Verhaltensforschung: Ein Kuckuckskind! Oder viele?
Wer kennt sie nicht, diese Nöte der Eltern, die stets hungrigen Mägen des Nachwuchses zu füllen? Und wer kann da schon wirklich der Versuchung widerstehen, dem am lautesten quengelnden Kind eine etwas größere Portion zu geben? Im Tierreich ist dies mitunter nicht anders.
Sicherlich jeder hat die Bilder schon einmal gesehen, wie ein zierlicher Rohrsänger versucht, ein überdimensioniertes Küken zu füttern. Der Nestling ist bereits so groß, dass er das Nest zu sprengen droht. Und da weder in noch an der Kinderstube Platz für anfliegende Kerbtierversorger ist, landen die besorgten Eltern auf dem Kopf des Jungvogels, um dessen schier unendlichen Hunger zu stillen. Doch die Singvögel füttern da nicht die eigene Brut, sondern ein Kuckuckskind – untergeschoben vom europäischen Kuckuck (Cuculus canorus), dem einzigen Brutparasiten hierzulande.
Bevor es jedoch an diese Fleischtöpfe geht, räumt das Küken ganz und gar nicht stiefgeschwisterlich im Wirtsnest auf. Sobald das Kuckucksjunge das Licht der Welt erblickt hat, schiebt es Eier oder bereits geschlüpfte Zöglinge seiner unfreiwilligen Gastgeber als missliebige Konkurrenten aus dem heimatlichen Bau. Was ihm am Anfang allerdings noch durch erhöhte Proteinzufuhr zum Vorteil gereicht, wird später zum Problem: Denn die Zieheltern richten ihre Nachschubproduktion an der Zahl der zu stopfenden Mäuler aus. Sind es wenige, so bringen sie auch in der Folge weniger Futter ans Nest. Da aber der kleine Kuckuck schon bald größer ist als jeder Rohrsänger, würde er schon bald an Hunger leiden.
Der europäische Kuckuck verhindert diese Benachteiligung seines einzelgängerischen Wesens allerdings, indem er durch sehr laute, einfühlsame Bettelrufe an den Fütterungsinstinkt der Stiefeltern appelliert und dabei seinen knallig roten Rachen präsentiert. Das Wehklagen hat schließlich Erfolg, und das Kuckuckskind erhält genug Nahrung, um groß und stark zu werden. Nassauertum dieser Art gibt es auf der ganzen Welt, doch nicht jede Kuckucksart setzt auf Lautäußerungen. Der Fluchtkuckuck (Cuculus fugax) aus China und Japan etwa bevorzugt eher die stille Art, wie jetzt Keita Tanaka und Keisuke Ueda von der japanischen Rikkyo-Universität entdeckt haben. Sie beobachteten, dass diese Vögel im fortgeschritten Kükenalter, wenn sie schon befiedert sind, häufig ihre Schwingen lüpfen, sobald die Wirtseltern mit schmackhafter Beute das Nest erreichen.
Tatsächlich wurden die umgefärbten Nestparasiten seltener mit Nahrung besucht und gefüttert als ihre Vergleichsgruppe, der diese anthropogene Benachteiligung erspart blieb. Die Minderversorgung erfolgte dabei vollkommen unabhängig vom flehenden Betteln der Jungen: Wo ganz offensichtlich nur ein Magen zu füllen war, gingen die Alttiere mit ihren Ressourcen ökonomischer um. Zudem beobachteten Tanaka und Ueda mehrfach, dass Eltern versuchten, Kerfe in den gelben Hautflecken der Fluchtkuckucke zu platzieren – in der Annahme, es würde sich um flehende Schnäbel der Brut handeln. Die Muster sehen zwar nicht wirklich aus wie aufgesperrte Rachen, doch kann im Dunkel der bevorzugten Gastelternnester eine Verwechslung durchaus vorkommen – ein weiteres Indiz für die Nachhaltigkeit dieser Zusatznahrungsstrategie.
Warum aber bevorzugt der Fluchtkuckuck im Gegensatz zur Verwandtschaft optische Signale? Die beiden Japaner vermuten spezielle evolutionäre Gründe: Da diese asiatische Spezies bevorzugt Bodenbrüter heimsucht, läuft sein Nachwuchs verstärkt Gefahr, durch phonstarkes Betteln Bodenraubtiere wie Katzen oder Marder anzulocken und diesen zum Opfer zu fallen. In diesem Fall haben also die größten Schreihälse das Nachsehen: Ihnen bliebe wohl nicht nur der Schnabel leer.
Bevor es jedoch an diese Fleischtöpfe geht, räumt das Küken ganz und gar nicht stiefgeschwisterlich im Wirtsnest auf. Sobald das Kuckucksjunge das Licht der Welt erblickt hat, schiebt es Eier oder bereits geschlüpfte Zöglinge seiner unfreiwilligen Gastgeber als missliebige Konkurrenten aus dem heimatlichen Bau. Was ihm am Anfang allerdings noch durch erhöhte Proteinzufuhr zum Vorteil gereicht, wird später zum Problem: Denn die Zieheltern richten ihre Nachschubproduktion an der Zahl der zu stopfenden Mäuler aus. Sind es wenige, so bringen sie auch in der Folge weniger Futter ans Nest. Da aber der kleine Kuckuck schon bald größer ist als jeder Rohrsänger, würde er schon bald an Hunger leiden.
Der europäische Kuckuck verhindert diese Benachteiligung seines einzelgängerischen Wesens allerdings, indem er durch sehr laute, einfühlsame Bettelrufe an den Fütterungsinstinkt der Stiefeltern appelliert und dabei seinen knallig roten Rachen präsentiert. Das Wehklagen hat schließlich Erfolg, und das Kuckuckskind erhält genug Nahrung, um groß und stark zu werden. Nassauertum dieser Art gibt es auf der ganzen Welt, doch nicht jede Kuckucksart setzt auf Lautäußerungen. Der Fluchtkuckuck (Cuculus fugax) aus China und Japan etwa bevorzugt eher die stille Art, wie jetzt Keita Tanaka und Keisuke Ueda von der japanischen Rikkyo-Universität entdeckt haben. Sie beobachteten, dass diese Vögel im fortgeschritten Kükenalter, wenn sie schon befiedert sind, häufig ihre Schwingen lüpfen, sobald die Wirtseltern mit schmackhafter Beute das Nest erreichen.
Dabei entblößen die Tiere gelb gefärbte Hautflecken, welche die Forscher verdächtig an die aufgerissenen Rachen der Küken erinnerten. Auch die Flügelbewegungen ähneln dem Kopfwackeln gierender Zöglinge. Diese Reaktionen zeigen die Kuckucke jedoch umso seltener, je häufiger ihre Futterspender mit Insekten vorbeikommen. Um nun zu testen, ob diese Farbpartien als Rachenattrappen tatsächlich den Fütterungstrieb der schmarotzten Singvögel stimulieren sollten, färbten die Wissenschaftler die gelben Bereiche dunkel ein. Dann verglichen sie die Fütterungsrate sowie -intervalle der behandelten Küken mit denen der unbeeinflussten Nestlinge.
Tatsächlich wurden die umgefärbten Nestparasiten seltener mit Nahrung besucht und gefüttert als ihre Vergleichsgruppe, der diese anthropogene Benachteiligung erspart blieb. Die Minderversorgung erfolgte dabei vollkommen unabhängig vom flehenden Betteln der Jungen: Wo ganz offensichtlich nur ein Magen zu füllen war, gingen die Alttiere mit ihren Ressourcen ökonomischer um. Zudem beobachteten Tanaka und Ueda mehrfach, dass Eltern versuchten, Kerfe in den gelben Hautflecken der Fluchtkuckucke zu platzieren – in der Annahme, es würde sich um flehende Schnäbel der Brut handeln. Die Muster sehen zwar nicht wirklich aus wie aufgesperrte Rachen, doch kann im Dunkel der bevorzugten Gastelternnester eine Verwechslung durchaus vorkommen – ein weiteres Indiz für die Nachhaltigkeit dieser Zusatznahrungsstrategie.
Warum aber bevorzugt der Fluchtkuckuck im Gegensatz zur Verwandtschaft optische Signale? Die beiden Japaner vermuten spezielle evolutionäre Gründe: Da diese asiatische Spezies bevorzugt Bodenbrüter heimsucht, läuft sein Nachwuchs verstärkt Gefahr, durch phonstarkes Betteln Bodenraubtiere wie Katzen oder Marder anzulocken und diesen zum Opfer zu fallen. In diesem Fall haben also die größten Schreihälse das Nachsehen: Ihnen bliebe wohl nicht nur der Schnabel leer.
Wenn Sie inhaltliche Anmerkungen zu diesem Artikel haben, können Sie die Redaktion per E-Mail informieren. Wir lesen Ihre Zuschrift, bitten jedoch um Verständnis, dass wir nicht jede beantworten können.