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Kosmische Nachbarschaft: Neuer ultraheller Röntgenpulsar

In der Magellan-Brücke ist eine Röntgenquelle erwacht. Daten von Astrosat zeigen, dass es sich dabei um einen ultrahellen Röntgenpulsar handelt.
Künstlerische Darstellung eines ultra-hellen Röntgenpulsars

Zwischen unseren galaktischen Nachbarn, den Magellanschen Wolken, ist nach 26-jährigem Schlummer eine Röntgenquelle erwacht, die sich nun als ultraheller Röntgenpulsar (ULXP) entpuppt hat, wie ein Team indischer Astronomen in der Zeitschrift »Monthly Notices of the Royal Astronomical Society« berichtet. Sie ist damit das zweitnächste bisher bekannte Objekt dieser Art und erst das achte jemals entdeckte. Die Röntgenquelle weist eine Helligkeit von mehr als einer Million Sonnen auf und befindet sich in der magellanschen Brücke, einem Strom aus Gas und Sternen, der die beiden Magellanschen Wolken miteinander verbindet. Diese gehören zu unseren nächsten galaktischen Begleitern und sind zwei der am weitesten entfernten, mit dem bloßen Auge sichtbaren Objekte.

Die Röntgenquelle, bekannt unter dem Kürzel RX J0209.6-7427, wurde erstmals im Jahr 1993 während eines sechs Monate dauernden Ausbruchs registriert. Fachleute klassifizierten das Objekt zunächst als ein Röntgendoppelsternsystem vom »Be-Typ«, bestehend aus einem kompakten Stern, meist ein Neutronenstern, und einem frühen Be-Stern. Letzterer wirft von Zeit zu Zeit auf Grund von schneller Rotation und Pulsationen Materie aus, die sich als ein äquatorialer Gasring um den Stern legt. Läuft der kompakte Stern durch diesen Ring, so wird durch die Akkretion Röntgenstrahlung frei. Die wahre Natur des Objekts blieb allerdings ungeklärt, da es die nächsten 26 Jahre in einem schlafenden Zustand verharrte und nicht weiter erforscht werden konnte. Erst im November letzten Jahres flammte die Strahlung wieder auf. Die Wissenschaftler untersuchten das Objekt daraufhin mit dem indischen Satelliten und Weltraumobservatorium Astrosat. Die hochenergetische pulsierende Röntgenstrahlung klassifiziere das Objekt als »ultraheller Röntgenpulsar«, englisch: Ultra-Luminous X-Ray Pulsar, ULXP, wie die Astronomen berichten.

ULXPs zeigen sich als einzelne Punkte am Himmel, jedoch mit einer Helligkeit, die mit derjenigen ganzer Galaxien vergleichbar ist. Die herkömmliche Theorie besagt, dass ULXPs glühende Akkretionsscheiben um Schwarze Löcher sind. Neuere Beobachtungsdaten deuten jedoch darauf hin, dass zumindest manche der Objekte Neutronensterne in ihrem Herzen haben könnten. Ein Neutronenstern ist der Überrest eines toten Sterns, der etwa so viel Materie enthält wie unsere Sonne, aber auf einen winzigen Radius von nur zehn Kilometern zusammengedrückt ist. Der Hypothese zufolge dreht sich der Neutronenstern in diesen Objekten mit einer Geschwindigkeit von bis zu 100-mal pro Sekunde und sendet dabei von seinen Magnetpolen Pulse energiereicher Röntgenstrahlung aus; RX J0209.6-7427 rotiert dagegen einmal in neun Sekunden. Die Autoren denken, dass der mutmaßliche Neutronenstern von RX J0209.6-7427 möglicherweise sogar schneller werden und dadurch ein wahres »Röntgenfeuerwerk« auslösen könnte. Dergleichen würde passieren, wenn der Neutronenstern Material von einem Begleitstern einfängt, dabei zusätzlichen Drehimpuls bekommt, so dass sich seine Rotation beschleunigt.

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