News: Gnadenloses Urteil
Eigentlich gibt es den rund sechs Millimeter großen Käfer nur in Südafrika, doch hat er längst seine Reise rund um den Globus angetreten. Wohl im Rahmen des internationalen Bienenhandels kam er 1996 beispielsweise in die USA, wo er im Jahr 2000 bereits allein in Florida einen Schaden von mehr als sechs Millionen Mark anrichtete - und zwar, weil sich die ursprünglich aus Europa kommenden Bienen (Apis mellifera spp.) nicht gegen den Eindringling zu wehren wissen.
Ganz im Gegensatz zu der Kap-Biene (Apis mellifera capensis), die im Laufe ihrer Evolution Zeit genug hatte, um dem dreisten Eindringling Paroli zu bieten. Forscher der Molecular Ecology Research Group der Universität Halle beobachteten, wie die Kap-Bienen mit den Käfern kurzen Prozess machen. Ohne lange zu zaudern, drängen mehrere von ihnen die Räuber in die Ecken und Spalten ihres Stocks, halten sie dort in Schach und kleistern sie dann mit klebrigen Baumsäften fest. Die Käfer haben keine Chance und hungern bald zu Tode. Wenn gleich ganze Heerscharen von Käfern in den Stock einfallen und der Kampf gegen sie aussichtslos erscheint, bedienen sich die Kap-Bienen sogar der Hinhalte-Taktik, starten unterdessen Erkundungsflüge und flüchten gegebenenfalls mit Sack und Pack an einen sicheren Ort.
Doch was sich die Kap-Bienen über Generationen an strategischer Raffinesse aneigneten, können die Honigbienen in Florida nicht kurzerhand lernen. Zwar nutzen auch sie den Baumsaft für Reparaturen oder zum Abdichten, und auch sie können sich gegen ihre natürlichen Feinde zur Wehr setzen, doch gegen die aufgerüsteten Beutenkäfer sind sie machtlos.
Allerdings sind auch am Kap die Gefängnisse nicht ganz sicher. So berichtet Peter Neumann während seiner 57 Beobachtungstage von mindestens vier - nächtlichen - Ausbrüchen. In zwei anderen Fällen vertrieben sich die Inhaftierten die Zeit gar mit einem Partner des anderen Geschlechts, während ein anderer Käfer in der Not seinen Zellengenossen verspeiste.
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