Bestandsaufnahme: Was wiegen alle Säugetiere zusammen?
Ein Wissenschaftlerteam hat mit Hilfe von Beobachtungsdaten und komplexer Statistik berechnet, wie viele Säugetiere es auf der Welt gibt und vor allem, wie hoch ihre Gesamtmasse ist. Dabei zeigt sich unter anderem: Fast die Hälfte dieser Gesamtmasse geht auf Paarhufer zurück. Darunter finden sich vor allem der in Amerika verbreitete Weißwedelhirsch und das Wildschwein, dessen Lebensraum sich von Westeuropa bis nach Ostasien erstreckt und das von der Verdrängung seiner Beutegreifer wie dem Wolf profitiert hat.
Ron Milo vom Weizman-Institut im israelischen Rehovot und sein Team haben dazu Daten über die weltweite Population von 392 Landsäugetierarten gesammelt und im Fachblatt »PNAS« publiziert. Diese Arten machen etwa sechs Prozent aller wild lebenden Landsäugetierarten aus. Mit Hilfe von maschinellem Lernen ermittelten die Forscher dann die Häufigkeit von Tieren, deren Verbreitung nicht genau bekannt ist. Dabei zeigte sich: Auf der Erde machen wild lebende Säugetiere an Land etwa 20 Millionen Tonnen aus. Die Säugetiere im Meer bringen zusammengenommen doppelt so viel auf die Waage. Den Löwenanteil mit rund 60 Prozent stellen hier die Bartenwale, wie der Finnwal mit acht Millionen Tonnen. Auch Zahnwale wie der Pottwal tragen mit sieben Millionen Tonnen maßgeblich zum Gesamtgewicht bei.
Die Statistik zeigt, dass die Zahl der Individuen einer Art nichts über ihren Beitrag zur Gesamtmasse aussagt. Bei den Landbewohnern sind es vor allem die Fledertiere, die es auf die höchste Kopfzahl bringen. Mit knapp 56 Milliarden Tieren zählen sie sogar noch deutlich mehr Individuen als die Zweitplatzierten, die Nagetiere, deren Zahl das Team um Milo auf 25 Milliarden schätzt. Mit 0,5 Millionen Tonnen (Fledertiere) und 1,1 Millionen Tonnen (Nager) tragen sie zur Gesamtmasse jedoch praktisch nichts bei.
Die Biomasse könne als Indikator für die Häufigkeit und den ökologischen Fußabdruck wild lebender Säugetiere auf globaler Ebene dienen, schreibt das Team. Globale Datenerhebungen helfen auch, Trends auszumachen: Verändern sich Bestände? Und wenn ja, wie stark?
Das Forscherteam stellte die neu ermittelten Abschätzungen zudem ins Verhältnis zu Gesamtzahl und -masse der Säugetiere auf der Erde. In dieser Gesamtmasse machen die wild lebenden gerade einmal sechs Prozent aus. Menschen und ihre Nutz- und Haustiere dominieren das Gesamtbild in jeder Hinsicht. Homo sapiens bringt es auf 390 Millionen Tonnen Gesamtgewicht, etwas weniger als seine Rinder (420 Millionen Tonnen). Hunde rangieren mit 21 Millionen Tonnen auf Platz fünf der Rangliste hinter Rindern, Büffeln, Schafen, Schweinen und Ziegen. Sie stellen aber immer noch mehr Masse als alle wild lebenden Landsäugetiere zusammen.
Wenn Menschen auf die Natur blickten, schreiben Milo und Team, dann würden sie sich immer auch an intuitiven Vorstellungen orientieren – wie zum Beispiel der, dass die Welt riesig sei und in ihrer natürlichen Vielfalt alles übersteige, was der Mensch schaffe. Mit ihren Abschätzungen hoffen die Forscher, dieses irrige Bild geradezurücken.
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