Frühe Landwirtschaft: Neue Nahrung aus dem Norden
Wann immer der Mensch im Laufe der Jahrtausende neue Sitten entwickelte, stellt sich dieselbe Frage: Waren es Zugereiste, die die Ideen vor Ort etablierten, oder reiste die Idee allein, ohne weiter gehende Vermischung zuvor getrennter Bevölkerungsgruppen? Im Süden Afrikas zumindest spielten Einwanderer offenbar die entscheidende Rolle für den Start der Viehhaltung - aber andere als bislang vermutet.
Vor etwa 10 000 Jahren begann sich Europa tief greifend zu verändern: Ackerbau und Viehzucht drangen von Osten her vor und machten aus Jägern und Sammlern sesshafte Bauern. Allerdings, so scheint es, überzeugte die damaligen Europäer mehr die Idee als jene, die sie mitbrachten: In unseren Genen finden sich nur wenige Spuren einer Vermischung von Zugereisten und Einheimischen.
Geeignet für die genetische Spurensuche ist beispielsweise das Y-Chromosom, da es sich im Laufe der Generationen wenig wandelt. Denn während die sonst paarweise vorhandenen Chromosomen bei der Zellteilung Stücke austauschen können, bleibt dies dem Y-Chromosom als Einzelstück vorenthalten – und so wandert es unverändert von Vater zu Sohn, bis es zufällig von einer Mutation getroffen wird.
Anhand solcher Mutationen lassen sich daher Abstammungsverhältnisse und Wanderbewegungen rekonstruieren. Für Europa ebenso wie für Afrika, wo Brenna Henn von der Stanford University und ihre Kollegen das Verfahren nun anwendeten. Schließlich kam es auch hier einst zur Entdeckung der Landwirtschaft.
Doch liegt diese Geschichte noch weit mehr im Dunkeln als die neolithische Revolution vor unserer Haustür. Nur zweierlei Migrationswellen waren bislang bekannt: eine vor mehr als 30 000 Jahren und eine zweite vor etwa 1500 Jahren, als Angehörige der Bantu-Sprache aus dem Osten des Kontinents in den Süden gelangten.
Diese späteren Einwanderer galten lange auch als die Überbringer von Ackerbau und Viehzucht, bis archäologische Funde zeigten, dass Schaf- und Rinderhaltung damals bereits seit 500 Jahren bekannt waren. War hier die Idee den Einwanderern voraus gereist? Hatte sie sich an Berührungsgrenzen der Populationen bereits ausgebreitet, bevor die Menschen denselben Weg gingen?
Henn und Co beschreiben eine andere Variante. Die Forscher waren in ihren Proben von über 400 Männern aus 13 afrikanischen Stämmen auf eine einzige Basenveränderung – einen single nucleotide polymorphism oder SNP – gestoßen, der sehr wohl eine zeitlich passende Immigration nachzeichnet. Und zwar nicht von Bantu-Vertretern: Ihnen fehlt diese Mutation bis auf wenige Ausnahmen.
Die Wissenschaftler ermittelten, dass die Erbgutveränderung vor etwa 10 000 Jahren entstand und wohl von Angehörigen der nilotischen Sprachfamilien in den Süden gebracht wurde. Anders als in Europa, hinterließen die Neuankömmlinge im südlichen Afrika eine bis heute deutliche Spur: Die Mutation findet sich in hohem Prozentsatz in mehreren Völkern quer durch verschiedene Sprachhintergründe – so auch unter den Sandawe, die zu den Khoisan mit ihrer charakteristischen Klicksprache zählen. Den höchsten Anteil offenbarten die Viehzüchter der tansanischen Datog, die eine südnilotische Sprache sprechen. Sie dürften daher wohl die ältesten Träger des SNPs sein.
Wie nun die Ausbreitung vonstattenging, bleibt noch unklar: Wanderte eine Gruppe mit ihren Tieren von Norden nach Süden und "infizierte" die dort Heimischen – oder verdrängte sie letztendlich ohne Vermischung? Oder gab es eine dritte Gruppe, die das genetische Merkmal in nördlichen und südlichen Populationen einstreute?
Henn und ihre Kollegen halten die erste Variante für wahrscheinlicher, wobei es womöglich nur wenige Individuen gewesen seien, die den Weg auf sich genommen hatten. Sie geben aber zu bedenken, dass sie mehr Vergleichsdaten aus anderen Regionen benötigen, um die genauere Migrationsroute austüfteln zu können. Auf diese Weise ließe sich dann vielleicht auch erschließen, wie die weitere Entwicklung im Süden verlief, die irgendwann sogar das Kap der Guten Hoffnung erreichte.
Geeignet für die genetische Spurensuche ist beispielsweise das Y-Chromosom, da es sich im Laufe der Generationen wenig wandelt. Denn während die sonst paarweise vorhandenen Chromosomen bei der Zellteilung Stücke austauschen können, bleibt dies dem Y-Chromosom als Einzelstück vorenthalten – und so wandert es unverändert von Vater zu Sohn, bis es zufällig von einer Mutation getroffen wird.
Anhand solcher Mutationen lassen sich daher Abstammungsverhältnisse und Wanderbewegungen rekonstruieren. Für Europa ebenso wie für Afrika, wo Brenna Henn von der Stanford University und ihre Kollegen das Verfahren nun anwendeten. Schließlich kam es auch hier einst zur Entdeckung der Landwirtschaft.
Doch liegt diese Geschichte noch weit mehr im Dunkeln als die neolithische Revolution vor unserer Haustür. Nur zweierlei Migrationswellen waren bislang bekannt: eine vor mehr als 30 000 Jahren und eine zweite vor etwa 1500 Jahren, als Angehörige der Bantu-Sprache aus dem Osten des Kontinents in den Süden gelangten.
Diese späteren Einwanderer galten lange auch als die Überbringer von Ackerbau und Viehzucht, bis archäologische Funde zeigten, dass Schaf- und Rinderhaltung damals bereits seit 500 Jahren bekannt waren. War hier die Idee den Einwanderern voraus gereist? Hatte sie sich an Berührungsgrenzen der Populationen bereits ausgebreitet, bevor die Menschen denselben Weg gingen?
Henn und Co beschreiben eine andere Variante. Die Forscher waren in ihren Proben von über 400 Männern aus 13 afrikanischen Stämmen auf eine einzige Basenveränderung – einen single nucleotide polymorphism oder SNP – gestoßen, der sehr wohl eine zeitlich passende Immigration nachzeichnet. Und zwar nicht von Bantu-Vertretern: Ihnen fehlt diese Mutation bis auf wenige Ausnahmen.
Die Wissenschaftler ermittelten, dass die Erbgutveränderung vor etwa 10 000 Jahren entstand und wohl von Angehörigen der nilotischen Sprachfamilien in den Süden gebracht wurde. Anders als in Europa, hinterließen die Neuankömmlinge im südlichen Afrika eine bis heute deutliche Spur: Die Mutation findet sich in hohem Prozentsatz in mehreren Völkern quer durch verschiedene Sprachhintergründe – so auch unter den Sandawe, die zu den Khoisan mit ihrer charakteristischen Klicksprache zählen. Den höchsten Anteil offenbarten die Viehzüchter der tansanischen Datog, die eine südnilotische Sprache sprechen. Sie dürften daher wohl die ältesten Träger des SNPs sein.
Wie nun die Ausbreitung vonstattenging, bleibt noch unklar: Wanderte eine Gruppe mit ihren Tieren von Norden nach Süden und "infizierte" die dort Heimischen – oder verdrängte sie letztendlich ohne Vermischung? Oder gab es eine dritte Gruppe, die das genetische Merkmal in nördlichen und südlichen Populationen einstreute?
Henn und ihre Kollegen halten die erste Variante für wahrscheinlicher, wobei es womöglich nur wenige Individuen gewesen seien, die den Weg auf sich genommen hatten. Sie geben aber zu bedenken, dass sie mehr Vergleichsdaten aus anderen Regionen benötigen, um die genauere Migrationsroute austüfteln zu können. Auf diese Weise ließe sich dann vielleicht auch erschließen, wie die weitere Entwicklung im Süden verlief, die irgendwann sogar das Kap der Guten Hoffnung erreichte.
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