Medizinischer Einzelfall: Morbus Crohn entpuppt sich als Ketchupbeutel
Morbus Crohn gehört zu den selteneren Krankheiten, ist aber für Betroffene sehr belastend: Sie leiden unter heftigen Bauchschmerzen und Durchfall, Blähungen und Übelkeit. In einem Drittel aller Fälle kommt es sogar zum gefährlichen Darmverschluss. Die Ursachen dafür sind bislang noch nicht restlos gefunden, doch gilt Morbus Crohn mittlerweile als eine chronische Autoimmunkrankheit, die eine langwierige Behandlung nach sich zieht. Wie schwierig Morbus Crohn bisweilen überhaupt zu diagnostizieren ist – und welche Fehler dabei passieren können –, zeigt ein Fall, den Mediziner um Ravindran Visagan vom Wexham Park Hospital im britischen Slough in "BMJ Case Reports" vorstellen. Er handelt von einer damals 35 Jahre alten Frau, der sechs Jahre lang diagnostiziert wurde, dass sie an der entzündlichen Darmerkrankung leide.
Während dieser Zeit wurde sie regelmäßig gegen die Symptome von Morbus Crohn behandelt; zudem musste sie deswegen mehrfach ins Krankenhaus – ohne dass sich eine nachhaltige Besserung einstellte. Letztendlich entschlossen sich Visagan und Kollegen zu einer Operation, um das entzündete Stück des Darms zu entfernen, ein übliches Verfahren, wenn gängige Methoden nicht anschlagen. Als sie den Bauch der Patientin geöffnet hatten, erlebten sie eine wirkliche Überraschung, denn sie entdeckten im fraglichen Darmabschnitt zwei Fremdkörper: Teile eines Ketchupbeutels des Herstellers Heinz. Die Kunststoffverpackung hatte die Schleimhaut des Darms durchlöchert und eine Entzündung ausgelöst. Warum sie sich dort verhakt hatte und nicht ausgeschieden wurde, können die Mediziner nicht erklären. Immerhin: Nach dem Eingriff besserte sich der Zustand der Patientin rapide, und fünf Monate später waren die Symptome dank der eingeleiteten Nachsorgemaßnahmen völlig verschwunden. Gegenüber "Sky News" gab die Frau an, sie könne sich nicht erinnern, dass sie eine Heinz-Ketchup-Verpackung auch nur in Bruchstücken verzehrt habe.
Visagan und Co mahnen hingegen, Ärzte müssten auch ungewöhnliche Ursachen für Morbus-Crohn-Fälle in Betracht ziehen, wenn gängige Therapien keine positiven Folgen zeitigen. In ihrem Aufsatz erwähnen sie noch beispielhaft den Fall eines siebenjährigen Jungen, der ebenfalls mit dem Verdacht auf Morbus Crohn in Behandlung war. Das Kind hatte allerdings einen Zahnstocher verschluckt, der die schmerzhafte Kettenreaktion in seinem Darm ausgelöst hatte.
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