Ernährung: Fischesser schlafen besser
Sie sollen Entzündungen und Krebs vorbeugen, die Stimmung heben und die Intelligenzentwicklung fördern: Die Omega-3-Fettsäuren EPA und DHA gelten geradezu als Wundermittel. Zuletzt wurde ihnen auch eine wohltuende Wirkung auf den Schlaf nachgesagt. Forscher untersuchten nun das Zusammenspiel zwischen Fischkonsum, Nachtruhe sowie kognitiven Fähigkeiten und stellten fest: Ein Teil des Effekts, den fischreiche Ernährung auf die Intelligenz habe, könnte sich auf einen störungsfreieren Schlaf zurückführen lassen.
Das Team um Jianghong Liu von der University of Pennsylvania wertete Daten von mehr als 500 Schulkindern in China aus, die an einer Längsschnittstudie teilnahmen. Das Ergebnis stellten die Psychologin und ihre Kollegen in der Fachzeitschrift »Scientific Reports« vor. Schulkinder, die im Alter von neun bis elf Jahren wöchentlich Fisch aßen, erreichten demnach zwei Jahre später in einem Intelligenztest knapp fünf IQ-Punkte mehr als Gleichaltrige, die nur selten Meeresbewohner verzehrten. Je seltener sie Fisch auf dem Teller hatten, desto schwächer war vor allem ihr verbaler IQ, aber auch andere kognitive Funktionen. Außerdem litten sie laut Angaben ihrer Eltern häufiger unter Schlafstörungen.
Einen kausalen Zusammenhang konnten die Autoren mit diesen Daten zwar nicht nachweisen. Doch viele alternative Erklärungen ließen sich ausschließen, etwa das Geschlecht, das Alter der Mutter bei der Geburt, das Bildungsniveau sowie der Beruf von Vater und Mutter oder wie regelmäßig sie frühstückten und ob sie als Säuglinge gestillt worden waren. Einzig der Wohnort wirkte sich merklich aus: Stadtkinder hatten häufiger Meeresbewohner auf dem Speiseplan. Diesen Effekt rechneten die Forscher jedoch statistisch aus den übrigen Zusammenhängen heraus. Ihr Fazit: »Ein häufiger Fischkonsum könnte die Schlafqualität verbessern, was wiederum langfristig die kognitive Entwicklung fördert.« Das galt vor allem für den verbalen IQ – weil Schlaf verschiedene neurokognitive Funktionen in unterschiedlicher Weise beeinflusse, vermuten die Wissenschaftler.
Das Gehirn besteht rund zur Hälfte aus Fetten, insbesondere aus langkettigen, mehrfach ungesättigten Fettsäuren wie Eicosapentaensäure (EPA) und Docosahexaensäure (DHA). Diese kommen vor allem in Fischölen, in Wild sowie Fleisch aus Weidehaltung vor und zählen zu jenen Fettsäuren, die der Körper nicht selbst herstellen kann, die aber als Bausteine von Zellmembranen und somit auch von Hirnfunktionen lebensnotwendig sind. Als Nahrungsergänzungsmittel wirken EPA und DHA wahrscheinlich nicht in gleicher Weise, wie wenn sie in Form von Fisch oder Fleisch aufgenommen werden. Das legt unter anderem eine Studie der U.S. National Institutes of Health nahe. Hier wurden 4000 Probanden über fünf Jahre hinweg solche Zusatzstoffe beziehungsweise Scheinpräparate verabreicht und auf ihre geistige Leistungsfähigkeit untersucht.
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