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Massentourismus: Trübe Aussichten für das Donaudelta

Seit der Fischfang im Donaudelta staatlich beschränkt wird, setzt die Bevölkerung auf Tourismus. Dieser gefährdet jedoch das Ökosystem und damit die Zukunft der gesamten Region. Eine Reportage aus Rumänien.
Ein Schnellboot scheucht Pelikane im Donaudelta auf
Rosapelikane (Pelecanus onocrotalus) flüchten vor einem Schnellboot mit Touristen im Donaudelta. Solche Flugmanöver können lebensbedrohlich für die Vögel sein, da sie dazu viel Energie benötigen – die ihnen später beim Fischen fehlt.

Wer mit Iliuta Goean die Schönheit des Donaudeltas bewundern möchte, muss früh aufstehen. Dann nämlich ist das Wasser noch klar, die Luft rein und die Idylle der offenen Auenlandschaft unverfälscht. Gemächlich tuckert der rumänische Tourguide in einem kleinen Motorboot durch die sich immer weiter verzweigenden Flussarme. Unzählige verschiedene Vögel kreisen über seinem Kopf: Kormorane, Möwen, Seeadler, Schwarze Störche. Ein Schwarm aus hunderten Pelikanen schraubt sich in einem Wirbel in die Lüfte. Rechts und links des Ufers ragen mit wildem Wein überwucherte Weiden auf. Unvermittelt stellt Goean den Motor ab. »Schauen Sie dort: ein Eisvogel«, sagt er mit ruhiger Stimme und zeigt ins fast undurchdringliche Dickicht. »Das ist der perfekte Rückzugsraum für Vögel. Da kommt kein Raubtier rein.« Die Faszination für die Tier- und Pflanzenwelt ist ihm deutlich anzumerken. »Das Donaudelta ist einzigartig – aber man braucht Zeit, um es verstehen zu lernen«, sagt der erfahrene Touristenführer und Naturfotograf.

Während Goean tiefer in die Verästelungen des Deltas vordringt, wird deutlich, was diejenigen anrichten, die sich keine Zeit nehmen. Die morgendliche Ruhe weicht einem lauter werdenden Dröhnen. Immer häufiger brausen Schnellboote an Goean vorbei. Je weiter der Vormittag voranschreitet, desto mehr verwandelt sich das zuvor noch ruhige und klare Wasser der Deltakanäle in eine aufgewühlte braune Brühe.

Iliuta Goean | Der erfahrene Touristenführer und Naturfotograf versucht, Tourismus und Ökologie im Donaudelta zu vereinen.

Neben Goean haben längst viele andere Menschen die Schönheit der ursprünglichen Auenlandschaft für sich entdeckt. Nicht wenige davon kommen aus Deutschland oder Österreich und legen den rund 2000 Kilometer weiten Weg nach Rumänien mit einem Kreuzfahrtschiff zurück. Im Jahr 2023 waren es laut dem europäischen Branchenverband IG Rivercruise 274 Schiffe. Mit Ausnahme der Pandemiejahre 2020 und 2021 stiegen die Fahrgastzahlen in den zurückliegenden zwei Jahrzehnten kontinuierlich an. Zunehmend begeistern sich auch Gäste aus China und den USA für die Schönheit des zweitgrößten europäischen Flusses.

Konflikt zwischen Tourismus und intakter Natur

Doch der Boom hat einen Preis. Die Tourismusbranche riskiert damit, das sensible Ökosysteme zu zerstören. Besonders betroffen ist der Mündungsbereich entlang der rumänisch-ukrainischen Grenze bis zum Schwarzen Meer.

Die Flussanrainer wissen um die Kehrseiten des Kreuzfahrttourismus – gleichzeitig sind sie auf die Besucherinnen und Besucher angewiesen. Denn die Zeiten, in denen sie allein vom Fischfang leben konnten, sind längst vorbei. Die Folge: Im Donaudelta geraten der Tourismus und die Stabilität des Ökosystems immer mehr in Konflikt. Gleichzeitig ist eine intakte Natur die Voraussetzung für die touristische Attraktivität der Region.

Ein besonders schützenswertes Ökosystem

Das Donaudelta befindet sich dort, wo die Donau ins Schwarze Meer mündet. Es ist rund 10 000 Jahre alt und somit im Vergleich zu anderen Flussdeltas noch recht jung. Im Jahr 1991 bekam es von der UNESCO den offiziellen Titel »Biosphärenreservat« verliehen. Als solche gelten besonders schützenswerte Ökosysteme; insgesamt gibt es weltweit rund 300 davon, darunter etwa die Galapagos-Inseln oder der Pfälzer Wald.

Neben rund 300 Vogel-, 1200 Pflanzen- und 45 Fischarten tummeln sich Schakale, Wölfe und Wildpferde in den Auwäldern zwischen den Flussarmen, Lagunen und Seen. Rund 700 000 Wandervögel nisten im Delta. Von den insgesamt 5800 Quadratkilometern liegen gut 80 Prozent in Rumänien, der nördliche Teil liegt auf ukrainischem Territorium. Etwa die Hälfte der Fläche ist streng geschützt.

Das Delta zählt zu den am dünnsten besiedelten Regionen Europas. Etwa 4300 der insgesamt 15 000 Menschen leben in der rumänischen Küstenstadt Sulina direkt am Schwarzen Meer, der Rest verteilt sich auf gut 20 Dörfer. Viele der Orte sind nur über das Wasser erreichbar. Seit den 1990er Jahren ist die Bevölkerungszahl stark rückläufig.

Während des kommunistischen Regimes unter Langzeitherrscher Nicolae Ceaușescu sollte das Delta vor allem den Bedürfnissen der Menschen dienen. Die Fischerei unterlag kaum Auflagen, große Flächen wurden trockengelegt und landwirtschaftlich genutzt. Für Umwelt- und Naturschutz hatte man im totalitär regierten Rumänien wenig übrig. Nach 1989 wich der Kommunismus dem »Traum vom Massentourismus«, wie Iliuta Goean es nennt.

Die negativen Auswirkungen der Flusskreuzfahrt auf die Natur sind hinlänglich belegt. Zwar werden Flusskreuzer – anders als ihre hochseetauglichen Pendants – nicht mit Schweröl, sondern mit Diesel betrieben. Doch die meisten haben weder Partikelfilter noch Katalysator. Bei Vollauslastung braucht ein solches Schiff bis zu 1500 Liter Diesel pro Tag. Entsprechend große Mengen an Stickoxiden und Feinstaub landen in der Luft. Im österreichischen Engelhartszell, einem Knotenpunkt der Donauschifffahrt unweit der deutschen Grenze, hinterlassen Kreuzfahrtschiffe zehnmal mehr Stickoxide als der rollende Verkehr, wie oberösterreichische Behörden 2019 in einer Immissionsstudie feststellten. Was aber bedeutet das für das Delta?

Schnellboote | In der Hochsaison pflügen pro Tag mehr als 1000 Boote durchs Donaudelta. Die meisten der Schnellboote können zwölf Personen transportieren.

Die 65 000-Einwohner-Stadt Tulcea ist das Zentrum des gleichnamigen Bezirks im äußersten Südosten Rumäniens und wird als Tor zum Donaudelta bezeichnet. Hier sitzt auch das Danube Delta National Institute for Research and Development (DDNI). Die staatlich finanzierte Behörde ist der wissenschaftliche Arm der Deltaverwaltung. Hier erforschen Biologen, Veterinärmedizinerinnen, Geologen und Anthropologinnen die vertrackte Interessenlage im Delta. Denn: »Die Kreuzfahrtschiffe selbst sind gar nicht das Problem«, sagt der DDNI-Biologe Silviu Covaliov. »Ihr Einfluss auf das Delta ist minimal.«

Das wahre Problem sind die Schnellboote. In den Kanälen des Deltas, zwischen Schilf und Weidendickicht, ist der Tourismusboom kaum zu übersehen. »Die killen hier alles«, ärgert sich Tourguide Goean, während sein Boot heftig zu schaukeln beginnt. Es ist mittlerweile 10 Uhr. Fast im Minutentakt rauschen Schnellboote vorbei. Mit bis zu 70 Kilometer pro Stunde schießen sie durchs seichte, meist nur zwei Meter tiefe Wasser. Ihre Motoren sind mit 250 bis 300 PS so leistungsstark wie die von Minibussen. Goean nennt das ein »Verbrechen«. Aber das Publikum an Bord hat wenig Zeit. Meist halten Kreuzfahrtschiffe nur einen Tag im Delta, die Bootstouren durch die Flora und Fauna dauern drei bis vier Stunden. Begreifen lassen sich die Besonderheiten der Umgebung im Schnellboot zwar nicht, aber große Strecken zurücklegen. Schließlich versprechen die Veranstalter der Kreuzfahrten ihren Gästen, sie könnten in nur einem Tag das ganze Delta erleben.

»Es ist schon vorgekommen, dass Boote in eine Gruppe Pelikane fuhren – damit die Touristen gute Handyfotos machen können«Silviu Covaliov, Biologe

Für das Biosphärenreservat sind die Schnellboote eine Bedrohung, wie die DDNI-Wissenschaftlerinnen und -Wissenschaftler erklären. Sie verursachen hohe Wellen, die wiederum die Ufer der Kanäle beschädigen und die Wurzeln der Auwälder unterspülen. Außerdem zerstören sie die Vegetation und töten mit ihren Schiffsschrauben tausende Fische. Der Motorenlärm stört brütende Vögel. Im aufgewühlten, trüben Wasser ist die Nahrungssuche für die Tiere nahezu unmöglich. Oftmals würden Boote sogar die legalen Routen verlassen, um ihren Gästen mehr zu bieten. »Es ist schon vorgekommen, dass Boote in eine Gruppe Pelikane fuhren – damit die Touristen gute Handyfotos machen können«, sagt Covaliov vom DDNI verärgert. Für die trägen Pelikane sind solche Manöver lebensbedrohlich. Die bis zu 15 Kilogramm schweren Vögel benötigen für die Flucht viel Energie – die ihnen später beim Fischen fehlt.

Des einen Leid ist des anderen Freud. Für die Anbieter sind die abenteuerlichen Kurztrips durchs Delta gutes Geld. In der Hochsaison pflügen laut Goean pro Tag mehr als tausend Boote durchs Wasser. Die meisten der Schnellboote können zwölf Personen transportieren. Für ein Kreuzfahrtschiff mit durchschnittlich 200 Passagieren braucht es also bis zu 17 Boote. Und weil die Tourismussaison im Delta nur von Juni bis September reicht, bleibt wenig Zeit, um Gewinn herauszuschlagen.

Langfristig aber habe der Massentourismus fatale Konsequenzen, erklärt der Biologe Covaliov. »Alles hängt an den Fischen«, sagt er. Sie sichern den Fischern in der Region ihr Einkommen und dienen den Vögeln als Nahrungsquelle. Doch die Anzahl der Fische im Donaudelta sinkt. Bereits jetzt gelten nahezu sämtliche Arten als bedroht. Schrumpft daraufhin die Vogelpopulation – was ebenfalls bereits der Fall ist –, bleiben auch die Touristinnen und Touristen aus. Von den Kreuzfahrten profitiert die lokale Wirtschaft indes nur wenig. Die Ausflügler konsumieren vor allem an Bord. Was sie zurücklassen, ist der ökologische Schaden.

Schwarzes Gold brachte Wohlstand in die Region

Lange Zeit zählte das Donaudelta zu einer der wirtschaftlich am stärksten wachsenden Regionen Rumäniens. Die Fischerei und insbesondere der Fang des Beluga-Störs bildeten das Fundament der lokalen Industrie. Der bis zu fünf Meter lange Knochenfisch stand im Zentrum der Kaviarproduktion der gesamten Sowjetunion. Die Fischer des Donaudeltas waren lange Zeit die wichtigsten Lieferanten des teuren Luxusprodukts. Zu lange. Die Störpopulation brach dramatisch ein, weshalb der Gewinn bringende Handel ein jähes Ende fand: Im Jahr 2006 verhängte die rumänische Regierung ein Fangverbot. Bis heute sind die Störe vom Aussterben bedroht. Was die Fischer seither aus dem Wasser holen, reicht ihnen kaum zum Überleben.

Georgian Vihodita | Der 34-Jährige lebt in Sfantu Gheorghe, einem kleinen rumänischen Fischerdorf unweit der Donaumündung. Er ist einer von 80 Fischern in dem Ort.

Auch Georgian Vihodita kämpft mit den Folgen des Verbots. Der 34-Jährige lebt in Sfantu Gheorghe, einem kleinen Fischerdorf unweit der Donaumündung. Er ist einer von 80 Fischern in dem Ort, der unter dem kommunistischen Diktator Nicolae Ceaușescu bekannt wurde für sein »schwarzes Gold«, den besonders teuren Beluga-Kaviar. Vom Wohlstand von einst ist in Sfantu Gheorghe heute wenig zu sehen. Der Ort liegt abgeschieden, ist ausschließlich mit dem Boot erreichbar. Es gibt weder Arzt noch Geldautomat, nicht einmal befestigte Straßen. Für den kräftigen Fischer Georgian Vihodita ist das Dorf nahe der Schwarzmeerküste dennoch »der schönste Ort der Welt«.

»Wenn es mit den Verboten hier so weitergeht, dann ist es mit der Fischerei in fünf Jahren vorbei«Georgian Vihodita, Fischer in Sfantu Gheorghe

Aber spricht er vom Fischfang, wirkt er verärgert. Auf Grund der schrumpfenden Fischpopulationen wird die Fischerei in der Region zunehmend eingeschränkt – zu sehr, wie Vihodita findet. Er und seine Kollegen fühlen sich von den Gesetzen der rumänischen Regierung sowie den Vorschriften der Donaudelta-Reservatsverwaltung (ARBDD) beschnitten, ja geradezu unterdrückt. »Wir werden bedrängt von zwei staatlichen Institutionen, die nicht in unserem Sinn arbeiten«, sagt Vihodita anklagend. »Wenn es mit den Verboten hier so weitergeht, dann ist es mit der Fischerei in fünf Jahren vorbei.«

Um über die Runden zu kommen, muss der Fischer im Sommer im Tourismus arbeiten. Dann fährt auch er Reisende mit dem Boot durchs Delta. Viele seiner Kollegen tun es ihm gleich: Bootstouren sind der zweite große Wirtschaftszweig in Sfantu Gheorghe. Viele andere Möglichkeiten gibt es hier nicht. Eine Anfrage an die ARBDD, Stellung zu den Vorwürfen zu beziehen, blieb unbeantwortet.

Valentin Sidorencu sieht ebenfalls keinen echten Ausweg aus dem Dilemma. Seit 2008 ist er Bürgermeister in Sfantu Gheorghe. Bis ins Jahr 2022 ankerten regelmäßig Kreuzfahrtschiffe aus Deutschland und Österreich im Hafen seiner Ortschaft. Dies brachte Sfantu Gheorghe zumindest eine gewisse Sichtbarkeit, vielleicht zu viel. Im Jahr 2019 strömten pro Tag bis zu 3000 Touristinnen und Touristen in den Ort, bei gerade mal 650 Einheimischen. »Das war erdrückend. Mit diesen Massen konnten wir nicht umgehen«, sagt Sidorencu. Auch finanziell war der Massentourismus für den Ort wenig lukrativ: Die Gäste hätten »vielleicht mal einen Snack« gekauft, erinnert sich Sidorencu, kehrten dann aber zum opulenten Abendessen auf ihre Schiffe zurück. »Dort haben sie ja alles, was sie brauchen. Wir konnten die Standards der Kreuzfahrttouristen nicht erfüllen.« Letztlich sei Sfantu Gheorghe nicht viel mehr als ein Transitort auf ihrer Tour gewesen.

Das änderte sich mit dem Einmarsch Russlands in die Ukraine im Februar 2022: Sfantu Gheorghe wurde dadurch schlagartig von der Liste der Ausflugsziele gestrichen. Seither stoppen Kreuzfahrtschiffe aus Sicherheitsgründen bereits 150 Kilometer flussaufwärts, lange bevor sich die Donau der ukrainischen Grenze nähert. Die Touristen gehen von Bord und werden in Bussen nach Tulcea gebracht, von wo aus sie anschließend ihre Touren starten.

In Tulcea wünscht man sich mehr Touristen

In Tulcea freut man sich über den Ansturm, lechzt sogar nach mehr. Auf der schattigen Außenterrasse eines Hotels an der schmucken Promenade sitzt Alexandru Filip. Er ist der Tourismusmanager der Stadt und hat eine Mission, denn bereits vor Ausbruch des Russland-Ukraine-Kriegs setzte Covid-19 dem lokalen Tourismus zu: »Vor der Pandemie hatten wir jährlich 560 Kreuzfahrtschiffe hier im Hafen. Tulcea war ein bekanntes Ziel. Dieses Jahr habe ich nur zwei Schiffe gesehen.« Die Menschen in Tulcea, die auf einen anhaltenden Kreuzfahrtboom setzten und dafür große Hotels errichteten, bringt das in Schwierigkeiten. Filip will die Touristen zurück ins Delta locken: möglichst schnell, möglichst viele.

Promenade in Tulcea | Die 65 000-Einwohner-Stadt Tulcea ist das Zentrum des gleichnamigen Bezirks im äußersten Südosten Rumäniens und wird als Tor zum Donaudelta bezeichnet.

Ob denn der Massentourismus aus seiner Sicht keine negativen Auswirkungen auf die Ökologie des Deltas habe? »Ich glaube ehrlich gesagt nicht«, sagt Filip. »Ich war dieses Jahr schon ein paarmal im Delta und habe dort viele Vögel gesehen. Es war absolut beeindruckend.« Kehrten die Kreuzfahrtschiffe nach Tulcea zurück, würde das zumindest die missliche Lage der Hotelbetreiber lindern, sagt Filip.

An der mangelnden Nachfrage nach Kreuzfahrten dürfte es nicht liegen. Laut der IG RiverCruise, die Interessengemeinschaft führender Flusskreuzfahrtreedereien, legten die Schiffe im Jahr 2023 rund 1000-mal in den rumänischen Häfen entlang der Donau an. »Vor der Pandemie haben sich die Zahlen kontinuierlich nach oben entwickelt«, lässt Sprecher Daniel Thiriet wissen. Mit Corona brach das Geschäft ein. Jetzt wirkt sich der russische Angriffskrieg negativ auf die Tourismusbranche der Region aus. Zwar seien die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen schwierig – das infolge des Klimawandels immer öfter auftretende Niedrigwasser verschärfe die Situation zusätzlich –, aber: »Wenn die Kunden Fahrten auf der Donau und ins Delta nachfragen, dann werden wir diese anbieten«, verspricht der Branchenvertreter.

Ähnlich sehen das die Anbieter der Touren im Delta. Denn mit der Fischerei allein kommen hier nur noch die wenigsten über die Runden. Bringt die Masse an Schnellbooten im Delta allerdings das Ökosystem ins Wanken, dann untergräbt das die wirtschaftliche Grundlage der Bevölkerung noch mehr als die Überfischung im vergangenen Jahrhundert. Es ist eine Gratwanderung.

Bienenfresser (Merops apiaster) | Die kleinen bunten Vögel leben nur im Sommer im Delta. Die Wintermonate verbringen sie in Afrika.

Zurück im Donaudelta dreht Iliuta Goean seinen Kopf zur Seite und legt die Hand ans Ohr. »Psst«, sagt er und deutet in den Himmel über dem Dickicht. »Bienenfresser.« Einige kleine, farbenprächtige Vögel schwirren durch die Luft. Trotz des gedämpften Tuckerns des Bootes sind die prägnanten Rufe der Zugvögel mit den langen, spitzen Schnäbeln deutlich zu hören. Ihre Zeit hier neigt sich dem Ende zu; schon bald machen sie sich in Schwärmen auf den Weg nach Afrika, wo sie den Winter verbringen.

Goean dagegen zählt im Delta zu einer seltenen Spezies: Er ist einer der wenigen, der Tourismus und Ökologie, Wirtschaft und Nachhaltigkeit zu vereinen versucht. Ob sein Ansatz in der Masse funktioniert, wird die Zukunft zeigen. Viele andere Arten würden davon jedenfalls profitieren.

Die Recherche wurde gefördert von der Stiftung Menschenwürde und Arbeitswelt sowie vom Netzwerk Recherche/Olin GmbH.

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