Pluto: Schlagendes Herz lässt Winde rückwärts wehen
Die in sanftem Rosa gehaltene Tombaugh Regio auf Pluto sieht nicht nur aus wie ein Herz, sie ist auch ähnlich zentral für den Kreislauf seiner Atmosphäre: Tagsüber erwärmt hier die Sonne gefrorenen Stickstoff und macht ihn gasförmig, in der Nacht friert er wieder ein. Dieser Zyklus treibt die Luftzirkulation über den Zwergplaneten an.
Laut einem Team um Tanguy Bertrand vom NASA Ames Research Center lässt sich dabei ein im Sonnensystem einzigartiges Phänomen beobachten: Der Wind in Höhen über 4000 Metern bläst offenbar beständig in westliche Richtung, und das obwohl sich der Zwergplanet selbst nach Osten dreht. Dadurch bewege sich die Atmosphäre in Gegenrichtung zum Himmelskörper.
Zu dieser Erkenntnis kamen die Forscher mit Hilfe einer Wettersimulation, für die sie Plutos Oberfläche nachbildeten und zudem berücksichtigten, wo sich überall größere Mengen von Stickstoff befinden. Die Ergebnisse veröffentlichten sie nun im Fachmagazin »JGR Planets«.
Entlang des Westrands des Beckens würden die Winde auch in Oberflächennähe wehen, schreiben die Forscher. Und diese Luftströmung könne man sogar sehen, wenn auch nur indirekt: Sie stecke vermutlich hinter dunklen Flecken und Windverwehungen, die sich westlich von Sputnik Planitia erkennen lassen. Der Wind transportiere geringe Mengen an Wärme, die wiederum dazu führen, dass das Eis an Ort und Stelle erodiert oder von Dunstpartikeln zugedeckt werde.
Der einzige andere Himmelskörper im Sonnensystem, bei dem ein ähnliches Phänomen der »Retrorotation« auftreten könnte, sei der Neptunmond Triton, schreiben die Forscher. Insgesamt handelt es sich bei den Winden auf Pluto freilich nur um ein laues Lüftchen: Seine Atmosphäre ist rund 100 000-mal dünner als die der Erde – entsprechend schwach ist die Luftströmung.
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