Wahrnehmung: Mamas Würmchen
Wenn der jüngste Sprössling einen Bruder oder eine Schwester bekommt, wächst das nun ältere Kind auf einmal in den Augen seiner Mutter. Schuld daran ist kein mysteriöser Wachstumsschub, sondern eine verzerrte Wahrnehmung. Laut Psychologen der Swinburne University of Technology in Melbourne nehmen Mütter ihre Jüngsten im Schnitt als kleiner wahr, als sie in Wirklichkeit sind. Die Täuschung verfliegt, sobald die Kleinen zu älteren Geschwistern werden.
Die australischen Forscher um Jordy Kaufman ließen 77 Mütter die Körpergröße eines ihrer Kinder schätzen, indem sie einen Strich in der entsprechenden Höhe an eine weiße Wand malten. Dabei unterschätzten die Mütter oft die Größe ihrer Jüngsten, während sie bei ihren älteren Kindern eher richtig lagen. Auch Einzelkinder erschienen Mamas im Schnitt kleiner. Der Schätzfehler rührt also offenbar nicht daher, dass das Neugeborene nur im Vergleich mit anderen schrumpfte.
Laut den Psychologen unterstreicht die verzerrte Wahrnehmung die Verletzlichkeit des Nachwuchses, so dass sich die Eltern intensiv um ihn kümmern. Vor allem bei Einzelkindern sei dies wichtig, schließlich geben sie allein das Familienerbgut weiter.
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