Welterbe: Famose Feuchtgebiete
In dieser Woche entscheidet die UNESCO über die Aufnahme des Wattenmeers in die Liste des Welterbes. Als die größte zusammenhängende Wattfläche der Welt ist die Region Lebensraum von etwa 10 000 Tier- und Pflanzenarten – und eine der letzten ursprünglichen Landschaften Mitteleuropas.
Die Luft riecht modrig nach Salzwasser und Schlick, unter den Füßen quillt weich und glitschig der nasse Sand hervor. Das Meer ist weit entfernt. Bis zum Horizont erstreckt sich nichts als dunkles, feuchtes Watt. Wenige Stunden zuvor noch vom Meer umspült, wirkt das Wattenmeer bei Ebbe wie eine Mondlandschaft: karg, flach und öd. Doch der flüchtige Blick des Besuchers täuscht: Das Feuchtgebiet vor den Küsten der Nordsee ist ein einzigartiger Lebensraum.
Seit über 25 Jahren bereits bemühen sich Deutschland, Dänemark und die Niederlande im Rahmen des Trilateralen Wattenmeerabkommens von 1982 um den Schutz der ungewöhnlichen Wattlandschaft. Hamburg, Schleswig-Holstein und Niedersachsen haben ihre Küstenregionen als Nationalparks ausgewiesen, auch die Niederlande stellten das Watt mit ihrem "Staatsnatuurmonument Waddenzee" unter Naturschutz. In dieser Woche entscheidet das Welterbe-Komitee der UNESCO nun darüber, ob ein großes Areal des Nordsee-Wattenmeeres zudem zum Welterbe ernannt werden soll.
Derzeit umfasst die Liste dieser Güter 878 Orte in 145 Ländern. In Deutschland gibt es 33 Welterbestätten, die meisten davon zählen zum Kulturerbe wie der Dom zu Speyer oder die Museumsinsel in Berlin. Einzig die Fossilienfundstätte Grube Messel bei Darmstadt wurde in Deutschland bislang zum Naturerbe ernannt – und leistet damit so außergewöhnlichen Naturstätten wie dem australischen Great Barrier Reef oder dem US-amerikanischen Great Canyon Gesellschaft, die ebenfalls auf der Liste stehen.
Der Weg bis zur dieswöchigen Entscheidung allerdings war steinig: Ganze 17 Jahre haben die Anrainer gebraucht, um bei der UNESCO den entsprechenden Antrag einzureichen. Bereits 1991 hatten sich die drei Länder auf der 6. Wattenmeerkonferenz im dänischen Esbjerg entschlossen, das Wattenmeer in die Liste der UNESCO aufnehmen zu lassen. Doch die Bemühungen gestalteten sich schwierig. Dänemark klinkte sich aus, um ein Naturschutzprogramm für das Wattenmeer vor den eigenen Küsten voranzubringen. Und in Hamburg zog Bürgermeister Ole von Beust 2008 kurz vor dem Stichtag die Beteiligung zurück – aus Angst, die Ernennung zum Weltnaturerbe könnte die geplante Vertiefung der Unter- und Außenelbe behindern.
Die UNESCO hat in der Zwischenzeit Experten der Internationalen Naturschutzunion losgeschickt, um die Angaben des Antrags zu überprüfen. In etwa 120 Gesprächen, beispielsweise mit Vertretern der Muschelfischer oder des Landvolkverbands, verschafften sie sich einen Eindruck davon, wie die Schutzmaßnahmen in der Wirklichkeit umgesetzt sind – und wie der Antrag zum Welterbe bei der Bevölkerung ankommt.
Die 13 000 Quadratkilometer große Fläche aus Schlick und Sand, das sich von der Ho-Bucht in Dänemark bis zur Insel Texel in den Niederlanden erstreckt, ist ein hochsensibles Ökosystem. Es umfasst sowohl Dünen, Sandbänke, Priele und Salzwiesen als auch die Inseln des Küstengebiets und beherbergt etwa 10 000 Tier- und Pflanzenarten. Im Schlick tummeln sich Muscheln und Ruderfußkrebse, Faden- und Strudelwürmer. Das Watt ist die Laichstätte von zahlreichen Meeresfischen wie Scholle und Seezunge und bietet etwa zwölf Millionen Zugvögeln auf ihren Wanderungen Rast- und Brutstätten. Es gilt als eines der letzten verbliebenen natürlichen Großökosysteme in Europa.
Seit über 25 Jahren bereits bemühen sich Deutschland, Dänemark und die Niederlande im Rahmen des Trilateralen Wattenmeerabkommens von 1982 um den Schutz der ungewöhnlichen Wattlandschaft. Hamburg, Schleswig-Holstein und Niedersachsen haben ihre Küstenregionen als Nationalparks ausgewiesen, auch die Niederlande stellten das Watt mit ihrem "Staatsnatuurmonument Waddenzee" unter Naturschutz. In dieser Woche entscheidet das Welterbe-Komitee der UNESCO nun darüber, ob ein großes Areal des Nordsee-Wattenmeeres zudem zum Welterbe ernannt werden soll.
Als Welterbe wird nach Angaben der UNESCO nur gewürdigt, was als "einzigartiges, unersetzliches Gut von außergewöhnlichem universellem Wert" und "als Eigentum der gesamten Menschheit" betrachtet werden kann. Gleichzeitig müssen die jeweiligen Antragsteller nachweisen, dass sie in der Lage sind, die angemeldete Region auch zu schützen und für zukünftige Generationen zu erhalten.
Derzeit umfasst die Liste dieser Güter 878 Orte in 145 Ländern. In Deutschland gibt es 33 Welterbestätten, die meisten davon zählen zum Kulturerbe wie der Dom zu Speyer oder die Museumsinsel in Berlin. Einzig die Fossilienfundstätte Grube Messel bei Darmstadt wurde in Deutschland bislang zum Naturerbe ernannt – und leistet damit so außergewöhnlichen Naturstätten wie dem australischen Great Barrier Reef oder dem US-amerikanischen Great Canyon Gesellschaft, die ebenfalls auf der Liste stehen.
Nun könnte sich bei positivem Bescheid auch das Wattenmeer der Nordsee in die Ehrenriege einreihen. Schließlich ist die Region mit ihren unterschiedlichen Biotopen die größte zusammenhängende Fläche von Schlick- und Sandwatt der Welt. Das Wattenmeer der Nordsee macht 60 Prozent der Tidegebiete in Europa und Nordafrika aus und ist mit gerade einmal 8000 Jahren zudem ein sehr junges Ökosystem.
Der Weg bis zur dieswöchigen Entscheidung allerdings war steinig: Ganze 17 Jahre haben die Anrainer gebraucht, um bei der UNESCO den entsprechenden Antrag einzureichen. Bereits 1991 hatten sich die drei Länder auf der 6. Wattenmeerkonferenz im dänischen Esbjerg entschlossen, das Wattenmeer in die Liste der UNESCO aufnehmen zu lassen. Doch die Bemühungen gestalteten sich schwierig. Dänemark klinkte sich aus, um ein Naturschutzprogramm für das Wattenmeer vor den eigenen Küsten voranzubringen. Und in Hamburg zog Bürgermeister Ole von Beust 2008 kurz vor dem Stichtag die Beteiligung zurück – aus Angst, die Ernennung zum Weltnaturerbe könnte die geplante Vertiefung der Unter- und Außenelbe behindern.
Letztlich reichten im Februar 2008 nur die Niederlande, Niedersachsen und Schleswig-Holstein den Antrag ein. Sie fordern den Status des Weltnaturerbes für 9735,6 Quadratkilometer Fläche, die weit gehend mit ihren Nationalparks übereinstimmen. In ihrem Antrag beschreiben die Anrainer detailliert die unterschiedlichen Schutzprogramme für die verschiedenen Biotope des Wattenmeers: von ganzjährigen und jahreszeitlichen Schutzzonen für Seehunde, Kegelrobben und Vogelbrutplätzen bis hin zu sanftem Tourismus in Form von geführten Wattwanderungen.
Die UNESCO hat in der Zwischenzeit Experten der Internationalen Naturschutzunion losgeschickt, um die Angaben des Antrags zu überprüfen. In etwa 120 Gesprächen, beispielsweise mit Vertretern der Muschelfischer oder des Landvolkverbands, verschafften sie sich einen Eindruck davon, wie die Schutzmaßnahmen in der Wirklichkeit umgesetzt sind – und wie der Antrag zum Welterbe bei der Bevölkerung ankommt.
Dort gibt es auch kritische Stimmen: Der Wattenrat etwa, ein Zusammenschluss aus Naturschützern in Ostfriesland, kritisiert, dass die Nominierung allein aus Marketinggründen für die Tourismusindustrie erfolge. Der Schutz des Nationalparks sei dagegen in den letzten Jahren systematisch zurückgefahren worden: Fast 90 wertvolle Bereiche im Nationalpark seien aus dem Nationalpark herausgenommen oder herabgestuft worden. Zudem fehle es an einer qualifizierten Aufsicht und Betreuung durch Ranger.
Christian Wulff, niedersächsischer Ministerpräsident, bewertet die Situation anders: Mit dem begehrten Titel bekäme die Region ein "international wirksames Marketinginstrument" im naturnahen Tourismus. "Gewinner wäre die gesamte Region, die dadurch auch für Touristen an Attraktivität noch weiter gewinnen würde", sagt er. Wer letztlich Recht behält, muss sich zeigen. Sicher ist jedoch: Schützenswert ist das Wattenmeer der Nordsee allemal – ob nun mit oder ohne Welterbe-Status.
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