News: Notdurft macht erfinderisch
Wer viel futtert, muss auch einiges wieder los werden. In freier Wildbahn dürfte die Entsorgung anfallender Exkremente eigentlich kein Problem darstellen. Doch bei den gefräßigen Raupen der Dickkopffalter wird jeder Toilettengang zum sportlichen Überlebenstraining, weil verräterische Düfte Feinde anlocken könnten. Daher gilt: Je weiter weg mit dem Mist, desto besser!
Jede Schmetterlingslarve hat nur eines im Sinn, nämlich so schnell wie möglich zu wachsen und genügend Reservestoffe für die Verpuppung anzulegen. Deswegen wird geknabbert und gefressen, was das Blattzeug hält. Und trotzdem finden die Larven der Dickkopffalter noch Zeit, in mühevoller Arbeit kleine Blatthäuschen zu bauen, die pingelig sauber gehalten werden.
Von diesen Unterkünften fasziniert, wollte die Biologin Martha Weiss von der Georgetown University in Washington herausfinden, wie es die Raupen anstellen, das Blattwerk zum "Architekturwerk" umzubauen. Also begab sie sich auf Raupensuche und verstaute die Tiere in einer Plastikbox. Kaum war der Behälter verschlossen, vernahm sie aus dem Inneren allerdings seltsame Geräusche – so als würde etwas gegen die Wände geschossen. Probten die Raupen etwa den Aufstand?
In der Tat, da donnerten immer wieder kleine Kügelchen, in der Größe von Traubenkernen, mit voller Wucht gegen die Wände. Bei genauem Hinsehen entpuppten sich diese Wurfgeschosse als "stinknormale" Exkremente der Larven.
Weiss nahm das Raupenhinterteil genauer unter die Lupe und stellte fest, dass die Tiere dort mit einem harten, lukenähnlichem Körperteil ausgestattet sind, das als Abschussplattform für den frisch ausgeschiedenen Kot dient. Nur ein kurzer Anstieg des Blutdrucks reichte aus, um die Reste des Verdauungstraktes wegzuschießen und dabei rekordverdächtige Weiten von bis zu 153 Zentimeter zu erzielen.
Doch was soll diese seltsame Verhaltensweise? Wollen die Raupen ihre Blatthäuser hygienisch sauber halten, oder geht es nur darum zu verhindern, dass der Platz im Unterschlupf zu eng wird?
Die Wissenschaftlerin setzte die Raupen in kleinere Behälter und wartete gespannt die weiteren Ereignisse ab, wenn sich der Kot langsam anhäufen würde. Doch nichts Aufregendes geschah: Die Larven konnten zwar nun nicht mehr so viele Blatthäuser errichten, und es wurde eng und ungemütlich, ansonsten schien es den Larven aber unverändert gut zu gehen.
Es musste also einen anderen Grund für die Larven der Dickkopffalter geben, ihre eigenen Exkremente zu verfluchen – da kam der Biologin auch schon eine Idee. Sie setzte im Versuchsbehälter eine Wespe aus, die sogleich Jagd auf die Raupen machte. Innerhalb von fünf Minuten waren 14 von insgesamt 17 Larven verspeist. Nur drei Raupen überlebten – offensichtlich weil auf ihren Blatthäusern gläserne Kügelchen lagerten, die Weiss als Attrappe ausgelegt hatte. Alle anderen Raupen hatten auf ihren Dächern Kotkügelchen, die mit ihren verräterischen Düften den Räuber anlockten und ihm signalisierten: In diesem Blattversteck wartet Leckeres!
In der Natur hinterlassen die Raupen also während ihrer Fresstour permanent gefährliche Duftspuren, die beseitigt werden müssen. Und dabei gilt das sportliche Motto: Je weiter die Kotkugel geschossen wird, desto größer der Vorsprung vor dem Feinde und damit die Überlebenschance.
Von diesen Unterkünften fasziniert, wollte die Biologin Martha Weiss von der Georgetown University in Washington herausfinden, wie es die Raupen anstellen, das Blattwerk zum "Architekturwerk" umzubauen. Also begab sie sich auf Raupensuche und verstaute die Tiere in einer Plastikbox. Kaum war der Behälter verschlossen, vernahm sie aus dem Inneren allerdings seltsame Geräusche – so als würde etwas gegen die Wände geschossen. Probten die Raupen etwa den Aufstand?
In der Tat, da donnerten immer wieder kleine Kügelchen, in der Größe von Traubenkernen, mit voller Wucht gegen die Wände. Bei genauem Hinsehen entpuppten sich diese Wurfgeschosse als "stinknormale" Exkremente der Larven.
Weiss nahm das Raupenhinterteil genauer unter die Lupe und stellte fest, dass die Tiere dort mit einem harten, lukenähnlichem Körperteil ausgestattet sind, das als Abschussplattform für den frisch ausgeschiedenen Kot dient. Nur ein kurzer Anstieg des Blutdrucks reichte aus, um die Reste des Verdauungstraktes wegzuschießen und dabei rekordverdächtige Weiten von bis zu 153 Zentimeter zu erzielen.
Doch was soll diese seltsame Verhaltensweise? Wollen die Raupen ihre Blatthäuser hygienisch sauber halten, oder geht es nur darum zu verhindern, dass der Platz im Unterschlupf zu eng wird?
Die Wissenschaftlerin setzte die Raupen in kleinere Behälter und wartete gespannt die weiteren Ereignisse ab, wenn sich der Kot langsam anhäufen würde. Doch nichts Aufregendes geschah: Die Larven konnten zwar nun nicht mehr so viele Blatthäuser errichten, und es wurde eng und ungemütlich, ansonsten schien es den Larven aber unverändert gut zu gehen.
Es musste also einen anderen Grund für die Larven der Dickkopffalter geben, ihre eigenen Exkremente zu verfluchen – da kam der Biologin auch schon eine Idee. Sie setzte im Versuchsbehälter eine Wespe aus, die sogleich Jagd auf die Raupen machte. Innerhalb von fünf Minuten waren 14 von insgesamt 17 Larven verspeist. Nur drei Raupen überlebten – offensichtlich weil auf ihren Blatthäusern gläserne Kügelchen lagerten, die Weiss als Attrappe ausgelegt hatte. Alle anderen Raupen hatten auf ihren Dächern Kotkügelchen, die mit ihren verräterischen Düften den Räuber anlockten und ihm signalisierten: In diesem Blattversteck wartet Leckeres!
In der Natur hinterlassen die Raupen also während ihrer Fresstour permanent gefährliche Duftspuren, die beseitigt werden müssen. Und dabei gilt das sportliche Motto: Je weiter die Kotkugel geschossen wird, desto größer der Vorsprung vor dem Feinde und damit die Überlebenschance.
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