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Paläoanthropologie: Frühe Hominiden von Raubvögeln gejagt?

Eines der berühmtesten Hominiden-Fossilien, das "Kind von Taung", könnte einst Opfer eines Raubvogels gewesen sein, vermuten Anthropologen aus Südafrika.

Australopithecus africanus | Erster Fund eines Australopithecinen: der Kinderschädel von Taung (Südafrika) in Seitenansicht
Der etwa 2,3 Millionen Jahre alte Schädel, der im Oktober 1924 in einem Steinbruch der südafrikanischen Kleinstadt Taung gefunden worden ist, gilt als erster Hominidenfund, der nicht zur Gattung Homo gehört. Der Johannesburger Anatomie-Professor Raymond Dart gab ihm den Namen Australopithecus africanus ("Südaffe aus Afrika"). Dart lieferte damit den ersten Hinweis, dass die Wurzeln der Menschheit in Afrika liegen – eine damals heftig umstrittene These.

Da der Schädel noch Milchzähne sowie einen teilweise durchgebrochenen Backenzahn besaß, war klar, dass das Individuum bereits als Kind ums Leben gekommen ist. Als Todesursache wurde der Angriff eines Leoparden oder einer Säbelzahnkatze angenommen.

Lee Berger von der Witwatersrand-Universität in Johannesburg und sein Kollege Ron Clarke spekulieren jedoch schon seit zehn Jahren, das Kind von Taung könnte auch Opfer eines Raubvogels geworden sein. Denn Fossilien von Affen, die in der Nähe des Hominiden gefunden worden sind, zeigen Spuren, die auf eine Raubvogelattacke hindeuten.

Jetzt entdeckten Berger und Clarke ähnliche Spuren in den Augenhöhlen des Hominiden-Schädels. Das Kind sei von einem Raubvogel am Kopf gepackt und in die Lüfte gehoben worden, sind die beiden Wissenschaftler überzeugt. Ähnlich ergreifen heutige Adler in Westafrika ihre Beute. Demnach mussten die frühen Hominiden nicht nur Raubtiere von der Erde fürchten – Gefahr drohte ihnen auch aus der Luft.

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