News: Lügendetektor
Wer lügt, sollte jedoch auch die Lügen seines Gegenübers erkennen können. Und diese Fähigkeit scheint in einer bestimmten Hirnregion lokalisiert zu sein, wie Valerie Stone von der University of Denver zusammen mit ihren Kollegen jetzt entdeckte [1]. Ein wesentlichen Beitrag für diese Entdeckung lieferte ein Patient, den die Wissenschaftler R.M. nannten. Er hatte sich vor als 25 Jahren bei einem Fahrradunfall schwere Hirnverletzungen zugezogen. Insbesondere das limbische System war stark geschädigt. Und genau in dieser Region verarbeitet das Gehirn emotionale und soziale Informationen.
Die Wissenschaftler untersuchten nun mit einem standardisierten Fragenkatalog, inwieweit R.M. das Verhalten seiner Mitmenschen erfassen und analysieren kann. Dabei zeigte sich, dass R.M. kein Problem hatte zu erkennen, ob sich eine Person an neutrale Vorsichtsmaßnahmen hält und beispielsweise der Anforderung "Wer mit giftigen Stoffen arbeitet, muss Schutzhandschuhe tragen" nachkommt oder nicht.
Anders sah es jedoch bei einer sozialen Anforderung wie: "Wer ein Auto leiht, der muss es volltanken." In diesem Fall hatte R.M. große Probleme, logisch zu erschließen, ob sein Gegenüber diese Regel eingehalten hatte oder nicht. Offensichtlich, so vermuten die Forscher, waren die wesentlichen Hirnregionen des Patienten zerstört, die solche sozialen Interaktionen analysieren.
Rückendeckung erhielten die Neurowissenschaftler von Kollegen aus der Anthropologie. Denn Lawrence Sugiyama, John Tooby und Leda Cosmides von der University of California hatten einen ähnlichen Test mit den Shiwiar – einem fast völlig isoliert lebenden Volksstamm aus der Amazonasregion Ecuadors – durchgeführt [2]. Die Shiwiar hatten keine Probleme, durch logische Schlüsse eine Lüge als solche zu erkennen.
Daraus schließen die Wissenschaftler, dass Lügen – und das Erkennen dieser – eine grundsätzliche menschliche Eigenschaft ist, und nicht erst eine Errungenschaft moderner Zivilisationen. Offensichtlich gehörten kleine und größere Flunkereien schon immer zum Menschen, die ihn bei seiner Evolution begleitet haben.
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