Entomologie: Personenkontrolle
In einer Regierungskoalition kennen sich die einzelnen Mitglieder persönlich - anders wäre es zumindest beim Menschen, dessen Sozialgefüge auf persönlichen Beziehungen beruht, kaum vorstellbar. Gilt dies auch für die Regentinnen eines jeden Individualismus entbehrenden Ameisenstaates?
Alle für eine, eine für alle – alle Arbeiterinnen schuften im Ameisenstaat für eine Königin, und eine Königin übernimmt für alle Untertanen das mühselige Geschäft des Eierlegens. Doch halt – nicht jede Ameisenart verfährt nach diesem Prinzip. So gründen beispielsweise bei der lateinamerikanischen Ameisenart Pachycondyla villosa mehrere Königinnen gemeinsam eine Kolonie. Sie etablieren dabei sehr schnell eine stabile Hierarchie, entsprechend der dann die Aufgaben verteilt werden, und alle Staatsgründerinnen bleiben auch nach dem Schlüpfen der Arbeiter im Staat.
Der persönlichen Beziehungen von Pachycondyla-villosa-Königinnen nahmen sich nun Patrizia D'Ettore und Jürgen Heinze von der Universität Regensburg an. Dazu sammelten die Wissenschaftler zunächst in brasilianischen Kakaoplantagen Königinnen aus Ameisenkolonien, setzten diese immer zu zweien in ein künstliches Nest und gaben den Insekten 24 Stunden Zeit, um untereinander die Rangfolge abzuklären.
Entscheidend für die Identifikation des Gegenübers war deren besonderer Körpergeruch und nicht etwa deren Verhalten: In einer unbekannten Umgebung, in der kein direkter Körperkontakt zu einer anderen Ameise möglich war, hielten sich rangniedrigere Ameisen lieber in der Nähe einer bekannten als einer fremden Königin auf. Zudem interessierten sie sich länger für eine vertraute Königin als für eine unbekannte, wenn sie auf ein durch Kälte immobilisiertes dominantes Exemplar trafen.
Dabei orientierten sich die Insekten weder an einer speziellen Duftnote für den Rang der anderen noch einfach am gemeinsamen Koloniegeruch. Denn weder Ameisen des gleichen Status noch Tiere, die mehrere Wochen zusammen gelebt hatten, trugen ein jeweils ähnliches chemisches Duftprofil.
Die Wissenschaftler vermuten daher, dass bei Pachycondyla villosa der gemeinsame Staatsduft erst mit dem Schlüpfen der Arbeiter entsteht und sich die Staatsgründerinnen unabhängig vom allgemeinen Koloniegeruch und von chemischen Signalen über den sozialen Status am ganz individuellen Duft der anderen erkennen. So ganz unpersönlich geht es zumindest bei dieser Ameisenart offenbar doch nicht zu.
Eine Ameisenkolonie ist nun aber eine eher unpersönliche Angelegenheit: Zwar teilen alle Mitglieder einen gemeinsamen Staatsgeruch, kennen sich aber nach gängiger Ansicht untereinander nicht individuell. Persönliche Bekanntschaft könnte aber in einer Hierarchie, wie sie bei Pachycondyla villosa üblich ist, durchaus von Vorteil sein. Denn dann wäre bei jeder Begegnung auf den ersten Blick klar, wer die Chefin ist und wer die Untergebene, und es müsste nicht bei jedem Treffen aufs Neue der jeweilige Status und die entsprechende Rolle im Staat ermittelt werden.
Der persönlichen Beziehungen von Pachycondyla-villosa-Königinnen nahmen sich nun Patrizia D'Ettore und Jürgen Heinze von der Universität Regensburg an. Dazu sammelten die Wissenschaftler zunächst in brasilianischen Kakaoplantagen Königinnen aus Ameisenkolonien, setzten diese immer zu zweien in ein künstliches Nest und gaben den Insekten 24 Stunden Zeit, um untereinander die Rangfolge abzuklären.
Dann ließen die Forscher jeweils ein dominantes und ein untergeordnetes Tier aufeinander los. Kannten sich die beiden schon von der Gewöhnungsphase her, ließen sie sich gegenseitig in Ruhe. Trafen jedoch zwei Ameisen unterschiedlichen Ranges aufeinander, die sich zuvor noch nie begegnet waren, zeigten sie einander die Mandibeln und gingen beißend aufeinander los. Den jeweiligen Rang der anderen erkannten sie bei einer Fremden offenbar nicht – anders als bei der Bekannten.
Entscheidend für die Identifikation des Gegenübers war deren besonderer Körpergeruch und nicht etwa deren Verhalten: In einer unbekannten Umgebung, in der kein direkter Körperkontakt zu einer anderen Ameise möglich war, hielten sich rangniedrigere Ameisen lieber in der Nähe einer bekannten als einer fremden Königin auf. Zudem interessierten sie sich länger für eine vertraute Königin als für eine unbekannte, wenn sie auf ein durch Kälte immobilisiertes dominantes Exemplar trafen.
Dabei orientierten sich die Insekten weder an einer speziellen Duftnote für den Rang der anderen noch einfach am gemeinsamen Koloniegeruch. Denn weder Ameisen des gleichen Status noch Tiere, die mehrere Wochen zusammen gelebt hatten, trugen ein jeweils ähnliches chemisches Duftprofil.
Die Wissenschaftler vermuten daher, dass bei Pachycondyla villosa der gemeinsame Staatsduft erst mit dem Schlüpfen der Arbeiter entsteht und sich die Staatsgründerinnen unabhängig vom allgemeinen Koloniegeruch und von chemischen Signalen über den sozialen Status am ganz individuellen Duft der anderen erkennen. So ganz unpersönlich geht es zumindest bei dieser Ameisenart offenbar doch nicht zu.
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