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Sozialverhalten: Geldsegen macht geizig

Wer noch nicht weiß, ob er Geld gewonnen hat, ist eher bereit, einen Teil seines Gewinns für einen guten Zweck zu spenden. Sichere Sieger behalten hingegen lieber, was sie haben.
100-Dollar-Scheine

Was würden Sie tun, wenn Sie unerwartet im Lotto gewinnen? Sich etwas Schönes von dem Geld gönnen, den Gewinn mit Ihrer Familie teilen, etwas für einen guten Zweck spenden? Womöglich sind wir in so einem Moment weniger spendabel, als wir es uns vorher ausmalen: Haben wir den Gewinn nämlich erst einmal in der Tasche, dann teilen wir ihn ungerne, sagen Wissenschaftler um Christian Kellner von der britischen University of Southampton. Anders sieht es hingegen aus, wenn wir schon vorher zusichern, etwas abzugeben.

Die Forscher führten fünf verschiedene Experimente mit insgesamt mehr als 1300 Probanden durch. In einem Versuch erzählten sie 320 Versuchspersonen zum Beispiel, dass diese an einer Lotterie teilnehmen würden. Mit einer 50-prozentigen Wahrscheinlichkeit konnten die Teilnehmer den Obolus, den sie für die Studienteilnahme erhalten würden, um zehn Pfund aufstocken. Außerdem fragten die Wissenschaftler die Probanden, ob sie gerne ein wenig von dem Gewinn an eine gemeinnützige Organisation spenden würden. Manche von ihnen wurden dabei mit der Frage konfrontiert, bevor sie erfuhren, ob das Los auf sie gefallen war, andere danach.

Im Ergebnis zeigte sich: Wer vor der Bekanntgabe der Gewinner entscheiden musste, ob er etwas von seinem Gewinn abgeben wollte, zeigte sich spendabler. Die betreffenden Probanden spendeten mit einer 23 Prozent höheren Wahrscheinlichkeit als Teilnehmer, die sich bereits sicher waren, dass sie den Bonus erhalten würden. Außerdem griffen Personen, die noch auf ihr Glück hofften, auch 25 Prozent tiefer in die Tasche als die Vergleichsgruppe. Die übrigen Experimente wiesen in eine ähnliche Richtung.

Kellner und seine Kollegen schlussfolgern daraus, dass es für gemeinnützige Organisationen sinnvoll sein könnte, Menschen frühzeitig auf eine Spende zu verpflichten, falls sie einmal unerwartet zu Geld kommen sollten. Das könnte zum Beispiel geschehen, indem Angestellte gefragt werden, ob sie einen Teil ihrer nächsten Bonuszahlung im Job spenden möchten. Oder indem Glücksritter auf einem Lottoschein bereits im Vorfeld ein Kreuzchen für eine künftige Spende setzen.

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