Unendlichkeiten: Wie viele reelle Zahlen gibt es?
Während eines Urlaubs im Oktober 2018 blickte David Asperó gedankenversunken aus dem Autofenster auf die italienische Landschaft, als ihm plötzlich die zündende Idee zu dem fehlenden Puzzleteil eines Rätsels kam, das ihn schon lange beschäftigte: Er hatte gerade den letzten Schritt eines bahnbrechenden neuen Beweises gefunden, der Aufschluss über die Größen von Unendlichkeiten gibt.
Der Mathematiker an der University of East Anglia in Großbritannien kontaktierte daraufhin sofort seinen Kollegen Ralf Schindler von der Universität Münster, mit dem er das Thema seit einigen Jahren verfolgte, und beschrieb seine Erkenntnis. »Für mich klang alles völlig unverständlich«, erinnert sich Schindler. Aber schließlich gelang es beiden Forschern, Asperós Gedanken zu entwirren und in nachvollziehbare logische Schlüsse zu verwandeln.
Ihr Beweis, den sie im Mai 2021 im renommierten Fachjournal »Annals of Mathematics« veröffentlichten, vereint zwei rivalisierende Grundaussagen, so genannte Axiome, die jeweils das Fundament der Mathematik erweitern sollten. Bisher hatten Fachleute angenommen, man müsse sich zwischen beiden Annahmen entscheiden, weil sie sich gegenseitig ausschließen würden. Doch wie Asperó und Schindler zeigen konnten, folgt aus einer der Aussagen die andere. Das deutet darauf hin, dass beide wahr sind – und damit auch alles, was sie für die Welt der Unendlichkeiten besagen.
Das Ergebnis schlägt hohe Wellen, denn es verstärkt die Argumente gegen die berühmte Kontinuumshypothese …
Schreiben Sie uns!
7 Beiträge anzeigen