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Paläontologie: Nordamerikas verschwundene Serengeti

Elefanten, Nashörner, Wildpferde, Antilopen und mehr: In Texas lebte einst eine Megafauna, die es mit ostafrikanischen Savannen aufnehmen konnte.
Tierwelt von Paläo-Texas

Als während der 1930er Jahre die Große Depression die USA heimsuchte, wurden arbeitslose Texaner zu einer ganz besonderen Arbeit herangezogen: Sie sammelten gegen Bezahlung tausende Fossilien in dem US-Bundesstaat für die Behörden; eingelagert wurden die Versteinerungen schließlich in der Sammlung der University of Texas in Austin. Ein großer Teil dieser Fossilien wurde bis heute nicht untersucht, aber bisherige Auswertungen deuten schon an, welch reichhaltige Tierwelt einst in der Region lebte. Steven May und sein Team stellten nun eine erste große Bestandsaufnahme in »Palaeontologia Electronica« vor. Sie umfasst vor allem die Fauna um die texanische Stadt Beeville, die vor elf bis zwölf Millionen Jahren außerordentlich tierreich war.

Insgesamt gruben die Arbeitslosen fast 4000 Fossilien aus, die nun zugeordnet wurden. Unter anderem lebten damals hier elefantenartige Mastodons, Nashörner, Antilopen, Kamelverwandte, zwölf verschiedene Pferdearten und mehrere Raubtierspezies – was die Wissenschaftler zu Vergleichen mit der heutigen Serengeti ermutigte. Insgesamt konnten sie 50 unterschiedliche Großtierarten identifizieren, die das Ökosystem an der texanischen Küste besiedelten. Neben schon bekannten Arten wiesen sie zudem eine neue Gomphotherium-Art nach, die ebenfalls zu den Rüsseltieren gehören, sowie einen bislang unbekannten Vertreter der Hundeartigen. Und sie beschrieben das bislang älteste bekannte Fossil eines nordamerikanischen Alligators.

In der Sammlung herrsche allerdings ein gewisses Ungleichgewicht, so May. Während der dreijährigen Kampagne von 1939 bis 1941 suchten vornehmlich ungelernte Arbeiter nach den Fossilien. Und diese konzentrierten sich vor allem auf große Knochen und Versteinerungen, weswegen die Megafauna in der Sammlung dominiert. May und seine Kollegen fahndeten daher auch gezielt nach den damaligen Grabungsstätten, um dort erneut nach Fossilien suchen zu können – dieses Mal mit Fokus auf kleineren Tieren wie Nagern. Tatsächlich machten sie eine der Gruben ausfindig, die sich auf dem Gelände einer Farm befindet. Sie wird das Ziel zukünftiger Grabungen, um das Bild der damaligen Fauna zu vervollständigen.

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