Verhalten: Auge um Auge
Erzeugt Gewalt neue Gewalt? Schon lange besteht der Verdacht, dass ihre Saat insbesondere bei Kindern und Jugendlichen auf nahrhaften Boden fällt. Aus Chicago liegt jetzt eine wissenschaftliche Studie über den Gebrauch von Schusswaffen vor.
Immer wieder wird über Gewalttaten von Heranwachsenden berichtet. Die Namen der Orte Littleton, Erfurt oder Red Lake erinnern an schreckliche Amokläufe. Über die Ursachen solch unsozialer Verhaltensweisen kursieren massenhaft Spekulationen: Rechtsextremismus, Videospiele, Gewalt in Film und Fernsehen. Doch bedarf es seriöser Untersuchungen, um das Zusammenspiel von möglichen Ursachen und Wirkungen besser beurteilen zu können.
Obwohl es sicher scheint, dass zwischen dem Ausgesetztsein und der Ausübung von Gewalt eine Verbindung besteht, war es bisher schwierig, Ursache und Wirkung eindeutig nachzuweisen. Denn ein Zufallsexperiment, bei dem eine von zwei Personengruppen eine besondere "Behandlung" zuteil wird und der anderen nicht, kommt aus ethischen und technischen Gründen nicht in Frage.
Daher sammelten Jeffrey Bingenheimer von der Universität von Michigan und sein Team Hintergrundinformationen von über 1500 Testpersonen im Alter zwischen 12 und 15 Jahren aus verschiedenen Stadtteilen in Chicago und befragten diese drei Mal über einen Zeitraum von fünf Jahren.
Beim ersten Mal wurden alle Daten erhoben, die für eine Beurteilung und weitere Beobachtung der Jugendlichen von Bedeutung waren. Dazu gehörten Informationen zum häuslichen Umfeld, Familiengeschichte, Temperament und Beeinflussung durch Gleichaltrige ebenso wie zu asozialen Verhaltensweisen und ersten Gewalterfahrungen. Auch Hinweise zur Intelligenz der Probanden, wie Vokabular und Lesefähigkeit, waren von Interesse.
Nach zwei Jahren befragten die Forscher alle noch erreichbaren Personen ein zweites Mal und fanden heraus, dass von den 1225 verbliebenen Teilnehmern insgesamt 23,1 Prozent gewaltsamen Auseinandersetzungen mit Schusswaffen ausgesetzt gewesen waren. Die sozialen Verhältnisse der betroffenen Jugendlichen waren überwiegend als problematisch einzustufen.
Nach fünf Jahren standen noch 984 Teilnehmer zur Verfügung. Davon hatten 12,4 Prozent vor der dritten und letzten Befragung eine schwerwiegende Gewalttat begangen – und zwar insbesondere solche, die bereits vor der zweiten Umfrage Zeuge oder Täter einer gewalttätigen Auseinandersetzung mit Schusswaffen gewesen waren: Das Erlebnis einer gewaltsamen Konfrontation verdoppelte die Wahrscheinlichkeit, in den nächsten zwei Jahren selbst gewalttätig zu werden.
Die persönlichen Eigenschaften und das Umfeld der jungen Menschen hingegen hatte offenbar keinen Einfluss, wie Bingenheimer und seine Kollegen mit ihrer ausgeklügelten Statistik zeigen konnten.
Gewalt trägt also durchaus ihre faulen Früchte – die notwendigen Konsequenzen, die sich daraus ergeben, dürften allerdings nicht so leicht umzusetzen sein.
Obwohl es sicher scheint, dass zwischen dem Ausgesetztsein und der Ausübung von Gewalt eine Verbindung besteht, war es bisher schwierig, Ursache und Wirkung eindeutig nachzuweisen. Denn ein Zufallsexperiment, bei dem eine von zwei Personengruppen eine besondere "Behandlung" zuteil wird und der anderen nicht, kommt aus ethischen und technischen Gründen nicht in Frage.
Daher sammelten Jeffrey Bingenheimer von der Universität von Michigan und sein Team Hintergrundinformationen von über 1500 Testpersonen im Alter zwischen 12 und 15 Jahren aus verschiedenen Stadtteilen in Chicago und befragten diese drei Mal über einen Zeitraum von fünf Jahren.
Beim ersten Mal wurden alle Daten erhoben, die für eine Beurteilung und weitere Beobachtung der Jugendlichen von Bedeutung waren. Dazu gehörten Informationen zum häuslichen Umfeld, Familiengeschichte, Temperament und Beeinflussung durch Gleichaltrige ebenso wie zu asozialen Verhaltensweisen und ersten Gewalterfahrungen. Auch Hinweise zur Intelligenz der Probanden, wie Vokabular und Lesefähigkeit, waren von Interesse.
Nach zwei Jahren befragten die Forscher alle noch erreichbaren Personen ein zweites Mal und fanden heraus, dass von den 1225 verbliebenen Teilnehmern insgesamt 23,1 Prozent gewaltsamen Auseinandersetzungen mit Schusswaffen ausgesetzt gewesen waren. Die sozialen Verhältnisse der betroffenen Jugendlichen waren überwiegend als problematisch einzustufen.
Nach fünf Jahren standen noch 984 Teilnehmer zur Verfügung. Davon hatten 12,4 Prozent vor der dritten und letzten Befragung eine schwerwiegende Gewalttat begangen – und zwar insbesondere solche, die bereits vor der zweiten Umfrage Zeuge oder Täter einer gewalttätigen Auseinandersetzung mit Schusswaffen gewesen waren: Das Erlebnis einer gewaltsamen Konfrontation verdoppelte die Wahrscheinlichkeit, in den nächsten zwei Jahren selbst gewalttätig zu werden.
Die persönlichen Eigenschaften und das Umfeld der jungen Menschen hingegen hatte offenbar keinen Einfluss, wie Bingenheimer und seine Kollegen mit ihrer ausgeklügelten Statistik zeigen konnten.
Gewalt trägt also durchaus ihre faulen Früchte – die notwendigen Konsequenzen, die sich daraus ergeben, dürften allerdings nicht so leicht umzusetzen sein.
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