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26. UN-Klimakonferenz: Warum es wirksamen Klimaschutz braucht

Der Klimawandel findet statt. Kohlendioxid reichert sich an, der Meeresspiegel steigt. Wie es um die Emissionen steht und was das für die Zukunft bedeuten kann, zeigen Grafiken.
Die Frage ist nicht ob, sondern wie hoch der Meeresspiegel bis zum Jahr 2100 steigt (Symbolbild).

Es ist Zeit, zu handeln. Der Klimawandel findet längst statt. Und die Menschheit hat großen Anteil daran, dass sich der Planet binnen kurzer Zeit stark erwärmt hat. Im Umkehrschluss bedeutet das: Die Menschheit kann Prozesse, die sie in Gang gesetzt hat, auch wieder verlangsamen. Auf der 26. UN-Klimakonferenz hat die Welt die Chance, wirksame Maßnahmen zu beschließen.

Wie sich die Emissionen aus der Verbrennung von Kohle, Öl und Gas so schnell wie möglich senken und sich Klima, Umwelt und kommende Generationen damit schützen lassen, wollen rund 20 000 Staatsoberhäupter, Diplomaten und Aktivisten ab dem 31. Oktober auf der Klimakonferenz in Glasgow besprechen.

Wo wir derzeit stehen, welche Folgen das bereits hat und was auf die Welt zukommen könnte, wenn die Menschheit ihr Verhalten nicht noch mehr ändert, zeigen die folgenden Grafiken.

Vom 31. Oktober bis zum 12. November 2021 fand in Glasgow das 26. Treffen der Mitgliedsstaaten der Klimarahmenkonvention von Rio (Conference of the Parties, COP) statt. Unsere aktuelle Berichterstattung können Sie im Liveblog nachlesen. Mehr rund um Klimawandel und Klimaschutz auf unserer Themenseite.

Die Erde wird wärmer

Seit Anfang des vergangenen Jahrhunderts ist die mittlere Temperatur der Erde um etwa 1,1 Grad Celsius gestiegen. Dem nicht genug: Die Erde erwärmte sich zuletzt immer schneller: Seit dem Jahr 1970 ist die Temperatur im Schnitt alle zehn Jahre um 0,18 Grad Celsius gestiegen, wie aus den Aufzeichnungen hervorgeht, auf die sich auch die Autorinnen und Autoren des aktuellen IPCC-Reports stützen.

Der Klimawandel, wie wir ihn beobachten, ist menschengemacht. Für den Nachweis, dass der Temperaturanstieg in der Atmosphäre auf die menschlichen Kohlendioxidemissionen zurückzuführen ist, gab es in diesem Jahr sogar den Physik-Nobelpreis.

Der Einfluss des Menschen gilt auch deshalb als sehr sicher, weil die Temperatur zuletzt erschreckend rasant gestiegen ist. Jedes der vergangenen vier Jahrzehnte nacheinander war wärmer, als jedes Jahrzehnt, das seit 1850 vorausging. Die globale Oberflächentemperatur war laut dem Weltklimabericht in den ersten beiden Jahrzehnten des 21. Jahrhunderts (2001 bis 2020) um 0,99 Grad Celsius höher als 1850 bis 1900. Die mögliche Abweichung beträgt 0,84 bis 1,10 Grad Celsius. Von 2011 bis 2020 wiederum lag sie demnach 1,09 Grad Celsius höher als im Zeitraum 1850 bis 1900, wobei der Anstieg über Land größer war als über den Meeresgebieten. Ohne den Einfluss des Menschen ist das unerklärlich.

Basierend auf den Erkenntnissen und bekannten Emissionen haben Forschende verschiedene Zukunftsszenarien berechnet. Modelle, die Wetter und Klima miteinander verknüpfen sowie den Zusammenhang zwischen Kohlendioxidgehalt in der Atmosphäre und dem Anstieg der Temperaturen darlegen, machen es möglich. Die Zuverlässigkeit der Modelle wird ständig an realen Beobachtungen gemessen, so dass die Modelle dank immer präziseren Daten die physikalischen Prozesse auf der Erde immer detaillierter abbilden können.

Der Weltklimarat stellt in seinem Report fünf verschiedene Zukunftsszenarien vor. In der hoffnungsvollsten Version gelingt es der Menschheit, die in Paris vereinbarte 1,5-Grad-Grenze der Erwärmung einzuhalten – was Folgen hat, aber vergleichsweise überschaubare. Im düstersten Szenario wiederum erhitzt sich unser Planet bis zum Ende des 21. Jahrhunderts um etwa 4,7 Grad Celsius. Die anderen drei Szenarien liegen zwischen den Extremen.

Was passiert, wenn es 1,5 Grad Celsius wärmer ist? Wie steht der Planet bei drei Grad, wie bei vier da? Was in den kommenden Jahrzehnten in einzelnen Regionen der Erde geschehen könnte, zeigt unter anderem der IPCC WGI Interactive Atlas.

Da es sich um Prognosen basierend auf zahlreichen Faktoren handelt, gibt es auch bei diesen Szenarien Unsicherheiten. Unsicher ist dabei allerdings nicht, ob sondern wie stark und schnell die Temperatur steigen wird. Das hängt unter anderem davon ab, wie viele Gase künftig in die Atmosphäre gelangen, die sich auf die Energiebilanz der Erde auswirken. Solche Treibhausgase verhindern, dass Wärme von der Erde ins Weltall entweicht. Somit bedingen sie den Treibhauseffekt.

Diverse Treibhausgase reichern sich an

Die bekanntesten Vertreter dieser Gruppe sind Kohlendioxid (CO), Methan (CH4) und Lachgas (N2O). Sie sind unter anderem natürlichen Ursprungs und sollten sich daher in geringen Konzentrationen in der Atmosphäre finden. Allerdings hat sich ihr Anteil dort seit Beginn des vergangenen Jahrhunderts deutlich erhöht.

»Der beobachtete Anstieg der Konzentrationen gemischter Treibhausgase seit etwa 1750 ist eindeutig auf menschliche Aktivitäten zurückzuführen«, lautet das Fazit des Weltklimarats im aktuellen Report. Seit 2011 seien die Konzentrationen in der Atmosphäre weiter angestiegen. Die Durchschnittswerte lagen demnach im Jahr 2019 für Kohlendioxid bei 410 parts per million (ppm), für Methan bei 1866 parts per billion (ppb) und bei 332 ppb für Lachgas.

Damit waren die atmosphärischen Kohlendioxidkonzentrationen sehr wahrscheinlich höher als zu jedem anderen Zeitpunkt in mindestens zwei Millionen Jahren. Die Konzentrationen von Methan und Lachgas sehr sicher höher als zu jedem anderen Zeitpunkt in mindestens 800 000 Jahren.

Kohlendioxid, Methan und Lachgas haben unterschiedlich starken Einfluss auf das Klima. Trotz ihrer vergleichsweise geringen Atmosphärenkonzentration tragen auch Methan und Lachgas in großem Maß zum Treibhauseffekt bei. Ein Methanmolekül beispielsweise ist laut dem Weltklimarat ungefähr 28-mal wirksamer als CO. Es verbleibt etwa zwölf Jahre in der Atmosphäre, sagen Klimaforscher. Lachgas wiederum gilt als rund 300-mal so klimaschädlich wie Kohlendioxid.

Es gelangt noch immer zu viel Kohlendioxid in die Atmosphäre

Wer von Klimaschutz spricht, sollte daher mehrere Verbindungen im Blick haben. Gleichzeitig ist es ein sinnvolles Vorhaben, den Ausstoß an CO zu senken. Kohlendioxid wird frei, wenn Tier und Mensch ausatmen, Pflanzen verrotten oder Vulkane ausbrechen. Das ist nur natürlich. Große Mengen sind jedoch menschengemacht und entstehen überall dort, wo die Menschheit fossile Rohstoffe wie Erdöl, Erdgas oder Kohle verfeuert.

Land und Ozean haben nach jetziger Kenntnis in den vergangenen sechs Jahrzehnten einen nahezu konstanten Anteil der Kohlendioxid-Emissionen aus menschlichen Aktivitäten aufgenommen. Die Schätzung laut IPCC liegt bei weltweit etwa 56 Prozent pro Jahr.

Doch es gelingt dem Planeten längst nicht mehr, so viele Treibhausgase zu binden, dass alles läuft wie bisher. Meint: Das komplexe Gefüge unserer Erde ist ins Taumeln geraten. Weit reichende und rasche Veränderungen in der Atmosphäre, den Ozeanen, der Kryosphäre und der Biosphäre sind eingetreten.

Extremwetter, schwindendes Eis, steigender Meeresspiegel – die Folgen des Klimawandels sind sichtbar

Nicht nur wird es in der Atmosphäre und an Land wärmer, wie oben dargelegt. Der Klimawandel wirkt sich auch auf die Ozeane des Planeten aus. Schon die Untersuchungen des fünften IPCC-Reports haben gezeigt, dass es bis in Wassertiefen von 700 Metern eine relative Erhöhung der Temperatur gibt.

Hinzu kommt, dass das Meerwasser Gase aus der Luft aufnimmt. Darunter Kohlendioxid, das im Meerwasser zu Kohlensäure reagiert. Diese senkt den pH-Wert und lässt die Ozeane zunehmend versauern. Beides führt unter anderem dazu, dass Meeresbewohner ihre gewohnte Umgebung verlassen und manche Arten vom Aussterben bedroht sind. Das wirkt sich auf die Nahrungsketten in den Ozeanen und auf unsere Versorgung aus.

Unbestritten ist auch, dass der Meeresspiegel steigt. Die Frage ist bloß, wie stark in welchem Zeitraum. Die Prognosen für das Jahr 2100 haben Wissenschaftler mit dem aktuellen IPCC-Report erneut nach oben korrigiert. Demnach ist laut dem neuen High-End-Risikoszenario ein globaler Anstieg »von annähernd zwei Meter bis zum Jahr 2100 und fünf Meter bis zum Jahr 2150 unter einem Szenario mit sehr hohen Treibhausgasemissionen auf Grund der großen Unsicherheiten bei den Eisschildprozessen« nicht auszuschließen.

Wo der Meeresspiegel unter welchen Annahmen wie sehr ansteigen könnte, lässt sich unter anderem mit einer interaktiven Grafik der NASA herausfinden. Das »Sea Level Projection Tool« basiert ebenfalls auf den Daten des IPCC.

Die Erderwärmug wirkt sich nicht nur auf das flüssige Wasser, sondern auch auf das Eis unseres Planeten aus. Weltweit schmelzen Gletscher. Und in der Antarktis mag sich das Meereis zwar zwischenzeitlich ausdehnen, doch das wichtige Festlandeis am Südpol schwindet, und zwar in zunehmendem Tempo. In der Arktis wiederum hat die Menge an Meereis über die vergangenen Jahre abgenommen.

Das Meereis am Nordpol schwindet dabei deutlich stärker, als es am Südpol zunimmt. Ohne das Eis haben es nicht nur die Bewohner der Nordpolregion schwerer zu überleben, auch der Energiehaushalt der Erde wird dadurch beeinträchtigt.

Schon jetzt sind Extremwetterereignisse wie Hitzewellen und Starkregen häufiger als noch vor einigen Jahrzehnten. Die Wahrscheinlichkeit, dass sie noch öfter auftreten und Hitzewellen intensiver werden, nimmt zu mit jedem Tag, an dem die Menschheit ihren Ausstoß an Treibhausgasen nicht verringert.

Mit konsequentem Klimaschutz Zeit zur Anpassung gewinnen

»Viele Veränderungen, die auf vergangene und künftige Treibhausgasemissionen zurückzuführen sind, lassen sich über Jahrhunderte bis Jahrtausende nicht rückgängig machen, insbesondere Veränderungen der Ozeane, der Eisschilde und des globalen Meeresspiegels«, heißt es im IPCC-Bericht. Anders ausgedrückt: Es wird auf jeden Fall schlimmer, bevor es besser werden kann.

Wie schlimm, kann die Menschheit noch beeinflussen. Industrie, Politik und Gesellschaft können mitgestalten, wie lebensfreundlich die Erde für künftige Generationen sein wird. Die 26. UN-Klimakonferenz bietet einmal mehr die Chance, kluge, konsequente Entscheidungen dafür zu treffen.

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