Vertrauen: Wahrheit oder Lüge?
Wir Menschen sind äußerst gutgläubig – das will Timothy Levine in zahlreichen Studien bewiesen haben. Laut dem Professor für Kommunikation an der University of Alabama at Birmingham sind wir selten misstrauisch und kommen meist nicht einmal auf die Idee, die Aussagen anderer zu hinterfragen. Stimmt das wirklich?
Zurück ins Jahr 1989: Als Doktorand lud Levine mit seinen Kollegen Paare ins Labor, um herauszufinden, wie gut die Probanden ihre »bessere Hälfte« beim Lügen ertappen konnten. Ein Partner machte in Videoaufzeichnungen Angaben zur eigenen Persönlichkeit, log jedoch bei der Hälfte der Aussagen. Anschließend sollte der jeweils andere sich die Videos ansehen und angeben, ob die oder der Liebste geschwindelt hatte. Nur einem Teil der Freiwilligen hatten die Wissenschaftler mitgeteilt, dass einige Statements in jedem Fall geflunkert waren. Wie erwartet, waren diese Probanden besser darin, Lügen zu erkennen. Dennoch tendierten sie dazu, ihrem Lebensgefährten zu glauben. Levine war der so genannten Wahrheitsverzerrung (»truth bias«) begegnet: der Neigung, anderen zu glauben.
In den darauf folgenden 30 Jahren hat der Kommunikationswissenschaftler Hunderte von Probanden den Wahrheitsgehalt ganz unterschiedlicher Aussagen beurteilen lassen und die einflussreiche Wahrheits-Standard-Theorie entwickelt, bekannt unter der englischen Bezeichnung »truth default theory« ...
Schreiben Sie uns!
Beitrag schreiben