Verhaltensforschung: Frostschutz für Erinnerungen
Das Langzeitgedächtnis von Fledermäusen überdauert eisigen Winterschlaf.
Die Körpertemperatur einer Fledermaus fällt im Winterschlaf auf frostige 8 Grad Celsius ab. Eine Herausforderung für das Gehirn der Tiere, denn bei dieser Kälte können sich Synapsen zurückbilden und Hirnstrukturen verändern. Wie Forscher vom Max-Planck-Institut für Ornithologie in Seewiesen nun herausfanden, beeinträchtigt die winterliche "Eiszeit" dennoch nicht das Gedächtnis der kleinen Flugakrobaten – was für diese überlebenswichtig ist.
Ireneusz Ruczynski und Björn Siemers trainierten 13 Mausohrfledermäuse (Myotis myotis) fünf Wochen lang darauf, in einem Labyrinth Futter zu finden. Dann kühlten die Wissenschaftler einen Teil der Tiere in einem separaten Raum auf Winterschlafniveau herunter. Nach zehn Wochen Frostschlummer beendeten steigende Temperaturen die Ruhe; jetzt hieß es erneut, den Weg durch den Flugirrgarten zu dem Mehlwurm-Leckerbissen zu finden. Die Winterschläfer waren dabei auf Anhieb ebenso erfolgreich wie ihre wach gebliebenen Artgenossen. Die zwischenzeitliche Abkühlung hatte die Gedächtnisleistung also nicht geschmälert.
Ein überraschendes Ergebnis – weiß man doch, dass etwa Nagetiere wie Eichhörnchen in Kältephasen einen deutlichen Gedächtnisverlust erleiden. Ruczynski und Siemers nehmen an, dass die komplexe Repräsentation ihrer dreidimensionalen Umwelt im Gehirn der Mausohrfledermäuse einen effektiven Gedächtnisschutz begünstigt. Dank ihres guten räumlichen Erinnerungsvermögens finden die Tiere auch nach Jahren zu früheren Brut- und Schlafplätzen sowie kleinsten Futterstellen im Umkreis von 25 Kilometern zurück. Welcher neurobiologische Mechanismus hinter diesem Frostschutz steckt, soll nun erforscht werden. (sz)
Ruczynski, I., Siemers, B. M.:Hibernation does not affect memory retention in bats. In: Biology Letters 10.1098/rsbl.2010.0585, 2010.
Ireneusz Ruczynski und Björn Siemers trainierten 13 Mausohrfledermäuse (Myotis myotis) fünf Wochen lang darauf, in einem Labyrinth Futter zu finden. Dann kühlten die Wissenschaftler einen Teil der Tiere in einem separaten Raum auf Winterschlafniveau herunter. Nach zehn Wochen Frostschlummer beendeten steigende Temperaturen die Ruhe; jetzt hieß es erneut, den Weg durch den Flugirrgarten zu dem Mehlwurm-Leckerbissen zu finden. Die Winterschläfer waren dabei auf Anhieb ebenso erfolgreich wie ihre wach gebliebenen Artgenossen. Die zwischenzeitliche Abkühlung hatte die Gedächtnisleistung also nicht geschmälert.
Ein überraschendes Ergebnis – weiß man doch, dass etwa Nagetiere wie Eichhörnchen in Kältephasen einen deutlichen Gedächtnisverlust erleiden. Ruczynski und Siemers nehmen an, dass die komplexe Repräsentation ihrer dreidimensionalen Umwelt im Gehirn der Mausohrfledermäuse einen effektiven Gedächtnisschutz begünstigt. Dank ihres guten räumlichen Erinnerungsvermögens finden die Tiere auch nach Jahren zu früheren Brut- und Schlafplätzen sowie kleinsten Futterstellen im Umkreis von 25 Kilometern zurück. Welcher neurobiologische Mechanismus hinter diesem Frostschutz steckt, soll nun erforscht werden. (sz)
Ruczynski, I., Siemers, B. M.:Hibernation does not affect memory retention in bats. In: Biology Letters 10.1098/rsbl.2010.0585, 2010.
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