Verhaltensforschung: Häher in Hab-Acht
Elstern, Krähen und Co gelten als die Denker unter den Piepmätzen: Unter Vögeln fast unerreicht sind ihre Taktiken bei Erwerb, Lagerung und Wiederfinden von Nahrung. Und sie berücksichtigen ganz genau, ob sie dabei beobachtet werden.
Der beste Helfer des Försters ist der Eichelhäher: Unermüdlich sammelt der Rabenvogel im Herbst reife Eicheln und vergräbt sie an den verschiedensten Stellen im Wald, damit er während des Winters immer auf ein gut gefülltes Nahrungsdepot zurückgreifen kann. Doch nicht alle dieser Tausenden von Samen, die er so lagert, findet er wieder – sie können im Frühjahr keimen, und damit hält der Häher den Wald jung.
Obschon den Vögeln natürlich ein Teil ihrer Sammlung wieder durch die Lappen geht, legen sie dennoch eine veritable Geistesleistung an den Tag. Schließlich müssen sie sich mehrere hundert Standorte merken und berücksichtigen, dass sich deren Aussehen im Jahresverlauf markant ändert.
Die blau-grau-weißen Häher begnügen sich allerdings nicht nur mit dem reinen Verstecken von Nahrung: Bietet sich ihnen die Gelegenheit, die Depots von Artgenossen zu plündern, so kennen sie kein Pardon. Umgekehrt versuchen diese Rabenvögel aber natürlich, genau diese Missetaten am eigenen Gut zu minimieren oder möglichst gänzlich zu verhindern: Sie verlagern ihre Beute, wenn sie sich beobachtet glauben, oder verteidigen ihre Lagerstätten zur Not auch, wenn sich keine Alternativen bieten.
Unter welchen Umständen aber reagieren die Tiere wie? Immerhin ist bekannt, dass sie ihr Futter durchaus mit ihrem Partner teilen, sodass dessen Gegenwart nach Ansicht der Forscher eigentlich keine Rolle spielen dürfte. Wie verhält es sich allerdings mit Fremden: Wann wird verlagert, und wann wird gekämpft?
Dallys Team beobachtete neun Buschhäher, während die Tiere wahlweise unbeobachtet oder unter den Augen von Partnern, dominanten Konkurrenten oder Subalternen Mehlwürmer verstecken durften. Zur Verfügung standen ihnen dazu unterteilte Ablagekästen, von denen einer in relativer Nähe zu den potenziellen Beobachtern im Flugkäfig stand, während der andere weiter entfernt aufgestellt wurde – und damit offenkundig von Wettbewerbern weniger leicht einsehbar war. Drei Stunden nach dem Platzieren der Beute durften die neun Häher dann wieder jeweils in den Käfig mit den Kästen und sich um ihre Speisekammern kümmern.
Generell versteckten die Tiere ihre Mehlwürmer in den ihnen am nächsten gelegenen Ablageplätzen, wenn ihnen kein anderer Vogel oder allenfalls ihr Partner zusah – die Bestätigung für die Forscher, dass die Häher in ihrer Beziehung tatsächlich keine Konkurrenz sehen.
Ganz anders verhielten sie sich jedoch, wenn ranghöhere oder -niedrigere Artgenossen anwesend waren. Von Anfang an verlegten nun die gefütterten Tiere die Bevorratung bevorzugt in entfernte und damit womöglich sicherere Verstecke. Das allein genügte ihnen aber nach der dreistündigen Abwesenheit nicht mehr, denn jetzt schleppten sie – ohne neuerliche Observation, aber offenkundig mit dem Wissen um die vorherige – ihre gehüteten Vorräte in ein neues Versteck: eines, das häufig überhaupt nichts mit den vorgegebenen Ablagekästen zu tun hatte, sondern das sich außerhalb davon befand. Konnten die Vögel ihre Beute nicht in einem alternativen Versteck verscharren, so verlagerten sie diese wenigstens innerhalb des einen Kastens mehrfach, was einen Diebstahl anschließend ebenfalls weniger wahrscheinlich macht.
In einem weiteren Experiment standen die sammelnden Häher sowohl beim ersten Deponierversuch als auch beim anschließenden Wiederverstecken unter Beobachtung – allerdings handelte es sich bei den Observatoren teils um die selben und teils um andere Vögel. Damit wollten die Biologen herausfinden, ob die Tiere nicht nur zwischen Dritten und Partner, sondern auch unter den Fremden Unterscheidungen treffen.
Und tatsächlich verlagerten die Häher neuerlich einen deutlichen Anteil ihrer Beute, wenn sie von altbekannten Konkurrenten beobachtet wurden. Unter den Augen von Vögeln, die von den ersten Versteckversuchen nichts mitbekommen hatten, bewahrten sie dagegen zumeist die Ruhe und beließen das Futter, wo sie es ursprünglich versteckt hatten. Aber auch bei den Dauerbeobachtern machten die Buschhäher Differenzen – je nach Status des Beobachters.
Handelte es sich dabei um einen schwächeren Mitbewerber verhielten sie sich weniger aktiv als bei einem dominanten Tier. Gegenüber nachrangigen Vögeln ist es leichter, das Depot zu verteidigen, während bei stärkeren Exemplaren die Kosten-Nutzen-Rechnung eher für die Verlagerung der Speisekammer spricht als für einen meist aussichtslosen Kampf. Bei Partnern wird Diebstahl dagegen toleriert, ja, die Häher gehen sogar so weit, auch deren Eichel- oder Mehlwurmlager zu verteidigen, sollte es nötig und möglich sein. Liebe scheint also auch bei ihnen durch den Magen zu gehen.
Obschon den Vögeln natürlich ein Teil ihrer Sammlung wieder durch die Lappen geht, legen sie dennoch eine veritable Geistesleistung an den Tag. Schließlich müssen sie sich mehrere hundert Standorte merken und berücksichtigen, dass sich deren Aussehen im Jahresverlauf markant ändert.
Doch die Tiere haben noch mehr auf dem Kasten, wie ältere und aktuelle Forschungsarbeiten von Joanne Dally und ihren Kollegen von der Universität Cambridge enthüllen. Im Blickpunkt ihrer Arbeiten stehen Westliche Buschhäher (Aphelocoma californica) aus Nordamerika, die wie so viele ihrer Verwandten auch Eicheln, Nüsse oder sonstige Leckereien für schlechtere Zeiten zurücklegen.
Die blau-grau-weißen Häher begnügen sich allerdings nicht nur mit dem reinen Verstecken von Nahrung: Bietet sich ihnen die Gelegenheit, die Depots von Artgenossen zu plündern, so kennen sie kein Pardon. Umgekehrt versuchen diese Rabenvögel aber natürlich, genau diese Missetaten am eigenen Gut zu minimieren oder möglichst gänzlich zu verhindern: Sie verlagern ihre Beute, wenn sie sich beobachtet glauben, oder verteidigen ihre Lagerstätten zur Not auch, wenn sich keine Alternativen bieten.
Unter welchen Umständen aber reagieren die Tiere wie? Immerhin ist bekannt, dass sie ihr Futter durchaus mit ihrem Partner teilen, sodass dessen Gegenwart nach Ansicht der Forscher eigentlich keine Rolle spielen dürfte. Wie verhält es sich allerdings mit Fremden: Wann wird verlagert, und wann wird gekämpft?
Dallys Team beobachtete neun Buschhäher, während die Tiere wahlweise unbeobachtet oder unter den Augen von Partnern, dominanten Konkurrenten oder Subalternen Mehlwürmer verstecken durften. Zur Verfügung standen ihnen dazu unterteilte Ablagekästen, von denen einer in relativer Nähe zu den potenziellen Beobachtern im Flugkäfig stand, während der andere weiter entfernt aufgestellt wurde – und damit offenkundig von Wettbewerbern weniger leicht einsehbar war. Drei Stunden nach dem Platzieren der Beute durften die neun Häher dann wieder jeweils in den Käfig mit den Kästen und sich um ihre Speisekammern kümmern.
Generell versteckten die Tiere ihre Mehlwürmer in den ihnen am nächsten gelegenen Ablageplätzen, wenn ihnen kein anderer Vogel oder allenfalls ihr Partner zusah – die Bestätigung für die Forscher, dass die Häher in ihrer Beziehung tatsächlich keine Konkurrenz sehen.
Ganz anders verhielten sie sich jedoch, wenn ranghöhere oder -niedrigere Artgenossen anwesend waren. Von Anfang an verlegten nun die gefütterten Tiere die Bevorratung bevorzugt in entfernte und damit womöglich sicherere Verstecke. Das allein genügte ihnen aber nach der dreistündigen Abwesenheit nicht mehr, denn jetzt schleppten sie – ohne neuerliche Observation, aber offenkundig mit dem Wissen um die vorherige – ihre gehüteten Vorräte in ein neues Versteck: eines, das häufig überhaupt nichts mit den vorgegebenen Ablagekästen zu tun hatte, sondern das sich außerhalb davon befand. Konnten die Vögel ihre Beute nicht in einem alternativen Versteck verscharren, so verlagerten sie diese wenigstens innerhalb des einen Kastens mehrfach, was einen Diebstahl anschließend ebenfalls weniger wahrscheinlich macht.
In einem weiteren Experiment standen die sammelnden Häher sowohl beim ersten Deponierversuch als auch beim anschließenden Wiederverstecken unter Beobachtung – allerdings handelte es sich bei den Observatoren teils um die selben und teils um andere Vögel. Damit wollten die Biologen herausfinden, ob die Tiere nicht nur zwischen Dritten und Partner, sondern auch unter den Fremden Unterscheidungen treffen.
Und tatsächlich verlagerten die Häher neuerlich einen deutlichen Anteil ihrer Beute, wenn sie von altbekannten Konkurrenten beobachtet wurden. Unter den Augen von Vögeln, die von den ersten Versteckversuchen nichts mitbekommen hatten, bewahrten sie dagegen zumeist die Ruhe und beließen das Futter, wo sie es ursprünglich versteckt hatten. Aber auch bei den Dauerbeobachtern machten die Buschhäher Differenzen – je nach Status des Beobachters.
Handelte es sich dabei um einen schwächeren Mitbewerber verhielten sie sich weniger aktiv als bei einem dominanten Tier. Gegenüber nachrangigen Vögeln ist es leichter, das Depot zu verteidigen, während bei stärkeren Exemplaren die Kosten-Nutzen-Rechnung eher für die Verlagerung der Speisekammer spricht als für einen meist aussichtslosen Kampf. Bei Partnern wird Diebstahl dagegen toleriert, ja, die Häher gehen sogar so weit, auch deren Eichel- oder Mehlwurmlager zu verteidigen, sollte es nötig und möglich sein. Liebe scheint also auch bei ihnen durch den Magen zu gehen.
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