Pharaonen: Neue C-14-Daten verfeinern altägyptische Chronologie
In welchem Jahr ein Pharao den Thron bestieg, ist oft schwer zu sagen: Es fehlen die absoluten Daten. Dank einer umfangreichen C-14-Datierung sehen Forscher nun klarer.
Trotz einer Fülle an Schriftquellen ist die altägyptische Chronologie noch keineswegs in Stein gemeißelt. Während die relative zeitliche Einordnung beispielsweise anhand der Königslisten relativ gut fassbar ist, tun sich Forscher mit absoluten Zeitangaben noch immer schwer. Ein Team um Christopher Bronk Ramsey von der University of Oxford hat nun mit aufwändigen Radiokarbondatierungen versucht, dem Abhilfe zu schaffen.
Erfreulicherweise bestätigen die Ergebnisse des Teams in vielen Fällen die vorherrschende Chronologie oder unterstützen einen von mehreren bereits diskutierten Alternativvorschlägen [1]. In Einzelfällen ergaben sich allerdings auch Widersprüche: So wurde der Beginn der Regentschaft des altägyptischen Pharaos Djoser bislang auf das Jahr 2667 oder 2592 v. Chr. datiert, die neuen Ergebnisse geben hier einen Zeitrahmen von 2691 bis 2625 an. Auch den Beginn – und damit alle weiteren Daten – des Neuen Reichs verlegen sie auf ein früheres Datum: Frühestens 1570 und spätestens 1544 v. Chr. soll es begonnen haben und nicht wie bislang vermutet im Jahr 1550 oder gar 1539 v. Chr.
In einem begleitenden Kommentar bescheinigt der Ägyptologe Hendrik Bruins von der Ben-Gurion-Universität des Negev dem Team um Bronk Ramsey große Sorgfalt bei Aufbau und Durchführung der Studie. Allerdings bedauert er, dass die Autoren die so genannte 2. Zwischenzeit am Übergang von Mittlerem zu Neuem Reich ausklammerten. Gerade für diese Phase, in der Ägypten vom Volk der Hyksos dominiert wurde, existieren im gesamten Mittelmeerraum einander widersprechende Chronologien. Allerdings herrscht auf Grund der mitunter chaotischen Zustände in dieser Zeit auch ein Mangel an geeignetem Probenmaterial. Eine Vereinheitlichung der Chronologien, die womöglich sogar das Datum des folgenschweren Vulkanausbruchs auf Santorini fixiert, würde sich aus den neuen Ergebnissen leider nicht ergeben.
Die Radiokarbonmethode macht sich zu Nutze, dass eine Pflanze nach ihrem Tod keinen neuen Kohlenstoff aufnimmt. Ursprünglich enthaltene Kohlenstoffisotope 14C zerfallen mit der Zeit radioaktiv, wodurch sich das Isotopenverhältnis ändert. Wie viel 14C bereits verschwunden ist, gibt also Auskunft über das Alter der Probe.
Klimatische und jahreszeitliche Bedingungen nehmen allerdings erheblichen Einfluss auf die Häufigkeit der Isotope, weshalb die Datierung nur dann zuverlässig funktioniert, wenn das Isotopenverhältnis zu Lebzeiten der Pflanze genau bekannt ist. Ein gebräuchlicher Ausweg besteht darin, mit Hilfe von Baumringdaten einen jahrgenauen Korrekturwert zu bestimmen, der dann zur Kalibrierung der Rohdaten dient.
Trotz aller Vorkehrungen lassen sich die von den Wissenschaftlern ermittelten Daten bei den ältesten Proben nur auf 76 Jahre genau einordnen, bei den jüngsten konnten sie die Ungenauigkeit hingegen auf lediglich 24 Jahre verringern. Das exakte Jahr beispielsweise einer Thronbesteigung geben die Ergebnisse also nicht her, zumal sich ohnehin nicht sicher klären lässt, in welchem zeitlichen Zusammenhang das Objekt, dem die Probe entnommen wurde, mit den Eckpunkten der Regentschaft steht. Eine Grabbeigabe könnte beispielsweise schon Jahre vor dem Tod des Herrschers angefertigt worden sein.
Neben Radiokarbondatierungen stehen Historikern noch weitere Möglichkeiten zur Verfügung, um aus relativchronologischen Daten absolute Zeitpunkte zu gewinnen. Dazu zählen beispielsweise in Schriftquellen erwähnte Verweise auf Vorgänge in besser datierten Nachbarländern, aber auch Berichte über Himmelsereignisse wie Sonnen- oder Mondfinsternisse. Deren Datum lässt sich mit astronomischen Methoden berechnen – allerdings auch nicht mit letztgültiger Genauigkeit, wie Bronk Ramsey erklärt: Viele dieser Ereignisse würden sich in zu kurzen Abständen wiederholen, um auf ein einziges Jahr festgenagelt werden zu können. (jd)
Erfreulicherweise bestätigen die Ergebnisse des Teams in vielen Fällen die vorherrschende Chronologie oder unterstützen einen von mehreren bereits diskutierten Alternativvorschlägen [1]. In Einzelfällen ergaben sich allerdings auch Widersprüche: So wurde der Beginn der Regentschaft des altägyptischen Pharaos Djoser bislang auf das Jahr 2667 oder 2592 v. Chr. datiert, die neuen Ergebnisse geben hier einen Zeitrahmen von 2691 bis 2625 an. Auch den Beginn – und damit alle weiteren Daten – des Neuen Reichs verlegen sie auf ein früheres Datum: Frühestens 1570 und spätestens 1544 v. Chr. soll es begonnen haben und nicht wie bislang vermutet im Jahr 1550 oder gar 1539 v. Chr.
Bronk Ramsey und Kollegen konzentrierten sich bei ihrer Untersuchung auf die drei großen altägyptischen Perioden Altes, Mittleres und Neues Reich. Dazu datierten sie insgesamt 211 Proben organischen Materials, das sie in Museen aus aller Welt sammelten. Bedingung war, dass sich das Material – etwa als Grabbeigabe – exakt der Regierungszeit eines einzelnen Pharaos zuordnen ließ und ausschließlich von kurzlebigen Pflanzen, wie zum Beispiel den Bastfasern eines Flechtkorbs, stammte. So sollte der Zeitpunkt, an dem die Probe ursprünglich verarbeitet wurde, möglichst genau eingegrenzt werden.
In einem begleitenden Kommentar bescheinigt der Ägyptologe Hendrik Bruins von der Ben-Gurion-Universität des Negev dem Team um Bronk Ramsey große Sorgfalt bei Aufbau und Durchführung der Studie. Allerdings bedauert er, dass die Autoren die so genannte 2. Zwischenzeit am Übergang von Mittlerem zu Neuem Reich ausklammerten. Gerade für diese Phase, in der Ägypten vom Volk der Hyksos dominiert wurde, existieren im gesamten Mittelmeerraum einander widersprechende Chronologien. Allerdings herrscht auf Grund der mitunter chaotischen Zustände in dieser Zeit auch ein Mangel an geeignetem Probenmaterial. Eine Vereinheitlichung der Chronologien, die womöglich sogar das Datum des folgenschweren Vulkanausbruchs auf Santorini fixiert, würde sich aus den neuen Ergebnissen leider nicht ergeben.
Die Radiokarbonmethode macht sich zu Nutze, dass eine Pflanze nach ihrem Tod keinen neuen Kohlenstoff aufnimmt. Ursprünglich enthaltene Kohlenstoffisotope 14C zerfallen mit der Zeit radioaktiv, wodurch sich das Isotopenverhältnis ändert. Wie viel 14C bereits verschwunden ist, gibt also Auskunft über das Alter der Probe.
Klimatische und jahreszeitliche Bedingungen nehmen allerdings erheblichen Einfluss auf die Häufigkeit der Isotope, weshalb die Datierung nur dann zuverlässig funktioniert, wenn das Isotopenverhältnis zu Lebzeiten der Pflanze genau bekannt ist. Ein gebräuchlicher Ausweg besteht darin, mit Hilfe von Baumringdaten einen jahrgenauen Korrekturwert zu bestimmen, der dann zur Kalibrierung der Rohdaten dient.
So fanden die Wissenschaftler um Bronk Ramsey heraus, dass ihre 14C-Daten von einer systematischen Verzerrung betroffen sind, die an die altägyptische Wirtschaftsweise geknüpft ist: Landwirtschaft wurde damals hauptsächlich nach der alljährlichen Nilüberschwemmung betrieben, weshalb die Ernte im Winter stattfand. Die Radiokarbonmessungen liefern dadurch stets einen Zeitpunkt, der 19 Jahre vor dem tatsächlichen Alter liegt.
Trotz aller Vorkehrungen lassen sich die von den Wissenschaftlern ermittelten Daten bei den ältesten Proben nur auf 76 Jahre genau einordnen, bei den jüngsten konnten sie die Ungenauigkeit hingegen auf lediglich 24 Jahre verringern. Das exakte Jahr beispielsweise einer Thronbesteigung geben die Ergebnisse also nicht her, zumal sich ohnehin nicht sicher klären lässt, in welchem zeitlichen Zusammenhang das Objekt, dem die Probe entnommen wurde, mit den Eckpunkten der Regentschaft steht. Eine Grabbeigabe könnte beispielsweise schon Jahre vor dem Tod des Herrschers angefertigt worden sein.
Neben Radiokarbondatierungen stehen Historikern noch weitere Möglichkeiten zur Verfügung, um aus relativchronologischen Daten absolute Zeitpunkte zu gewinnen. Dazu zählen beispielsweise in Schriftquellen erwähnte Verweise auf Vorgänge in besser datierten Nachbarländern, aber auch Berichte über Himmelsereignisse wie Sonnen- oder Mondfinsternisse. Deren Datum lässt sich mit astronomischen Methoden berechnen – allerdings auch nicht mit letztgültiger Genauigkeit, wie Bronk Ramsey erklärt: Viele dieser Ereignisse würden sich in zu kurzen Abständen wiederholen, um auf ein einziges Jahr festgenagelt werden zu können. (jd)
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