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Astronomie: Gegenverkehr im Halo der Milchstraße

Halo der Milchstraße
Die Milchstraße ist eine rotierende Scheibe aus Spiralarmen, die von einer kugelförmigen Hülle umschlossen wird. Dieser so genannte Halo enthält alte Sonnen, Kugelsternhaufen und dunkle Materie. In jüngster Zeit gab es Hinweise, dass er aus zwei unterschiedlichen Komponenten besteht. Dafür sprachen Untersuchungen des chemischen Aufbaus von Sternen im Halo-Inneren. Sie basierten allerdings nur auf kleinen Stichproben.

Nun haben Astronomen um Daniela Carollo vom Osservatorio Astronomico in Turin die bislang umfangreichste Analyse durchgeführt. Dazu zogen sie Daten von mehr als 20 000 Sternen aus der Hülle der Milchstraße heran, die im Rahmen des Sloan Digital Sky Survey vermessen wurden. Bei der Untersuchung zeigten sich eklatante Unterschiede zwischen innen und außen.

So rotieren die Komponenten des inneren Halos im selben Drehsinn wie die galaktische Scheibe, allerdings wesentlich langsamer – mit etwa 80 000 gegenüber 800 000 Kilometern pro Stunde. Die äußeren Sterne dagegen fliegen doppelt so schnell in entgegengesetzter Richtung. Auch die Zusammensetzung ist deutlich verschieden. Die Sterne der inneren Hülle enthalten dreimal so viele schwere Elemente wie die weiter draußen. Vermutlich stammen sie von massereichen Galaxien, die gleichsinnig mit der Milchstraße rotierten und von ihr verschluckt wurden. Später gerieten dann kleinere Galaxien, die sich in die entgegengesetzte Richtung drehten, in den Einfluss unserer heimatlichen Welteninsel. Sie wurden von den Gezeitenkräften der Milchstraße zerrissen, und ihre Sterne sammelten sich im äußeren Halo.

Christoph Marty

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