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Mückenplage 2024: »Die Tigermücke sticht klar heraus«

Für mückengeplagte Menschen war der Sommer 2024 verheerend - und die Saison ist lange nicht vorbei. In den nächsten Jahren könnte es sogar noch schlimmer werden, erzählt der Biologe Norbert Becker.
Zahlreiche kleine Stechmücken sitzen auf einem nackten Arm und saugen Blut. Der Hintergrund ist verschwommen grün
Viele Menschen hielten es im Sommer 2024 draußen kaum aus, weil sie von Mücken heimgesucht wurden – dabei brauchen die Insekten unser Blut doch für ihren Nachwuchs.

Herr Becker, es ist Anfang September und noch immer sind die Stechmücken wahnsinnig aktiv. Meine Kinder zählen jeden Morgen stolz ihre Stiche. Wie ist die Lage in Deutschland am Ende dieses schlimmen Mückensommers 2024?

Bei mir ist ebenfalls die Hölle los. Alle fünf Minuten klingelt das Handy. Die Tigermücke hält uns auf Trab. Bei Ihnen zu Hause handelt es sich wahrscheinlich um die Hausmücke. Die stechen in der Nacht, morgens um drei oder vier hört man sie. Angelockt werden sie durch das Kohlendioxid in der Atemluft und die Inhaltsstoffe des Schweißes.

Sind wir jetzt mit dem Herbst endlich am Wendepunkt angekommen?

Vor allem die Tigermücke ist immer noch sehr aktiv und geht nur langsam in die Winterruhe hinein, die wir Diapause nennen.

Aber jetzt soll es kalt werden. Sterben die Tigermücken dann?

Nein, das macht ihnen erst einmal nichts. Bis in den Oktober werden wir die Tigermücke noch spüren. Erst danach wird es ruhiger, sie legen ihre Eier ab und gehen in die Ruhepause. Im Frühjahr werden sie wieder schlüpffähig, sie überdauern den Winter als Embryo im Ei. Die Tigermücke kann sich auf unsere Winter einstellen.

»Bei mir ist ebenfalls die Hölle los. Alle fünf Minuten klingelt das Handy«

Welche Mücken waren dieses Jahr besonders aktiv?

Eigentlich alle. Wir haben in Deutschland zwei große Gruppen von Stechmücken, die unterschiedlich bekämpft werden und unterschiedlich bewertet werden müssen. Die erste Gruppe sind die Überschwemmungsmücken, die Aedes-Arten, darunter die bekannteste Art Aedes vexans. Aedes ist lateinisch und steht für Taugenichts, vexans steht für quälend, also »quälende Taugenichtse«. Bei uns am Rhein wird sie fälschlicherweise als Schnake bezeichnet, obwohl die wahre Schnake keine Stechmücke ist und nicht sticht. Sie heißen Überschwemmungsmücken, weil ihre Eier überschwemmt werden müssen, damit die Larven schlüpfen können. Die Weibchen legen ihre Eier vier, fünf Tage nach der Blutmahlzeit in die feuchten Senken, beispielsweise von Flussauen. Teilweise liegen sie dort mehrere Jahre im trockenen Boden. Kommt dann das Hochwasser und überflutet die Eier und liegt gleichzeitig die Temperatur bei zehn Grad Celsius oder höher, schlüpfen die Larven aus den Eiern.

Norbert Becker | Der habilitierte Biologe ist Wissenschaftlicher Direktor der Gesellschaft zur Förderung der Stechmückenbekämpfung (GFS) und des Instituts für Dipterologie. Das Ziel: biologische, umweltverträgliche Methoden zur Bekämpfung von Stechmücken im Gebiet der KABS (Kommunalen Aktionsgemeinschaft zur Bekämpfung der Stechmücken) sowie auf internationaler Ebene (beispielsweise Afrika) zu implementieren.

Die Bedingungen hierfür waren im Frühsommer 2024 perfekt. Hochwasser suchte Anfang Juni fast ganz Süddeutschland heim.

Ja, an vielen Flüssen gab es extremes Hochwasser. Die Eier wurden alle nass. Dass in den Auen manchmal 10 000 Eier pro Quadratmeter liegen, macht die Sache so schlimm. Wir haben am Rhein Anfang Juni mehrere Millionen Larven pro Hektar Wasserfläche festgestellt. Je nach Temperatur entwickeln sie sich in ein bis zwei Wochen über vier Larven- und ein Puppenstadium zum Fluginsekt. Am Ende schlüpfen sie, zunächst vor allem die Männchen. Die führen ihre Begattungstänze auf, während sie mit 600 Hertz summen. Die Weibchen hören das, fliegen in die Schwärme hinein und werden begattet. Das übertragene Sperma kann bei den Weibchen eingelagert werden, so können sie mehrfach Nachkommen bilden, ohne sich erneut begatten lassen zu müssen. Nur die Weibchen stechen, sie brauchen das Blut, damit sich Eier entwickeln.

Und dann wird der Abend auf der Terrasse zur Qual.

Plötzlich fallen zur gleichen Zeit die Stechmücken in die Gemeinden ein. Aedes-Arten wandern sehr weit. Sie kommen pro Woche problemlos 10, 20 Kilometer weit. Sie leben etwa sechs bis acht Wochen, was sie zu einer länger andauernden Plage macht. Danach sterben sie zunehmend wieder ab.

Wo waren die Hotspots in diesem Sommer?

Am Ammer- und Bodensee war es teilweise verheerend – am Bodensee vor allem in Konstanz und Radolfzell. Viele Jahre lang gab es wegen der trockenen Sommer kaum oder keine Mücken mehr, in diesem Sommer dafür umso mehr. Aber der Leidensdruck ist am Boden- oder Ammersee nicht vergleichbar mit dem am nördlichen Oberrhein, weil wir regelmäßig diese Hochwasser in den Rheinauen haben. Der politische Druck ist in dieser Region viel größer. Wandern die Stechmücken aber erst einmal, können wir nichts mehr tun. Die ausgewachsenen Insekten können wir im Gegensatz zu den Larven nicht mehr biologisch bekämpfen.

»Für mich ist eine Plage erreicht, wenn sich die Leute nicht mehr erwehren können«

Ist der Begriff Mückenplage genauer definiert?

Es ist schwer, das genau zu definieren. Für mich ist eine Plage erreicht, wenn sich die Leute nicht mehr erwehren können und den Platz verlassen. Erfahrungsgemäß sind das so 20 Mückenstiche in ein paar Minuten. Zwei, drei Stiche pro Abend sind noch keine Plage. Als ich 1976 Doktorand in Ketsch bei Speyer war, zählte ich pro Minute 1700 Mücken. Das waren Verhältnisse, die sich heute niemand mehr vorstellen kann. Deshalb wurde die KABS gegründet.

Sie sprechen von der Kommunalen Aktionsgemeinschaft zur Bekämpfung der Schnakenplage (KABS), die 1976 in Speyer gegründet wurde. Sie bekämpfen die Aedes-Arten frühzeitig mit Bacillus thuringiensis israelensis, kurz BTI, einem biologischen Eiweißstoff. Von Mittelbaden bis Hessen sind die Mitarbeiter jeden Sommer unterwegs.

Man kann die Stechmücken nur wirksam eindämmen, wenn man eine Infrastruktur wie hier am Oberrhein aufbaut. Es bringt nichts, wenn nur eine Gemeinde BTI einsetzt. Die Stechmücken wandern anschließend aus der Nachbargemeinde ein. Die Kommunen müssten sich am Bodensee oder an anderen betroffenen Seen also zusammentun, wenn sie die Mücken bekämpfen wollen.

Neue Mückenarten wandern ein, die Tigermücke gilt in Südbaden schon als heimisch.

Als ich 1975 anfing, Stechmücken zu erforschen, kannten wir hier zu Lande 46 Stechmückenarten, jetzt sind es 52. Sechs neue Arten sind seither eingewandert, die meisten aus dem mediterranen Raum. An erster Stelle muss man allerdings Aedes albopictus nennen, die schon besprochene Asiatische Tigermücke. Sie gehört zur zweiten Gruppe heimischer Stechmücken: Arten, die in Städten und Siedlungen brüten, meistens in künstlichen Wasseransammlungen wie in Regentonnen, Blumentöpfen, Gießkannen oder Eimern. Wenn man bei der Tigermücke nichts macht, wird das zu einer verheerenden Plage. Sie ist unsere größte Herausforderung.

Kann die Tigermücke im feuchten Boden brüten?

Nein, Stechmücken kommen nicht aus dem feuchten Gras, alle Stechmücken brauchen immer einen freien Wasserkörper, um sich zu entwickeln – je wärmer, desto schneller. Erst bei neun Grad Celsius ist Schluss. Darunter entwickeln sie sich gar nicht mehr und gehen in die Diapause.

Welche neuen Stechmücken außer der Tigermücke gibt es noch?

Die Asiatische Buschmücke (Aedes japonicus) und Culiseta longiareolata, eine mediterrane Mückenart, sind ebenfalls eingewandert. Letztere habe ich in Heidelberg in Gullys gefunden. Die Asiatische Buschmücke, die wir 2009 erstmals in Südbaden nachweisen konnten, ist mittlerweile in ganz Deutschland verbreitet, glücklicherweise aber nicht so stechaktiv wie die Tigermücke, und tritt daher auch als Krankheitsüberträger weniger in Erscheinung. Die Tigermücke ist bei uns derzeit klar im Fokus.

Warum?

Sie ist sehr stechfreudig, und das selbst mitten am Tag. Das unterscheidet sie von den Rheinschnaken, die vor allem in der Dämmerung aktiv werden, und von der Hausmücke (Culex pipiens), die in der Nacht unterwegs ist. Alle 24 Stunden des Tages sind mittlerweile abgedeckt mit diesem Wunderwerk der Evolution: der Stechmücke.

24/7 Mückenalarm.

Absolut. Die Tigermücke sticht (sic!) aber klar heraus. Allein ihretwegen habe ich heute schon mindestens 20 Anrufe entgegengenommen. Die Leute beschweren sich, dass sie nicht mehr in den Garten können oder die Kinder verstochen werden. Wobei die Art nicht einfach lästig ist, sondern gefährlich. Sie überträgt schwer wiegende Krankheiten. Global gesehen würde ich sie im Ranking der gefährlichsten Stechmücken auf Platz 3 einreihen, hinter Anopheles gambiae, der afrikanischen Malariamücke, und der Gelbfiebermücke Aedes aegypti, die Gelbfieber, Dengue, Chikungunya und Zika verteilt. Die Asiatische Tigermücke ist ebenfalls ein Vektor für Dengue, Chikungunya und Zika. Darin unterscheiden sich Aedes aegypti und Aedes albopicuts kaum.

Was bedeutet der in diesem Zusammenhang auftretende Begriff Vektorkompetenz?

Dieser Begriff beschreibt , ob sich Pathogene oder Parasiten in dem Vektor entwickeln können. Es gibt Mücken wie Culex pipiens, die Dengue-Viren nicht übertragen können, dafür aber West-Nil-Viren. Die Art hat also eine hohe Vektorkompetenz für das West-Nil-Virus und ist sogar dessen Hauptüberträger, aber nicht für Dengue.

Im Osten Deutschlands zählen die Behörden jedes Jahr West-Nil-Fälle, ohne dass die Betroffenen vorher im Urlaub waren.

Ja, dort treten jedes Jahr einige Fälle auf. Wir haben eine Arbeitsgruppe und ein bundesweites Monitoring aufgebaut. Infizierte Vögel und Pferde werden überwacht, wie der Mensch auch können sie Blindwirte sein. Im Osten Deutschlands gibt es zunehmend Menschen, die sich infizieren. Letztes Jahr fiel in Ludwigshafen eine infizierte Schneeeule von der Stange: Das Virus breitet sich also von Ost nach West aus. Das können wir anhand unserer Infektionsraten bei den Stechmücken und infizierter Vögel nachweisen.

Tote Tigermücke | Eine tote adulte weibliche Tigermücke liegt in den Räumen der Kommunalen Aktionsgemeinschaft zur Bekämpfung der Schnakenplage in einer Petrischale.

Wie ist die Lage bei Dengue?

Wir importieren jedes Jahr 500 bis 800 Dengue-Fälle. Die Reisefreudigkeit hat seit Corona wieder zugenommen, und in Lateinamerika und Asien gibt es derzeit viele Fälle. Wir stehen in enger Verbindung mit den Gesundheitsämtern. Und wenn ein Dengue-Fall gemeldet wird, müssen wir schnell prüfen, ob es in der Nähe Tigermücken gibt. Den Betroffenen muss man sagen, dass sie den Kontakt mit Mücken meiden und sich mit einem Antimückenmittel einsprühen. Fünf bis acht Tage nach dem Stich entwickelt sich die Virämie. Dann haben sie die Viren im Blut.

Weil dann ein Kontakt mit Tigermücken gefährlich für alle Menschen im Umkreis wäre?

Richtig. Sticht eine Tigermücke einen Infizierten, kann sie sich infizieren. Vor allem wenn es warm ist, geht das schnell, denn die Tigermücke nimmt immer die Außentemperatur an. Innerhalb von fünf Tagen sind die Viren in der Speicheldrüse und dann kann sie die Dengue-Viren auch in Deutschland übertragen. Hier zu Lande geschah dies bislang nicht, weil die Populationen meist noch schwach sind. Noch sind wir in der glücklichen Situation, dass die Übertragung bei uns nicht so leicht geschehen kann wie in Italien. Dort und auch in Südfrankreich und Nordspanien gibt es aber jedes Jahr einige lokale Dengue-Fälle. Und jedes Jahr nehmen sie am Mittelmeer zu – und auch bei uns häufen sich die Fälle. Den ersten eingeschleppten Fall aus Europa gab es im Jahr 2010, als ein Erfurter Urlauber aus Split in Kroatien zurückgekehrt war.

Wegen solcher Fälle wollen Sie die Tigermückenpopulationen klein halten?

Durch die Bekämpfung wollen wir vermeiden, dass es große Bestände gibt. Wir wollen sie so klein wie möglich halten, um mögliche Übertragungen von Krankheiten zu unterbinden. Aber es ist nur eine Frage der Zeit, bis wir die ersten bodenständigen Dengue-Fälle in Deutschland haben. Vielleicht schon im nächsten Jahr.

Weil sich die Tigermücke so schnell ausbreitet?

Seit wir 2007 erstmals Eier in einer Falle in Weil am Rhein nachweisen konnten, hat sie sich nach Norden ausgebreitet. Fast jede Service-Station und jeder Rastplatz an der Autobahn entlang des Oberrheins ist mit Tigermücken verseucht. Man findet sie inzwischen in den Kommunen von Basel bis in den Rheingau entlang der ganzen Rheinschiene und in Städten wie Würzburg, Fürth, Jena und sogar Berlin.

»Die Tigermücke breitet sich explosionsartig aus«

Wird sie sich irgendwann im ganzen Land ausbreiten?

Am Anfang ging man davon aus, dass Tigermücken bloß in den warmen Regionen überleben können. Wir dachten, dass sie nur im warmen Breisgau Chancen habe, weil ansonsten keine Verhältnisse wie in Italien herrschen. Aber sie ist eben keine tropische Mücke, sie kann Frost bis minus zehn Grad Celsius vertragen. Da geht nichts kaputt. Deshalb kommt sie nun selbst in Berlin vor. Die Tigermücke breitet sich explosionsartig aus. Sogar mich haben das Ausmaß und die Schnelligkeit ihrer Verbreitung überrascht. 2017 hatten wir sieben Populationen in Deutschland, 2020 waren es 24, vergangenes Jahr schon mehr als 60. Jetzt weiß ich: Man muss immer den Klimawandel berücksichtigen.

Was macht die Tigermücke so erfolgreich?

Zwei Dinge. Erstens legt sie Eier, die trocken- und kälteresistent sind und interkontinental in gebrauchten Autoreifen verschleppt werden. Von den USA kam sie in den 1990er Jahren auf diesem Weg nach Italien. Zweitens ist es das Verhalten der Tigermücke: Sie folgt den Menschen. Sie ist stark anthropophil, wie wir sagen. Deshalb reist sie innerhalb Europas mit Touristen oder Brummifahrern mit. Die adulten Stechmücken gelangen als blinde Passagiere nach Deutschland. Mein Appell ist: Wer von Italien nach Hause reist, soll aufpassen, dass er keine Tigermücke im Auto hat. Die Leute bringen so die Tigermücke über die Alpen, sie tanken in Weil am Rhein, die Mücke geht raus – und schon ist sie da. Die erste Massenvermehrung hatten wie vor genau zehn Jahren entlang einer wichtigen Nord-Süd-Route.

Wie genau bekämpfen Sie die Tigermücke?

Mit Hilfe dreier Säulen. Die erste und wichtigste ist die Beteiligung der Bürger über Flyer, Webseiten, Zeitungsinterviews und Informationsveranstaltungen. Dann bekämpfen wir die Mücken mit BTI, das ist die zweite Säule. Wenn wir aber anschließend von Tür zu Tür gehen und im Garten die Tigermücken bekämpfen wollen, gibt es eine kleine Zahl von Verweigerern, etwa vier Prozent der Haushalte. Sie sagen: ›Mit eurer Giftspritze kommt ihr nicht rein.‹ Wir antworten dann, dass dies kein sei Gift, sondern ein Eiweißstoff, der von Bacillus thuringiensis israelensis gebildet worden ist. Die Eiweiße töten nur Mückenlarven ab und keine anderen Organismen. Zudem gibt es neun Prozent, die nicht da sind. Wenn wir aber auf diese Grundstücke nicht kommen, können sich dort ungehindert die Tigermücken entfalten.

Weigern sich heute mehr Leute als früher?

Es werden mehr. Und das muss sich ändern, sonst können wir die Bekämpfung bald nicht mehr schultern. Die Bekämpfung ist ziemlich teuer, 10 bis 20 Euro pro Anwesen. Städte wie Heidelberg und Freiburg geben für die Tigermückenbekämpfung sechsstellige Beträge aus, das wächst sich für die Kommunen langsam zur finanziellen Last aus. Deshalb erarbeiten wir gerade eine neue Strategie: ein nachhaltiges und langfristig wirkendes Bekämpfungsverfahren.

Was meinen Sie?

Wir erproben die Bekämpfung mit Copepoden, nur ein bis zwei Millimeter großen Kleinkrebsen, die ich gerne einfach Hüpferlinge nenne. Ich habe von Mitte der 1980er bis Mitte der 1990er Jahre in Genf bei der WHO gearbeitet, damals wurden schon Copepoden in Asien gegen Aedes aegypti eingesetzt. Die Idee habe ich zusammen mit dem Virologen Jonas Schmidt-Chanasit vor zwei Jahren in unseren Arbeitskreis der Mückenbekämpfung aufgenommen.

»Sie fressen sie nicht, sie töten sie nur«

Und wie lauten die Ergebnisse?

Die Hüpferlinge haben fantastisch eingeschlagen. Ich glaube, das ist eine Revolution bei der Tigermückenbekämpfung. Wir haben sie in Fässern eingesetzt, in denen sich danach zwei bis drei Monate lang keine Tigermücke mehr bilden. Wir sehen, wie sich die Copepoden über die Erstlarven der Tigermücke hermachen. Sie fressen sie nicht, sie töten sie nur. Sie haben einen Killerinstinkt. Dadurch machen sie Tabula rasa in den Fässern. Zudem sind die Krebschen robust und überleben selbst in kleinen Plastiksäckchen. So wollen wir sie an die Kommunen verschicken, wo sie in den Regentonnen oder Nassgullys verteilt werden. Vielleicht können die Hüpferlinge sogar überwintern, um im nächsten Jahr ihr gutes Werk erneut zu erbringen.

Und wann wollen Sie die Kleinkrebse einsetzen?

Vielleicht schon nächstes Jahr. Gerade sind wir dabei, in Heidelberg eine Zuchtanlage aufzubauen.

»Wegen der Ignoranz mancher Leute werden wir die Tigermücke nicht mehr los«

Los werden wir die Tigermücke nicht mehr, oder?

Nein, wegen der Ignoranz mancher Leute. Deshalb helfen auch keine Dürrejahre, um die Tigermücke auszurotten, da viele Gartenbesitzer Regenfässer als Wasserreservoir verwenden, wie wir vor zwei Jahren gesehen haben. Dort vermehren sich die Mücken prächtig – trotz Trockenheit. Trotzdem müssen wir die Populationen senken, weil die Krankheitsgefahr so groß ist. Mir sind Fälle bekannt, wo die Leute ihre Häuser verkauft haben. Nur wegen der Stechmücken.

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