Direkt zum Inhalt

News: Mit eigenen Waffen schlagen

Wenn das Immunsystem verrückt spielt und eigene Körperzellen angreift, sind gefährliche Autoimmunkrankheiten die Folge. Doch die Amok laufenden T-Zellen lassen sich in eine Falle locken.
Bild
Geduldig warten sie. Doch sobald der Eindringling gemeldet ist, schlagen sie gnadenlos zu. Die T-Zellen des Immunsystems erkennen sicher jedes fremde Bakterium oder Virus und vernichten es gezielt.

Ausgelöst wird der Alarm durch die antigen-präsentierenden Zellen, die Proteine des Eindringlings – die Antigene – in ihre Zellmembran einbauen. Und auf diese Antigene passen bestimmte Rezeptoren der T-Zellen, die daran binden, damit aktiviert werden und letztendlich den Eindringling töten.

Doch mitunter funktioniert dieses Abwehrsystem nicht perfekt: Manche T-Zellen spielen verrückt und greifen nicht fremde, sondern körpereigene Zellen an. Gefährliche Autoimmunkrankheiten wie Diabetes oder multiple Sklerose sind die Folge.

Divya Jyothi und Terrence Geiger vom St. Jude Children's Research Hospital in Memphis versuchten nun, diese durchgedrehten T-Zellen mit eigenen Waffen zu schlagen: Zusammen mit Richard Flavell von der Yale University bauten sie T-Zellen, die ihrerseits Jagd auf T-Zellen machen sollten.

Ausgangspunkt ihrer Versuche waren Mäuse, die unter der experimentellen allergischen Encephalomyelitis (EAE) litten. Bei dieser künstlich hervorgerufenen Krankheit, die als Modell für multiple Sklerose dient, wirkt das Protein Myelin als Antigen für T-Zellen, die daraufhin die Myelinscheide – die Isolierschicht der Nervenzellen – zerstören.

Den Forschern gelang es nun mit Hilfe genetisch veränderter Mäuse, T-Zellen zu kreieren, die ihrerseits Myelin auf ihrer Zelloberfläche als Antigen präsentierten. Als die an EAE erkrankten Mäuse diese modifizierten T-Zellen erhielten, erkannten und banden die Rezeptoren der T-Zellen der Tiere das vermeintliche Antigen. Damit schnappte die Falle zu: Die Bindung diente den modifizierten T-Zellen als Signal, sich ihrerseits auf die mauseigenen myelinzerstörenden T-Zellen zu stürzen und diese zu vernichten. Befreit von den Amok laufenden Immunzellen gingen die Krankheitssymptome der Versuchstiere deutlich zurück.

"Das ist sicherlich eine aufregende neue Beobachtung", meint der Immunologe Michel Sadelain vom Memorial Sloan-Ketterinng Cancer Center in New York. Auch wenn der Weg bis zur Anwendung beim Menschen sicherlich noch weit sei, könnten genetisch veränderte T-Zellen sich zu einem "sehr interessanten therapeutischen Mittel entwickeln".

Schreiben Sie uns!

Wenn Sie inhaltliche Anmerkungen zu diesem Artikel haben, können Sie die Redaktion per E-Mail informieren. Wir lesen Ihre Zuschrift, bitten jedoch um Verständnis, dass wir nicht jede beantworten können.

Partnerinhalte

Bitte erlauben Sie Javascript, um die volle Funktionalität von Spektrum.de zu erhalten.