Sommerloch heute: Mit Moos feinstaublos
Wissenschaftler der Universität Bonn wollen den gesundheitlich belastenden Feinstäuben entlang deutscher Straßen mit einer wahrhaft grünen Lösung Herr werden: Moospolster sollen die kleinen Partikel aus der Luft filtern und dauerhaft an sich binden oder sogar in unschädliche Produkte umwandeln – ein erstes Versuchsprojekt startet bald.
Im Labor hat dieses Filterverfahren bereits bestens funktioniert, wie die Wissenschaftler berichten. Sie kippten große Mengen Blei- und Bariumstaub auf verschiedene Moospolster, wuschen dieses nach einiger Zeit ab und berechneten die Menge, die dabei im Grün hängen blieb:
Demnächst sollen die Pflanzen ihren ersten Außeneinsatz absolvieren: Entlang eines Stücks der A 562 sollen Moosmatten ausgebracht werden. Die Verkehrsminister müssen sich dabei keine Sorgen machen, dass auf sie vermehrt Grünpflegemaßnahmen und damit zusätzliche Kosten zukommen. Denn Moose benötigen nicht viel Pflege, wie Frahm betont: "Durch ihre Wartungsarmut werden sie für Autobahnmeistereien zusätzlich attraktiv." (dl)
Der Bonner Moosforscher Jan-Peter Frahm und seine Kollegen wollen sich dazu diverse nützliche Eigenschaften der polstrigen Pflanzen zunutze machen. Zum einen besitzen Moose insgesamt eine große Blattoberfläche, da ihre Fotosyntheseorgane sehr verwinkelt sind und sich in unzählige einzelne Stränge aufteilen: Nach Berechnung Frahms verteilen sich satte fünf Millionen Mikroblätter auf ein Quadratmeter Moos. Sie sind negativ geladen und ziehen damit positive Feinstaub-Partikel wie Ammonium-Ionen elektrostatisch an – ähnlich wie Mikrofaser-Staubtücher. Anschließend nehmen sie viele der angedockten Stoffe auf, die für sie nicht schädlich, sondern durchaus auch nützlich sind und düngend wirken wie das Ammonium. Andere Bestandteile werden von Bakterien verdaut, die auf den Blättchen hausen.
Im Labor hat dieses Filterverfahren bereits bestens funktioniert, wie die Wissenschaftler berichten. Sie kippten große Mengen Blei- und Bariumstaub auf verschiedene Moospolster, wuschen dieses nach einiger Zeit ab und berechneten die Menge, die dabei im Grün hängen blieb:
Auch die Wissenschaft kennt ein Sommerloch. Mehr und mehr fluten dann Ergebnisse die Medien, die sonst kaum den Weg in die Berichterstattung finden. Mit der Reihe "Sommerloch heute" möchten wir Ihnen eine Auswahl präsentieren.
Bis zu 20 Gramm Feinstaub machten die Pflanzen auf diese Weise pro Quadratmeter Bewuchs unschädlich – selbst an viel befahrenen Straßen fallen jährlich dagegen nur bis 14 Gramm auf der gleichen Fläche an. Allerdings, so müssen die Forscher einschränken, funktioniert das Ganze nur, wenn die Moose feucht, aber nicht zu nass sind. Eine Antwort, wie das etwa während langer Hitzeperioden gehandhabt werden kann, blieben sie schuldig. Demnächst sollen die Pflanzen ihren ersten Außeneinsatz absolvieren: Entlang eines Stücks der A 562 sollen Moosmatten ausgebracht werden. Die Verkehrsminister müssen sich dabei keine Sorgen machen, dass auf sie vermehrt Grünpflegemaßnahmen und damit zusätzliche Kosten zukommen. Denn Moose benötigen nicht viel Pflege, wie Frahm betont: "Durch ihre Wartungsarmut werden sie für Autobahnmeistereien zusätzlich attraktiv." (dl)
Wenn Sie inhaltliche Anmerkungen zu diesem Artikel haben, können Sie die Redaktion per E-Mail informieren. Wir lesen Ihre Zuschrift, bitten jedoch um Verständnis, dass wir nicht jede beantworten können.