Taxonomie: Frosch trotzt dem Aussterben
Der Israelische Scheibenzüngler (Discoglossus nigriventer), ein eher unscheinbarer Frosch aus den Sümpfen der Chulaebene in Nordisrael, gehört einem für ausgestorben gehaltenen Zweig der Froschlurche an, wie Forscher um Sarig Gafny vom Ruppin Academic Center in Israel herausgefunden haben.
Erstmals Anfang der 1940er Jahre unter dem Namen Discoglossus nigriventer beschrieben, ließ sich die Art seit 1955 nicht mehr blicken. Damals wurden die Marsch- und Sumpfgebiete um die Chulaebene im Zuge einer intensiven landwirtschaftlichen Nutzung bis auf kleine Reste trockengelegt. Dies versetzte, wie man dachte, der ohnehin schon seltenen Art den Todesstoß – so kam dem Tier die traurige Rolle zu, als erste Amphibienart von der International Union for Conservation of Nature 1996 für ausgestorben erklärt zu werden. Im Jahr 2011 dann die Überraschung: Bei einer Routinepatrouille in einem Naturschutzgebiet in der Chulaebene entdeckten Parkwächter einen Frosch, der sich tatsächlich als Vertreter der verschollenen Art herausstellte.
Eine nun vorgenommene Analyse seines Knochenbaus mittels Mikrotomografie zeigte zudem: Der Frosch ist der letzte lebende Vertreter der bislang als ausgestorben betrachteten Gattung Latonia, einer vom Oligozän bis zum Pleistozän in Europa weit verbreiteten Gruppe, deren Vertreter mit bis zu 20 Zentimeter Länge bisweilen stattliche Größen erreichten. Ein Gletschervorstoß in der letzten Kaltzeit führte vermutlich zum Verschwinden der Gattung aus Europa, während im Nahen Osten einige Arten überlebten.
Auch wenn der Israelische Scheibenzüngler von den Tot(geglaubt)en wiederauferstanden ist: Er bleibt eine stark gefährdete Art, die im Wesentlichen nur noch in einem einzigen Teich vorkommt – ein Sinnbild für das weltweite, dramatische Amphibiensterben.
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