Plastikplanet: Noch ein Müllstrudel im Pazifik
Vermutet wurde es schon lange, doch erst jetzt gibt es die offizielle Bestätigung, dass auch im Südpazifik ein gewaltiger Müllstrudel vornehmlich aus Plastikabfällen kreist. Er nimmt eine Fläche von rund 2,6 Millionen Quadratkilometern ein und entspricht damit etwas mehr als der tausendfachen Fläche des Saarlands. Das berichtete Charles Moore von der Algalita Marine Research Foundation gegenüber "ResearchGate", der mit seinem Team eine Schiffsexpedition in die Region durchgeführt hatte. Dabei entnahmen sie unter anderem rund um die Oster- und Robinson-Crusoe-Inseln Wasserproben, um den Plastikgehalt darin zu messen.
Im Gegensatz zum schon länger bekannten Müllstrudel im Nordpazifik besteht das südliche Pendant zumindest in diesem Seegebiet vor der südamerikanischen Küste weniger aus großen Abfällen wie Plastikflaschen, Zahnbürsten oder Schuhen, sondern vor allem aus Granulat: Das Material war bis dahin also schon länger im Ozean unterwegs und entsprechend zerkleinert. "Wir haben gewaltige Mengen Kunststoff gefunden", fasst es Ozeanforscher Moore zusammen. Auch andere Indizien sprechen dafür, dass hier viel Müll kreist – und darunter nicht nur Kleinteile. Im Mai 2017 wurde beispielsweise eine Studie veröffentlicht, wie viel Kunststoff sich innerhalb weniger Jahre auf der unbewohnten und isolierten Henderson-Insel angesammelt hat. Auch sie liegt im potenziellen Einflussgebiet des Müllstrudels.
Das Problem scheint sich im Südpazifik zu verschärfen, denn eine Studie aus dem Jahr 2011 erbrachte deutlich weniger Müll als heute. In der abgelegenen Region fern von Siedlungszentren reichern sich also erst seit relativ kurzer Zeit Abfälle an, doch geschehe dies in hohem Tempo, so Moore. Woher sie stammen, ist noch unklar, denn sie müssen wegen der geringen Größe eine längere Reise hinter sich haben, was auf eine Quelle außerhalb des Südpazifiks hinweist. Womöglich stammen die Partikel aus dem nördlichen Gegenstück und driften über den Äquator. Laboranalysen sollen genaueren Aufschluss über die Herkunft geben. Die Datenauswertung soll zudem abschätzen helfen, wie viel Müll hier eigentlich unterwegs ist. "Nach dem, was ich gesehen habe, gehe ich davon aus, dass auf einer riesigen Fläche im Südpazifik Millionen Plastikteilchen pro Quadratkilometer schwimmen", schätzt Moore.
Potenziell kann jeder der fünf großen Meereswirbel im Atlantik, Pazifik und Indischen Ozean als Müllstrudel enden. Wirklich gut untersucht sind jedoch nur der nordpazifische und in etwas geringerem Umfang der nordatlantische Wirbel. Zu den anderen drei Wirbeln liegen hingegen kaum Daten vor. Vorherrschende Winde und Meeresströmungen sorgen dafür, dass Abfälle von den Küsten und aus der Schifffahrt hier eingetragen werden und dann für längere Zeit im Meer kreisen. Ein Teil des Mülls sinkt in die Tiefsee, wird zerkleinert und gelangt in die Nahrungskette oder endet schließlich doch wieder an den Küsten. Es existieren Pläne, diese Abfälle aus dem Wasser zu fischen und zu entsorgen, doch bislang ist noch kein Ansatz über Pilotprojekte hinausgekommen.
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