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Paläontologie: Erste Dinoeier hatten weiche Schale

Weiche Schale, weicher Kern: Analysen von Fossilfunden zeigen, dass die Eier der frühen Dinosaurier fragiler waren, als Forscher annahmen. Ausgebrütet wurden sie mit einem Trick.
Mussaurus-Ei

Die ersten Dinosaurier schlüpften womöglich nicht aus Eiern mit einer harten Kalkschale, sondern aus solchen, die von einer weichen, ledrigen Haut umgeben waren. Darauf deutet eine Untersuchung hin, die Wissenschaftler um Mark Norell vom American Museum of Natural History im Fachmagazin »Nature« veröffentlichten.

»Es wurde immer davon ausgegangen, dass die Eier der frühen Dinosaurier hartschalig waren«, sagt Erstautor Norell in einer Pressemitteilung. Bislang habe man jedoch nur die Überreste von Eiern dreier Dinosauriergruppen gefunden: von Theropoda, Hadrosauridae und Sauropoden. Von anderen Gruppen habe man zwar massenhaft Skelette – aber keine Eier. Womöglich, weil diese weichschalig waren und damit schlicht nicht erhalten blieben, mutmaßten Norell und seine Kollegen.

Dinofossil mit Nachwuchs

Stützen könnte diese These die Analyse zweier Fossilienfunde. Dabei handelte es sich zum einen um die Überreste eines Protoceratops, eines etwa schafgroßen Pflanzenfressers, der vor rund 75 bis 71 Millionen Jahren lebte. Zusammen mit dem Fossil stießen Archäologen auf mindestens zwölf Dinoembryos, von denen sechs erstaunlich gut erhalten waren. Den Dinonachwuchs, der sich in der typisch gekrümmten Embryonalhaltung befand, umgaben dabei eiförmige, mineralische Kränze, welche die Skelette halb verdeckten. Die Überreste von zwei frisch geschlüpften Protoceratops-Jungen, welche die Forscher ebenfalls fanden, waren hingegen frei von solchen Ablagerungen.

Im Rahmen einer genaueren Analyse der eiförmigen Schatten stießen die Wissenschaftler um Norell auf chemische Spuren jener Membran, die sich oft in weichschaligen Eiern heute noch lebender Tiere finden lässt. Daraus schlussfolgerten die Forscher, dass die Eier von Protoceratops einst ledrig und weich gewesen sein müssen – wie jene mancher Schildkrötenarten heute. Auf dasselbe Phänomen stießen sie auch bei Eiern eines Fossils der Gattung Mussaurus, deren Vertreter die Erde vor mehr als 200 Millionen Jahren bevölkerten.

Weitere Analysen bringen die Forscher zudem zu dem Schluss, dass sich harte, kalkhaltige Eierschalen bei Dinosauriern mindestens dreimal unabhängig voneinander entwickelt haben müssen. Ausgangsbasis waren vermutlich jedes Mal weichschalige Eier. Da diese nicht besonders widerstandsfähig gegenüber Wasserverlust und mechanischen Stressoren waren, vergruben die Dinos sie vermutlich in feuchter Erde oder Sand und brüteten sie mit Hilfe von Pflanzenmaterial aus, ähnlich, wie einige moderne Reptilien es heute noch tun.

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