Pharmakologie: Geburtshilfe für Synapsen
Ketamin kurbelt die Synaptogenese im Gehirn an – und kann so rasch depressive Symptome lindern.
Psychopharmaka sind für Depressive oft keine große Hilfe: Bei 4 von 10 Betroffenen wirken Antidepressiva gar nicht, andere spüren erst nach monatelanger Einnahme einen Effekt. Eine Ausnahme: Ketamin. Die Substanz, die als Anästhetikum und als Partydroge bekannt ist, verringert die Symptome einer Depression schon kurz nach der Einnahme und bringt den Stoffwechsel im präfrontalen Kortex auf Trab. Das Problem: Ketamin kann Halluzinationen auslösen und süchtig machen.
Forscher der Yale University in New Haven (US-Bundesstaat Connecticut) kamen jetzt der Wirkungsweise von Ketamin genauer auf die Spur. Ronald Duman und seine Kollegen injizierten Ratten entweder die gängigen Antidepressiva Imipramin und Fluoxetin oder eben Ketamin. Danach beobachteten sie die Nager in Verhaltensexperimenten und untersuchten ihr Hirngewebe.
Ergebnis: Die Ketamin-Injektion aktivierte (anders als die beiden anderen Substanzen) im präfrontalen Kortex der Tiere ein wichtiges Enzym namens mTOR. Dieses Protein ist der Ausgangspunkt einer Reihe von Signalwegen, welche die Synaptogenese – also das Entstehen neuer Zellverknüpfungen – fördert. So konnten auch neuronale Verbindungen wieder hergestellt werden, die verkümmert waren, weil die Forscher ihren Labortieren zuvor mit Elektroschocks und Wasserbädern zugesetzt hatten. Solche Stressfaktoren stürzen die Nager auf Dauer in lethargische Zustände ähnlich einer Depression beim Menschen. Die Ketamin-Kur zeigte auch im Verhalten der Tiere Wirkung: Schon bei niedriger Dosis erstarrten die Ratten bei unangenehmen Reizen nicht mehr vor Angst, sondern versuchten zu fliehen.
Die Forscher hoffen, verträglichere Wirkstoffe entwickeln zu können, die ähnlich wie Ketamin am mTOR-Signalpfad ansetzen, ohne dessen negative Nebenwirkungen zu zeigen. Ein schnell wirkendes Medikament wäre in der Klinik sehr hilfreich – nicht zuletzt bei Menschen mit Suizidgedanken. (sz)
Li, N. et al.:mTOR-Dependent Synapse Formation Underlies the Rapid Antidepressant Effects of NMDA Antagonists. In: Science 329, S. 959-964, 2010.
Forscher der Yale University in New Haven (US-Bundesstaat Connecticut) kamen jetzt der Wirkungsweise von Ketamin genauer auf die Spur. Ronald Duman und seine Kollegen injizierten Ratten entweder die gängigen Antidepressiva Imipramin und Fluoxetin oder eben Ketamin. Danach beobachteten sie die Nager in Verhaltensexperimenten und untersuchten ihr Hirngewebe.
Ergebnis: Die Ketamin-Injektion aktivierte (anders als die beiden anderen Substanzen) im präfrontalen Kortex der Tiere ein wichtiges Enzym namens mTOR. Dieses Protein ist der Ausgangspunkt einer Reihe von Signalwegen, welche die Synaptogenese – also das Entstehen neuer Zellverknüpfungen – fördert. So konnten auch neuronale Verbindungen wieder hergestellt werden, die verkümmert waren, weil die Forscher ihren Labortieren zuvor mit Elektroschocks und Wasserbädern zugesetzt hatten. Solche Stressfaktoren stürzen die Nager auf Dauer in lethargische Zustände ähnlich einer Depression beim Menschen. Die Ketamin-Kur zeigte auch im Verhalten der Tiere Wirkung: Schon bei niedriger Dosis erstarrten die Ratten bei unangenehmen Reizen nicht mehr vor Angst, sondern versuchten zu fliehen.
Die Forscher hoffen, verträglichere Wirkstoffe entwickeln zu können, die ähnlich wie Ketamin am mTOR-Signalpfad ansetzen, ohne dessen negative Nebenwirkungen zu zeigen. Ein schnell wirkendes Medikament wäre in der Klinik sehr hilfreich – nicht zuletzt bei Menschen mit Suizidgedanken. (sz)
Li, N. et al.:mTOR-Dependent Synapse Formation Underlies the Rapid Antidepressant Effects of NMDA Antagonists. In: Science 329, S. 959-964, 2010.
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