News: Erfolgreicher Reparatureinsatz
Multiple Sklerose gilt nach wie vor als unheilbar. Doch vielleicht bahnt sich jetzt eine neue Therapie gegen diese heimtückische Krankheit an: die Heilung mit adulten Stammzellen.
Etwa eine Million Menschen weltweit leiden an einer fatalen Nervenkrankheit: multiple Sklerose oder kurz MS genannt. Die Autoimmunkrankheit gehört damit zu den häufigsten neurologischen Erkrankungen in den Industrieländern – und noch immer ist keine Heilung in Sicht.
Ausgelöst wird sie durch eine Überreaktion des Immunsystems. T-Zellen der körpereigenen Abwehr greifen die Myelinscheiden der Nervenzellen an – jene Isolierschicht, die für eine störungsfreie Weiterleitung der Nervenimpulse unabdingbar ist. Das gesamte Nervensystem ist von dieser Zerstörung betroffen; es kommt zu spastischen Lähmungen, Blasen- und Darmentleerungsstörungen sowie Entzündungen des Sehnervs, die bis zur Erblindung führen können.
Bisherige Therapieansätze, die teilweise bei Tierversuchen schon erfolgreich verliefen, setzten an den T-Zellen an. Die Blockade bestimmter Rezeptormoleküle, den Integrinen, mit denen die T-Zellen ihre Opfer aufspüren, soll die Hyperaktivität des Immunsystems bremsen. Damit kann zwar eine weitere Zerstörung der Myelinscheiden gestoppt werden, eine Reparatur bereits aufgetretener Schäden ist jedoch nicht möglich.
Diese Reparatur versuchten jetzt Wissenschaftler aus Italien: Stefano Pluchino und seine Kollegen vom Scientific Institute San Raffaele in Mailand gingen bei ihren Experimenten von Mäusen aus, die unter der experimentellen allergischen Encephalomyelitis litten, einer künstlich hervorgerufenen Krankheit, die als Modell für multiple Sklerose dient. Die Forscher spritzen in die Blutbahn der Tiere adulte neuronale Stammzellen.
Tatsächlich fanden die Zellen den Weg zu ihrem Einsatzort, den zerstörten Myelinscheiden, und verwandelten sich hier in Oligodendrocyten, die neues Myelin produzierten. Wegweiser des Reparaturteams war der gleiche Rezeptor, alpha-4-Integrin, mit dem auch die zerstörerischen T-Zellen das Myelin finden.
Und die Reparatur verlief erfolgreich. 45 Tage nach der Injektion konnten vier von 15 Mäusen wieder normal laufen, bei den übrigen elf Tieren gingen die Lähmungen deutlich zurück.
Steht damit eine Heilung von multipler Sklerose mit adulten Stammzellen, die im Gegensatz zu ihren embryonalen Schwestern nicht mit ethischen Vorbehalten belastet sind, in Aussicht? Die Forscher bleiben vorsichtig. "Wir wissen noch nicht, ob diese Behandlung, die bei Mäusen erfolgreich ist, beim Menschen auch die gleiche Wirksamkeit zeigt", mahnt Arbeitsgruppenleiter Gianvito Martino. Tierversuche mit Affen sollen zunächst weiteren Aufschluss geben, bevor erste Experimente gestartet werden können. "Wir brauchen noch mindestens weitere fünf Jahre Arbeit, bevor wir erste Schlüsse ziehen können."
Ausgelöst wird sie durch eine Überreaktion des Immunsystems. T-Zellen der körpereigenen Abwehr greifen die Myelinscheiden der Nervenzellen an – jene Isolierschicht, die für eine störungsfreie Weiterleitung der Nervenimpulse unabdingbar ist. Das gesamte Nervensystem ist von dieser Zerstörung betroffen; es kommt zu spastischen Lähmungen, Blasen- und Darmentleerungsstörungen sowie Entzündungen des Sehnervs, die bis zur Erblindung führen können.
Bisherige Therapieansätze, die teilweise bei Tierversuchen schon erfolgreich verliefen, setzten an den T-Zellen an. Die Blockade bestimmter Rezeptormoleküle, den Integrinen, mit denen die T-Zellen ihre Opfer aufspüren, soll die Hyperaktivität des Immunsystems bremsen. Damit kann zwar eine weitere Zerstörung der Myelinscheiden gestoppt werden, eine Reparatur bereits aufgetretener Schäden ist jedoch nicht möglich.
Diese Reparatur versuchten jetzt Wissenschaftler aus Italien: Stefano Pluchino und seine Kollegen vom Scientific Institute San Raffaele in Mailand gingen bei ihren Experimenten von Mäusen aus, die unter der experimentellen allergischen Encephalomyelitis litten, einer künstlich hervorgerufenen Krankheit, die als Modell für multiple Sklerose dient. Die Forscher spritzen in die Blutbahn der Tiere adulte neuronale Stammzellen.
Tatsächlich fanden die Zellen den Weg zu ihrem Einsatzort, den zerstörten Myelinscheiden, und verwandelten sich hier in Oligodendrocyten, die neues Myelin produzierten. Wegweiser des Reparaturteams war der gleiche Rezeptor, alpha-4-Integrin, mit dem auch die zerstörerischen T-Zellen das Myelin finden.
Und die Reparatur verlief erfolgreich. 45 Tage nach der Injektion konnten vier von 15 Mäusen wieder normal laufen, bei den übrigen elf Tieren gingen die Lähmungen deutlich zurück.
Steht damit eine Heilung von multipler Sklerose mit adulten Stammzellen, die im Gegensatz zu ihren embryonalen Schwestern nicht mit ethischen Vorbehalten belastet sind, in Aussicht? Die Forscher bleiben vorsichtig. "Wir wissen noch nicht, ob diese Behandlung, die bei Mäusen erfolgreich ist, beim Menschen auch die gleiche Wirksamkeit zeigt", mahnt Arbeitsgruppenleiter Gianvito Martino. Tierversuche mit Affen sollen zunächst weiteren Aufschluss geben, bevor erste Experimente gestartet werden können. "Wir brauchen noch mindestens weitere fünf Jahre Arbeit, bevor wir erste Schlüsse ziehen können."
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