Direkt zum Inhalt

Müdigkeit: Im Winter schlafen wir wohl anders

Winterschlaf halten wir Menschen in höheren Breiten nicht. Aber auch unser Schlafverhalten zeigt offensichtliche Veränderungen über die Jahreszeiten hinweg.
Schlafende Kinder im weihnachtlich geschmückten Zimmer
Im Winter ist es im Bett oder auf der Couch oft am gemütlichsten. Nun zeigt sich, dass wir in dieser Jahreszeit tiefer schlafen könnten.

Die kalte, dunkle Jahreszeit lädt geradezu dazu ein, länger im Bett zu bleiben. Und nun gibt es dafür vielleicht sogar einen wissenschaftlichen Grund: Aileen Seidler von der Humboldt-Universität zu Berlin und ihr Team legen in den »Frontiers of Neuroscience« eine Studie vor, laut der auch wir Menschen über die Jahreszeiten hinweg ein unterschiedliches Schlafverhalten zeigen. Zumindest legen dies Daten von rund 300 Menschen nahe, die unter neuropsychiatrischen Schlafstörungen leiden und sich deshalb an Schlafstudien beteiligten.

Ursprünglich wurden 292 Personen betrachtet, die sich so genannten Polysomnografien unterzogen hatten. Sie nächtigen dann in Schlaflaboren ohne Wecker und werden dabei hinsichtlich der Qualität und Art ihres Schlafs sowie dessen Dauer überwacht. Aus dieser Gruppe blieben schließlich 188 Menschen übrig, die keine Schlafmittel nahmen oder bei denen nicht etwa technische Probleme die Ergebnisse verfälscht haben könnten.

Durchschnittlich schliefen sie im Winter eine Stunde länger als im Sommer, was Seidler und Co jedoch noch nicht als statistisch signifikant betrachteten – im Gegensatz zu den verlängerten REM-Schlafphasen, die mit unserer inneren Uhr verknüpft sind und sich wiederum mit den Lichtverhältnissen ändern. Im Winter verlängerten sich die REM-Schlafphasen der Probandinnen und Probanden im Mittel um insgesamt 30 Minuten.

Schlaf verläuft nach einem festgelegten Muster. Dabei wechseln sich Nicht-REM- und REM-Schlafphasen zyklisch ab. Letztere sind charakterisiert durch schnelle Augenbewegungen (daher der Name REM von »rapid eye movement«) und eine hohe Atemfrequenz.

Nun soll untersucht werden, ob sich diese Ergebnisse bei Menschen bestätigen lassen, die einen gesunden, unterbrechungsfreien Schlaf aufweisen. Es wäre der erste Beleg dafür, dass wir unsere Schlafgewohnheiten an die Jahreszeiten anpassen – was entsprechende Verhaltensänderungen nahelegen würde. Seidler und Co vermuten, dass bei gesunden Menschen diese jahreszeitlichen Veränderungen noch stärker ausfallen könnten.

»Saisonalität ist bei jedem Lebewesen auf diesem Planeten allgegenwärtig«, sagt Studienleiter Dieter Kunz von der Klinik für Schlaf- & Chronomedizin in Berlin. »Auch wenn wir im Winter anscheinend unverändert leistungsfähig bleiben, wird die menschliche Physiologie herunterreguliert, so dass wir im Februar oder März das Gefühl haben, ›leerzulaufen‹.« Es könnte dabei schon helfen, im Winter eine Stunde früher zu Bett zu gehen.

Schreiben Sie uns!

Wenn Sie inhaltliche Anmerkungen zu diesem Artikel haben, können Sie die Redaktion per E-Mail informieren. Wir lesen Ihre Zuschrift, bitten jedoch um Verständnis, dass wir nicht jede beantworten können.

Partnerinhalte

Bitte erlauben Sie Javascript, um die volle Funktionalität von Spektrum.de zu erhalten.