz und analysierte komplexe Systeme. Nun läuft sie gegen eine »geistige Wand«, wenn sie einfache Aufgaben erledigen möchte wie ein Formular ausfüllen.
Ihr früher lebhaftes Erinnerungsvermögen ist mittlerweile unzuverlässig. Einstige Routineaufgaben wie Einkaufen, Kochen oder Putzen werden nun zu schwierigen Unterfangen. Davis inneres Erleben – in ihren Worten »geistige Nebentätigkeiten, etwa Tagträumen und Planen« – ist verschwunden. Der Brain Fog »ist so umfassend«, berichtet sie mir, »dass es jeden Bereich meines alltäglichen Lebens betrifft«. In einem Zeitraum von 900 Tagen, in dem andere Covid-Krankheitszeichen kamen und gingen, lichtete der Nebel sich niemals ganz. Von allen Long-Covid-Symptomen ist der Brain Fog »bei Weitem eines der einschränkendsten und zerstörerischsten«, erklärt mir Emma Ladds, Spezialistin für Erstversorgung an der University of Oxford.
Der geistige Nebel ist zudem eines der am wenigsten verstandenen Leiden. Zu Beginn der Pandemie war es noch nicht einmal auf der Liste der möglichen Covid-Symptome aufgeführt. Laut Metaanalysen berichten jedoch etwa 20 bis 30 Prozent der Patienten von Bewusstseinstrübungen unterschiedlichen Grades innerhalb der ersten drei Monate nach einer Sars-CoV-2-Infektion und 65 bis 85 Prozent derjenigen, die sehr viel länger mit der Krankheit kämpfen. Es kann Personen treffen, die nie künstlich beatmet wurden – oder erst gar nicht ins Krankenhaus mussten. Und es tritt äuch bei jungen Menschen auf der Höhe ihrer geistigen Kräfte auf.
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