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News: Altersschwäche als Preis für krebsfreie Jugend

Wer träumt nicht davon, gesund ein biblisches Alter zu erreichen. Doch Untersuchungen an Mäusen legen nahe, dass beide Wünsche schwer miteinander zu vereinbaren sind. Denn ein Zuviel des tumorbekämpfenden Proteins p53 lässt die Nager vorzeitig altern. Möglicherweise trifft der Balanceakt zwischen Krebsbekämpfung und hohem Alter auch auf uns Menschen zu.
Im permanenten Kampf gegen Krebs ist das Protein p53 eine der wichtigsten zellulären Waffen, denn es schützt gleich auf mehreren Wegen die Zellen davor zu entarten. So stoppt es bei Bedarf die Zellteilung, steuert die Reparatur beschädigter Erbinformation, und wenn kein anderer Ausweg mehr bleibt, schickt es die Zelle in den Tod. Ist das Gen für p53 verändert, versagt der Tumorschutz in vielen Fällen.

Ein neues Wirkungsfeld des Gens haben nun Forscher des Baylor College of Medicine in Houston entdeckt. Der Fund gelang rein zufällig, als die Forscher unter Leitung von Lawrence Donehower in einem Mausstamm das p53-Gen ausschalten wollten. Doch stattdessen kreierten sie eine zu kurz geratene Kopie des Gens, während die zweite Ausgabe intakt war. Enttäuscht wiesen sie den angeblich nutzlosen Tieren einen der hintersten Plätze im Tierstall zu und verloren sie dabei erst einmal aus den Augen.

Doch als die Monate verstrichen, zeigten die Mauerblümchen eine viel niedrigere Tumorrate als ihre normalen Artgenossen. Die unvollständige Genkopie hatte auf unbekannten Wegen die noch intakte Kopie aktiviert und so zu einer überdurchschnittlichen Konzentration des Tumorsuppressors geführt. Doch der Schutz hatte seinen Preis: Bis zum Alter von einem Jahr zeigten die Mutanten keine Auffälligkeiten. Doch dann ging es rapide mit ihnen bergab.

Die Tiere verloren an Gewicht und Muskelmasse, ihre Rücken krümmten sich immer stärker, und sie stolperten auf spröden, zerbrechlichen Knochen umher. Doch damit nicht genug. Außerdem wurde ihre Haut dünner und dünner, und Wunden brauchten länger zum heilen. Ihre durchschnittliche Lebenserwartung war um 20 Prozent kürzer als bei ihren "wilden" Artgenossen – nur 96 Wochen statt 118. Doch woher kommt dieses vorzeitige Altern?

Bislang galt, dass Zellschäden – hervorgerufen etwa durch Strahlung – fürs Altern verantwortlich sind. Doch möglicherweise ist es nicht der Schaden an sich, sondern die Art und Weise, wie eine Zelle mit dem Problem umgeht. Betroffen von der p53-Mutation scheinen vor allem adulte Stammzellen zu sein, die ständig Nachschub an Muskel-, Knochen- und Hautzellen liefern. Normalerweise lässt der Tumorsuppressor die sich schnell teilenden Zellen in Frieden und beschränkt sich auf gefährliche Zellteilungen, die aus dem Ruder zu laufen drohen. Doch die Ergebnisse zeigten: Nur laufend von Stammzellen erneuerte Gewebe sind für die Alterung anfällig. Weder im Gehirn, noch am Auge ließen die Tiere in ihrer Leistung nach.

Und so könnte Schwäche der Preis sein, den unsere alten Körper für eine krebsfreie Jugend zu zahlen haben. Während ein gut funktionierendes Anti-Krebs-System für Entwicklung und Fortpflanzung essentiell ist, läuft dies später im Leben auf Zelltod und Organschäden hinaus. Für eine verlängerte menschliche Lebenserwartung scheint dieses Gleichgewicht zwischen Tumoren und Altersschwäche einen düsteren Ausblick zu bieten. Doch vielleicht gibt es auch für dieses Problem beizeiten eine molekulare Lösung.

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