Zunge mit Zusatzfunktion: An der Pumpstation
Fünf Jahre lang haben Forscher um Alejandro Rico-Guevara von der University of Connecticut ihre Hochgeschwindigkeitskameras auf Kolibris gerichtet, insgesamt 18 verschiedene Arten der in ganz Amerika beheimateten Vögel nahmen sie ins Visier. Nun sind sie sich sicher: Eine gängige Annahme darüber, wie die Tiere den süßen Blütennektar in ihren Schnabel befördern, ist nicht ganz stimmig – oder genauer gesagt: falsch. Bislang hätten Forscher geglaubt, dass Kapillarkräfte an der Zungenspitze den Nektar in Rillen entlang der Zunge vordringen lassen, schreiben Rico-Guevara und Team. Ihre Aufnahmen (ein Video findet sich beispielsweise hier) zeigen aber nun, dass an der Zungenspitze ein aktiver Pumpvorgang stattfindet.
Im Normalzustand hat die Zunge einen runden Querschnitt. Schiebt sie der Vogel jedoch aus seinem Schnabel heraus, wird sie zunächst abgeplattet. Erst einen kurzen Moment später – ungefähr dann, wenn sie sich auf dem Grund der Blüte befindet – federt sie auf Grund ihrer Elastizität in die Zylinderform zurück. Dabei öffnen sich die länglichen Rillen und saugen den Nektar in die innen liegenden Hohlräume. Hier bleibt der Nektar gefangen, während der Vogel seine Zunge in den Schnabel zurückzieht, wo sie wieder abgeflacht und der Nektar ausgepresst wird. Nun kann der Vorgang von Neuem beginnen.
Das Aufladen der Zungenspitze erfolgt dank des Saugmechanismus blitzschnell – es dauert nur wenige Millisekunden. Erheblich mehr Zeit würde es die kleinen Schwirrvögel kosten, das Zungenspitzenreservoir über Kapillarkräfte zu füllen. So jedoch können sie rund 14-mal pro Sekunde ihre Zunge herausstrecken und den süßen Blütensaft tanken.
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