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News: Eine Maschine lernt fühlen

Roboter gelten im Allgemeinen als wenig einfühlsam - und damit als nicht unbedingt geeignet, mit Menschen von gleich zu gleich zu kommunizieren. Ein Makel, an dem gearbeitet wird.
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Verwenden Sie Smileys in Ihren E-Mails? Zumindest in weniger formeller elektronischer Privatkommunikation sparen die kleinen Emoticons aus Doppel- oder Strichpunkt, Bindestrich und Klammer manchmal viele Worte. Sie ermöglichen, zwischen den Zeilen auszudrücken, was nicht ausdrücklich formuliert wurde – ein Satz, der wie ein kalter Waschlappen wirken könnte, mag durch ein angefügtes ;-) zu einer eher freundlichen Stichelei werden.

E-Mail-Emoticons simulieren so eine wesentliche Komponente gelungener menschlicher Kommunikation, die naturgemäß bei der elektronischen Fern-Unterhaltung unter den Tisch fällt: die räumliche Nähe des Gegenübers. Schließlich entwickeln sich Menschen im Laufe der Entstehung ihrer Kommunikationskultur zu Meistern der Wahrnehmung subtilster, nonverbaler Signale ihres Gesprächspartners. Hochgezogene Augenbrauen, Schweißperlen auf der Stirn, hektisches Augenrollen oder begütigende Gesten etwa integrieren wir als emotionalen Subtext mit dem eigentlichen Inhalt des Gesagten zu einer Gesamtbotschaft. Fehlen solche Signale, so wird eine Verständigung ungleich schwieriger oder gar missverständlich.

Wie wichtig Emotionalität für Kommunikation ist, wird besonders an der Schnittstelle zwischen Mensch und der naturgemäß gefühllosen Maschine deutlich – nicht nur in E-Mails. Menschen nutzen Automaten im besten Fall rein funktionell, viele empfinden sie aber, ohne dies näher erklären zu können, als nüchtern oder gar "kalt". Manche können angesichts dienstbarer Maschinen sogar erstaunlich irrational reagieren: Sie vermenschlichen, gerade in Stresssituationen ihr mechanisches Gegenüber und erwarten situationsangepasstes, emotionales Entgegenkommen. Natürlich erfolglos, und so werden Fahrkartenautomaten, Videorekorder oder die freundliche Stimme des Auto-Navigationssystems zur Zielscheibe wüster – und völlig uneffektiver – Beschimpfungen.

Hier, so dachten sich wohl Nilanjan Sarkar und Craig Smith von der Vanderbuilt University, liegt also einiges im Argen. Und es kann nur schlimmer werden, da mit der zunehmenden Automatisierung potenziell unselige Kontakte zwischen Mensch und Maschine eher häufiger werden. Also, so der Lösungsansatz der Wissenschaftler, muss Automaten und Robotern der Zukunft emotionale Kommunikation beigebracht werden: "Wir versuchen einen Roboter zu entwickeln, der Emotionen wahrnehmen kann", so Smith.

Ein schwieriges Unterfangen: Um den Gefühlszustand eines Menschen zu erkennen, muss ein Roboter dessen emotionale Außensignale aufnehmen, verarbeiten und in Echtzeit in eine maschinenverwertbare Form umwandeln. Neue Sensortechnik macht dies immerhin technisch denkbar: Sehr kleine und schnell arbeitende Sensoren sind bereits entwickelt worden, um die geeigneten physiologischen Emotions-Signale von menschlichen Kommunikationspartnern abgreifen zu können.

Solche Sensoren setzten Smith und Sarkar nun dazu ein, einem von ihnen eigens konstruierten Roboter erste emotionale Gehversuche zu ermöglichen. Dessen Aufgabe bestand zunächst nur darin, zufallsgesteuert in einem Versuchsraum herumzurollen, in dem mehrere menschliche Probanden einem stressigen Verfahren ausgesetzt waren. Sie mussten wiederholte, systematisch schwerer werdende Aufgaben lösen, die gezielt perfide gestaltet wurden, um sicher zu frustrieren oder zu langweilen. Sensoren zeichneten Pulsfrequenz und Herzschlagfrequenz der gereizten menschlichen Versuchskaninchen auf, außerdem die bei Schweißausbrüchen zunehmende Leitfähigkeit der Hand-Hautoberfläche und ihre Gesichtsmuskelaktivität – gestresste Personen knirschten mit den Zähnen und runzelten die Augenbrauen.

Aus diesen Sensorenwerten errechnete dann ein Prozessor des herumrollenden Roboters den Gefühlszustand einzelner Versuchsteilnehmer. Ein bestimmter Stress-Pegelwert veranlasste den Automaten dann, die genervte Person gezielt anzusteuern und anzusprechen: "Ich fühle Ihre Anspannung. Kann ich vielleicht irgendwie helfen?"

Das klappte nach einigen Anfangsschwierigkeiten schon ganz gut – als wichtig erwies sich aber auch für den Roboter, seine menschlichen Gegenüber erst einmal gründlich kennenzulernen. Welche Signale nämlich tatsächlich Rückschlüsse auf den Gefühlszustand eines Menschen zulassen, ist von Person zu Person sehr unterschiedlich. Um vom gefühlskalten zum einfühlsamen Roboter zu werden, muss dieser zunächst auf die charakteristischen Reaktionen eines bestimmten Menschen geeicht werden – ganz ähnlich, wie dies derzeit auch bei Sprach- und Handschrift-Erkennungssoftware nötig ist.

Zudem muss der Roboter wohl aber noch lernen, zwischen hochinteressiertem Engagement und frustrierter Gereiztheit zu unterscheiden: "Eine wirklich große Herausforderung", meint Smith. Man ahnt die ersten Konflikte im Mensch-Maschine-Dialog: Ob wohl genervte Testkandidaten dem grobgefühligen Möchtegernhelfer ein tiefempfundenes "Lass mich in Ruhe! Mir geht's gut!!" entgegenhalten – wo er doch nur programmiert ist, hilfreich anzufragen? So gesehen gut, das der Roboter noch nicht gelernt hat, eingeschnappt zu sein.

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