Direkt zum Inhalt

Kuipergürtel: New Horizons entdeckt Alkohol auf Ultima Thule

Auf der Oberfläche des Kuipergürtelobjekts Ultima Thule wies die Raumsonde New Horizons neben Wasser auch Methanol nach. Erste Detailergebnisse über dieses seltsame Objekt wurden jetzt auf der »Lunar & Planetary Science Conference« in Houston, Texas, präsentiert.
Ultima Thule und New Horizons

80 Tage sind seit dem Vorbeiflug der NASA-Raumsonde New Horizons an Ultima Thule am Neujahrstag vergangen. Jetzt präsentierten die Mitglieder des zugehörigen Forscherteams auf der 50. Lunar & Planetary Science Conference in Houston, Texas, erste detaillierte Resultate über dieses seltsame Mitglied des Kuipergürtels, das seinen Spitznamen nach dem mythischen »Ende der Welt« erhielt. Offiziell trägt der Himmelskörper derzeit noch die Katalognummer 2014 MU69. Bislang ist nur ein geringer Teil der aufgezeichneten Bilder und Messdaten zur Erde gelangt, die vollständige Übertragung wird bis Herbst 2020 dauern.

Detailbild von Ultima Thule | Nur wenige Minuten vor Erreichen des geringsten Abstands zu Ultima Thule am 1. Januar 2019 schoss die Raumsonde New Horizons dieses Bild des seltsam geformten Himmelsobjekts, das aus zwei Teilkörpern besteht. Sie berühren sich in der hellen Region, die hier als »Neck« oder »Collar«, also Nacken oder Kragen bezeichnet wird. Am unteren Rand von Ultima Thule zeigen sich kleine Einsenkungen, bei denen noch nicht feststeht, ob es Einschlagkrater sind.

Der Vorbeiflug von New Horizons war extrem präzise, tatsächlich passierte die Sonde den Himmelskörper, der auf den ersten Blick an einen Schneemann erinnert, exakt im gewünschten Abstand von 3500 Kilometern. Und das, obwohl sich das Zielobjekt in einer Entfernung von 6,6 Milliarden Kilometern oder dem 44-fachen Abstand Erde–Sonne befand. Die wichtigsten Beobachtungen gelangen New Horizons in einem kleinen Zeitfenster von nur zwei Stunden um die dichteste Annäherung.

Ultima Thule ist wirklich rot | Durch Kombination der Bilder der Farbkamera (links) mit den scharfen Bilder der Telekamera (Mitte) lässt sich ein detailliertes Farbbild (rechts) erstellen. Tatsächlich ist die Oberfläche von Ultima Thule ausgesprochen rot gefärbt.

Schon die ersten Detailbilder von Ultima Thule zeigten, dass die Oberfläche dieses Himmelskörpers erstaunlich unversehrt wirkt. Weit davon entfernt, eine zerklüftete Kraterwüste ähnlich unserem Mond zu sein, überwiegen auf Ultima Thule sanfte Rundungen und Hügel. Die Astronomen entdeckten nur wenige kraterähnliche Vertiefungen mit rund 100 Meter Durchmesser, bei denen unklar ist, wie sie sich gebildet haben könnten. Sind es klassische Einschlagkrater, oder sind es Einsenkungen, die sich bei der Sublimation leicht flüchtiger Stoffe bildeten? Zudem zeigen sich längliche, gewundene Rillen auf der ausgesprochen rot gefärbten Oberfläche, die vielleicht die Grenzen der ursprünglichen Klumpen anzeigen, die einstmals zu den beiden Teilkörpern von Ultima Thule sanft verschmolzen.

http://www.youtube.com/watch?v=QMGYw0-2Po4
© NASA / Johns Hopkins University Applied Physics Laboratory / Southwest Research Institute / National Optical Astronomy Observatory / Brian May / Maria Banks / Roman Tkachenko
Anflug auf Ultima Thule
Aus Aufnahmen der Raumsonde New Horizons vom Anflug und der dichtesten Annäherung an Ultima Thule wurde dieses Video produziert.

Ultima Thule weist eine auffällige Rotfärbung auf, die viel intensiver ist, als beim Roten Planeten Mars oder bei dem Zwergplaneten Pluto. Die rote Farbe geht nach den spektralen Untersuchungen auf Ansammlungen komplexer organischer Moleküle zurück, die mit der Sammelbezeichnung Tholine versehen sind. Über ihre genaue Zusammensetzung ist nur wenig bekannt. Des Weiteren stieß New Horizons auf Wassereis – was nicht ungewöhnlich ist, denn sehr viele Kuipergürtelobjekte bestehen zu einem großen Teil daraus.

Eine Überraschung war hingegen der Nachweis von festem Methanol, auch als Holzalkohol bekannt. Er ist jedoch nicht das Produkt einer Destillerie, sondern muss sich aus Wasser und einfachen Kohlenwasserstoffen gebildet haben. Dennoch ist Ultima Thule keine Empfehlung für Schnapsliebhaber, denn Methanol ist ausgesprochen giftig und führt zur Erblindung und Tod. Festes Methanol wurde bislang nur auf wenigen Himmelskörpern im äußeren Sonnensystem nachgewiesen. Die Wissenschaftler versuchen nun herauszufinden, ob Ultima Thule eine Besonderheit ist.

WEITERLESEN MIT »SPEKTRUM +«

Im Abo erhalten Sie exklusiven Zugang zu allen Premiumartikeln von »spektrum.de« sowie »Spektrum - Die Woche« als PDF- und App-Ausgabe. Testen Sie 30 Tage uneingeschränkten Zugang zu »Spektrum+« gratis:

Jetzt testen

(Sie müssen Javascript erlauben, um nach der Anmeldung auf diesen Artikel zugreifen zu können)

Schreiben Sie uns!

Wenn Sie inhaltliche Anmerkungen zu diesem Artikel haben, können Sie die Redaktion per E-Mail informieren. Wir lesen Ihre Zuschrift, bitten jedoch um Verständnis, dass wir nicht jede beantworten können.

Partnerinhalte

Bitte erlauben Sie Javascript, um die volle Funktionalität von Spektrum.de zu erhalten.