News: Das perfekte Team
Nigel Frank von der University of Bristol und seine Kollegen untersuchten diese Teambildung genauer. Dazu werteten sie zunächst Fotos früherer Untersuchungen an afrikanischen und mittelamerikanischen Wander- und Treiberameisen aus und erkannten, dass die Gruppenzusammensetzung mitnichten zufällig ist, denn die Mitglieder sind immer verschieden groß: Eine ungewöhnlich schwere "Leitameise" geht voraus und trägt die Hauptlast, während ein oder mehrere sehr viel leichtere Tiere die Fracht stabilisieren.
Die Wissenschaftler vergleichen dies mit einem Hochrad, bei dem das große Rad dem Antrieb und das kleine der Balance dient. Dadurch fährt es sich auf einem Hochrad erheblich einfacher als auf einem Einrad. Diese ungewöhnlich anmutende Zusammensetzung sorgt aber nicht nur für Stabilität, sie vergrößert auch das Belastungsvermögen. Denn die Ameisen können zusammen sogar schwerere Gegenstände tragen, als wenn sie diese zerschneiden und einzeln tragen würden.
In Experimenten entfernten die Forscher das führende Insekt. Schon nach kurzer Zeit erschien ein fast identisch großes Tier und setzte mit den anderen den Transport fort. Dies zeigt, dass die Ameisen ihre Teamzusammensetzung nicht aus Mangel an großen Tieren wählen. Die Forscher vermuten vielmehr, dass eine Ameise ein Objekt nur dann aufgreift, wenn es ihre ganze Kraft erfordert. Eilt eine Artgenossin zu Hilfe und merkt, dass sie unterfordert ist, sucht sie sich lieber einen schwereren Brocken. So finden Teams zusammen, deren Kräfte optimal aufeinander abgestimmt sind und die ihre Last schließlich mit der Durchschnittsgeschwindigkeit der Kolonne transportieren können.
In einer weiteren Testreihe entfernten die Wissenschaftler das ganze Team und überließen ihre Ladung den nachfolgenden Insekten. Nach kurzer Zeit hatte sich erneut eine Gruppe gebildet und führte den Transport fort, wobei das Gewicht der beiden Gruppen nahezu identisch war.
Die Ameisen bleiben nur solange zusammen, bis sie ihre Aufgabe erledigt haben, dann trennen sie sich wieder. Denn für eine neue Last mit einem anderen Gewicht benötigen sie auch die passenden Partner – so bilden sie für jede Kraftanstrengung immer wieder das perfekte Team.
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